Der zeitlich begrenzte Verzicht auf Nahrung wird seit Jahrtausenden in fast allen Religionen und Kulturen praktiziert. Man verspricht sich davon eine Reinigung von Körper und Psyche – und auch heilsame Prozesse sollen dadurch angestoßen werden. Die Indikationen für eine Fastentherapie sind breit gefächert, doch nicht für alle ist die Wirksamkeit wissenschaftlich belegt.

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Fasten ist weit mehr, als nichts zu essen. Unter therapeutischem Fasten (Synonym: Heilfasten) versteht man den freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für eine begrenzte Zeit – verbunden mit reichlich Flüssigkeitszufuhr, regelmäßiger Darmentleerung und ausreichend Bewegung, aber auch Ruhe und Entspannung.

Richtig durchgeführt bleibt man während einer Fastenkur leistungsfähig und verspürt wenig bis kein Hungergefühl. Heilfasten ist also ein ganzheitliches Verfahren, das von einer reinen Kalorienrestriktion abzugrenzen ist, bei welcher die tägliche Kalorienzufuhr um 20–40 % reduziert wird, allerdings weiterhin regelmäßig Mahlzeiten eingenommen werden. Wegbereiter für die heute am weitesten verbreiteten Fastenkuren waren die Mediziner Dr. Otto Buchinger (siehe Kasten) und Dr. Franz Xaver Mayr.

Der Stoffwechsel muss sich beim Fasten umstellen. Dieser Prozess der Anpassung erfolgt schrittweise und wird hormonell gesteuert. Am ersten Fastentag wird Energie zunächst aus Glykogen gewonnen. Glykogen stellt die am schnellsten verfügbare Form von Energie dar. Diese Reserven sind nach etwa 24 Stunden verbraucht. Bereits ab dem zweiten Fastentag erfolgt die Energieversorgung zu etwa 75 % aus Fettreserven. Die restlichen 25 % werden zunächst über einen vermehrten Abbau von körpereigenem Eiweiß aus Skelett- und Herzmuskulatur gedeckt. Im weiteren Fastenverlauf tritt dann ein Eiweißsparmechanismus ein. Nach 2–3 Wochen beträgt der Eiweißanteil nur noch 5–10 % und der Anteil der Fettverbrennung steigt auf bis zu 95 %.


Buchinger-Heilfasten

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Im Europa hat sich das modifizierte Fasten nach Buchinger als die Fastenmethode durchgesetzt.

Man beginnt mit 1–2 Vorbereitungstagen, an denen nur leicht verdauliche Speisen gegessen werden (z. B. gedünsteter Reis). Am dritten Tag wird der Darm durch die Einnahme von Glaubersalz (erhältlich in der Apotheke) komplett entleert.

Danach besteht die Ernährung über mehrere Tage bis Wochen lediglich aus Wasser, Obst- und Gemüsesäften, Brühen und Tee sowie einer geringen Menge Honig (30 g). Auf feste Nahrung wird komplett verzichtet, damit kein Hungergefühl aufkommt (welches durch Kauen induziert wird). Die Kalorienzufuhr sollte 500 kcal pro Tag nicht überschreiten. Nach dem Fastenbrechen wird feste Nahrung über drei Aufbautage langsam wieder eingeführt. Die optimale Fastendauer beträgt 2–4 Wochen. Zur Gesundheitsförderung ohne therapeutische Zielsetzung hat sich Fasten über maximal eine Woche bewährt.


Erkrankungen & Fasten

Richtig angewandtes Heilfasten hat zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit. Durch den Nahrungsverzicht werden im Körper verschiedene Prozesse angestoßen:

  • Die Energiegewinnung wird von Kohlenhydrat- auf Eiweiß- und Fettstoffwechsel umgestellt.
  • Cholesterin- und Blutzuckerspiegel sinken.
  • Die Harnausscheidung wird erhöht.
  • Oxidativer Stress und Entzündungsprozesse werden reduziert.

Fasten beeinflusst also eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen – und dementsprechend weitgefächert sind die Indikationen. Laut der aktuellen Leitlinie der Ärztegesellschaft für Heilfasten zeigt eine Fastentherapie Wirkung bei folgenden Diagnosen:

  • Chronisch-entzündlichen Erkrankungen
  • Metabolischen Erkrankungen
  • Kardiovaskulären Erkrankungen
  • Chronischen Schmerzsyndromen
  • Atopischen Erkrankungen
  • Psychosomatischen Störungen

Allerdings sind viele dieser Einsatzgebiete wissenschaftlich umstritten. Am besten belegt ist die therapeutische Wirkung für rheumatische Erkrankungen sowie für Typ-2-Diabetes.

Kontraindikationen für Fastenkuren

Fasten kann allerdings auch mit Risiken verbunden sein und in gewissen Situationen schwerwiegende Folgen haben. Kontraindiziert ist Fasten bei fehlenden Gewichtsreserven bzw. bei starker Abmagerung z. B. durch Tumorerkrankungen (Kachexie) sowie bei einer fortgeschrittenen Leber- oder Niereninsuffizienz. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit dürfen keine Fastenkuren durchgeführt werden. Besondere Vorsicht ist bei Personen mit erhöhten Harnsäurewerten geboten.

Kritische Medikation beim Heilfasten

Es gilt auch zu bedenken, dass durch das Fasten die Wirkung bestimmter Arzneistoffe beeinflusst wird und dementsprechend eine Anpassung der Dosis notwendig sein kann.

So kann sich beispielsweise die Wirkintensität verschiedener Blutverdünner durch die verringerte Nahrungsaufnahme erhöhen, weshalb diese gegebenenfalls niedriger dosiert werden sollten. Dasselbe gilt für entwässernde und blutdrucksenkende Arzneimittel. Eine harnsäuresenkende Medikation muss hingegen möglicherweise höher dosiert werden. Sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrer/Ihrem Ärztin/Arzt.