Vitiligo ist eine chronische Hauterkrankung, die durch das Auftreten weißer Flecken gekennzeichnet ist. In Österreich sind rund 100.000 Personen betroffen. Die Krankheit kann die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Der Bedarf an Aufklärung ist hoch.

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Die Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) ist eine Autoimmunerkrankung der Haut, bei der die Betroffenen im Laufe ihres Lebens charakteristische weiße, scharf begrenzte Flecken entwickeln. Sie kann Männer wie Frauen gleichermaßen treffen und entwickelt sich meist zwischen dem zehnten und dem 30. Lebensjahr. In Europa tritt die Erkrankung bei etwa einem Prozent der Bevölkerung auf. Die weißen Flecken zeigen sich bei fast jedem Zehnten im Gesicht und auf der Halsregion, bei knapp 20 Prozent der Betroffenen tritt Vitiligo auf den Händen und Armen auf, weitere betroffene Körperstellen sind Rumpf, Beine/Füße und die Genitalregion. Oft treten die Flecken symmetrisch auf beiden Seiten des Körpers auf, können aber auch asymmetrisch sein. Die weißen Stellen entstehen durch einen Mangel an Melanin. Vermutlich werden die Melanozyten durch eine Autoimmunreaktion zerstört.

Die Veranlagung zur Vitiligo kann erblich bedingt sein, warum die Krankheit ausbricht, ist aber noch weitgehend ungeklärt. Faktoren wie Stress, Virusinfektionen, starke Sonnenbrände, Hormonschwankungen oder starke mechanische Belastung der Haut gelten als mögliche Auslöser. Obwohl es sich um eine „gutartige“ Erkrankung ohne körperliche Beschwerden handelt, fühlen sich viele Betroffene aufgrund der weißen Flecken von ihrer Umwelt stigmatisiert.

Psychische Belastung

Die Erkrankung, die besonders im Sommer durch die Kontraste zwischen den pigmentierten und depigmentierten Hautbereichen auffällt, kann zu einem erheblichen Leidensdruck führen. Die fortschreitende Sichtbarkeit der Krankheit führt zu einer erheblichen psychischen Belastung, die sich auf die Lebensqualität auswirkt. Menschen mit Vitiligo haben ein fünfmal höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken wie vergleichbare Gesunde.

Demnach sind Schwimmbad- oder Strand-Besuche für 55 Prozent der Betroffenen schwierig, bloßes Händeschütteln zur Begrüßung ist für fast 50 Prozent der Betroffenen ein Problem und Friseurbesuche empfinden 45 Prozent als belastend. „Die psychische Belastung, unter der Menschen mit Vitiligo leiden, ist oft sehr hoch“, so Dermatologin Univ.-Prof. Dr. Angelika Hofer (Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Graz). „Viele Patient:innen kämpfen mit Selbstbewusstseinsproblemen, sozialer Isolation und Depressionen aufgrund der sichtbaren Veränderungen ihrer Haut.“

Bewusstsein schaffen

Wichtig ist, über Vitiligo aufzuklären – etwa, dass sie nicht ansteckend ist! – sowie Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen und das Verständnis für die Erkrankung in der Gesellschaft zu vertiefen. Ein interessanter Ansatz: Spiele wie das Videospiel „Sims 4“ ermöglichen es mittlerweile, Sims-Avatare mit Vitiligo zu erstellen und so die Vielfalt der Hauterkrankungen darzustellen. Aber auch die Umsetzung von Barbiepuppen mit den markanten weißen Flecken einer Vitiligo-Erkrankung trägt dazu bei, die Diversität der Menschen abzubilden und das Bewusstsein für die Erkrankung zu stärken.

„Durch das Integrieren von Vitiligo in Spiele und Spielzeug wird die Krankheit sichtbarer im Alltag und ‚normal‘. Das trägt dazu bei, das Stigma zu reduzieren, das oft mit Vitiligo verbunden ist“, begrüßt die junge Mutter und Vitiligo-Betroffene Yvonne solche Aktivitäten. „Es ist wichtig, dass Menschen mit Vitiligo sich in der Gesellschaft akzeptiert fühlen und das Bewusstsein für ihre Herausforderungen geschärft wird.“

Die prominenteste Betroffene ist vermutlich Winnie Harlow, ein kanadisches Model und Aktivistin. Harlow nutzt ihre Plattform, um über Vitiligo aufzuklären und das Bewusstsein für die Hauterkrankung zu erhöhen. Sie teilt ihre persönliche Geschichte und Erfahrungen, um Vorurteile und Stigmatisierungen zu bekämpfen.

Behandlung & Pflege

Die Erforschung der Erkrankung und neue Behandlungsmöglichkeiten zeigen laufend Fortschritte. Zum Einsatz kommen etwa Phototherapien oder spezielle Kortisonpräparate. Alle Therapien zielen darauf ab, die weitere Depigmentierung aufzuhalten. Sollten Betroffene großen Leidensdruck verspüren, kann das Kaschieren von Vitiligo-Flecken das Wohlbefinden verbessern. Es gibt verschiedene kosmetische Produkte und Techniken, die dabei helfen können, wie zum Beispiel Camouflage-Make-up. Wichtig ist aber vor allem, auf einen Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor zu achten, da der Haut an den nicht pigmentierten Stellen der Eigenschutz fehlt.
Außerdem werden Mikronährstoffe wie Kupfer und L-Phenylalanin, Vitamine C, D, E, Ginkgoextrakt sowie Zink empfohlen.