Männergesundheit ist leider nach wie vor ein vernachlässigtes Thema. Während Frauen häufiger Vorsorgetermine wahrnehmen und Gesundheitsfragen diskutieren, zögern Männer oft, über ihre Probleme zu sprechen oder ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vorsorge kann jedoch Leben retten. Umso wichtiger ist es, diese Themen offen und ohne Scham anzusprechen.
Checkliste für Männer
- HPV-Impfung: Vorsorge von Penis-, Anal-, Rachen- und Kehlkopfkarzinomen (Aktuelle Impfaktion!)
- Ab 20 Jahren: monatliche Selbstuntersuchung der Hoden
- Allgemeiner Check-up: Blutdruck, Cholesterin, Blutzucker
- Ab 40 Jahren: Harntest
- Ab 45 Jahren: Prostata-Screening 1 x/Jahr
- Ab 45 Jahren: Darmkrebsvorsorge in Form von jährlicher Stuhluntersuchung und alle 10 Jahre Vorsorgekoloskopie
- Hautkrebsvorsorge: alle 2 Jahre dermatologische Untersuchung und Selbstkontrolle 2 x/Jahr
- Ab 65 Jahren: Früherkennungsuntersuchung der Bauchaorta
Die Prostata wird oft erst beachtet, wenn sie Probleme macht. Doch wo liegt sie genau und welche Aufgaben erfüllt sie? Die Prostata, eine Drüse unterhalb der Blase, ist für die Produktion eines Teils der Samenflüssigkeit verantwortlich. Mit zunehmendem Alter ist eine Vergrößerung des Organs vollkommen natürlich. Die Prostata kann von der Größe einer Walnuss bis hin zur Größe einer Orange heranwachsen. Glücklicherweise führen diese Veränderungen nicht zwingend zu Schwierigkeiten.
Problematisch wird es, wenn die benigne Prostatahyperplasie (BPH) – also die gutartige Vergrößerung der Prostata zu Symptomen wie vermehrtem, vor allem nächtlichen Harndrang sowie Blasenentleerungsstörungen führt. Auch wenn diese Anzeichen zu Beginn eventuell nicht gravierend erscheinen, sollten sie frühzeitig behandelt und ernst genommen werden, da unbehandelte Prostatavergrößerungen langfristig zu Nierenproblemen oder Blaseninfektionen führen können.
Viele Ursachen, viele Therapieoptionen
Mit pflanzlichen Präparaten wie Sägepalme, Kürbis oder Brennnesselwurzel kann Abhilfe geschafft werden. Einige Formulierungen sind aufgrund der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit auch als Arzneimittel zugelassen. Bei stärkerer Symptomatik können verschreibungspflichtige Medikamente wie beispielsweise Finasterid, Tamsulosin oder andere Wirkstoffe indiziert sein. Im Falle eines verstärkten Krankheitsverlaufs kann auch eine operative Verkleinerung der Prostata notwendig sein, die jedoch oft minimal-invasiv durchgeführt werden kann.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können nicht nur eine gutartige Prostatavergrößerung diagnostizieren, sondern auch die Früherkennung von Prostatakrebs ermöglichen. In Österreich erkranken jährlich etwa 7.000 Patienten an Prostatakrebs, was diese Form des Karzinoms mit 30 % zu der für Männer mit Abstand am häufigsten vorkommenden Krebserkrankung macht. Früh erkannt ist er jedoch in vielen Fällen heilbar und kann im Anfangsstadium häufig medikamentös behandelt werden.
Schreitet die Erkrankung voran, kann eine teilweise oder komplette Entfernung der Prostata notwendig sein. Ab dem 45. Lebensjahr sollte daher jeder Mann jährlich eine Prostata-Vorsorgeuntersuchung in Betracht ziehen. Diese umfasst einerseits die schmerzfreie Tastuntersuchung der Prostata und andererseits den PSA-Bluttest, der zur Früherkennung verwendet wird.
Erektile Dysfunktion – Keine falsche Scham
Ein weit verbreitetes Problem, über das keiner spricht, das aber deutlich häufiger auftritt als gedacht, ist die erektile Dysfunktion (ED), also die Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen oder diese aufrechtzuerhalten.
Die Ursachen für erektile Dysfunktionen sind vielfältig und oft komplex. In etwa 90 Prozent der Fälle liegt eine organische Ursache zugrunde. So kann beispielsweise ein Testosteronmangel zum Abbau glatter Muskelzellen im Penis führen und gleichzeitig den Aufbau von Kollagen im Schwellkörper fördern, was beides die Fähigkeit, eine Erektion zu erreichen, beeinträchtigen kann. Auch eine Veränderung der Nervenstruktur kann mitverantwortlich sein: Bei sexueller Erregung müssen Nervenimpulse vom Gehirn über das Rückenmark zum Penis geleitet werden, um die Erektion auszulösen. Ist diese Reizweiterleitung gestört, kann es ebenfalls zu Potenzproblemen kommen. Eine weitere häufige Ursache ist eine unzureichende Durchblutung, denn für eine stabile Erektion muss ausreichend Blut in den Schwellkörper strömen.
Der Lebensstil spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko. Die dadurch potenziell entstehenden Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Koronare Herzerkrankung und Diabetes zählen zu den Hauptursachen für erektile Dysfunktion. Erektionsstörungen sollten stets ärztlich abgeklärt werden, da sie, wenn sie arteriell bedingt sind, ein Frühwarnzeichen für ernsthafte kardiovaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt darstellen können.
Die Psyche leidet
Häufig kommen mit der Zeit zu einer organisch bedingten Erektionsstörung auch psychische Faktoren wie Stress hinzu. Die psychische Komponente gelangt oft so stark in den Vordergrund, dass Betroffene glauben, die Erektionsstörung habe ausschließlich psychische Gründe.
Auch Schlafmangel kann die Potenz beeinträchtigen. Eine Studie zeigte, dass Schichtarbeiter, die unter chronischem Schlafmangel leiden, einen signifikant niedrigeren Testosteronspiegel aufweisen und damit ein höheres Risiko für Erektionsstörungen haben. Emotionale Belastungen wie Depressionen oder dauerhafte Erschöpfung können ebenfalls eine Rolle spielen.
Je nachdem, welche Ursache der erektilen Dysfunktion zugrunde liegt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten und durch neue Therapieoptionen lässt sich eine deutliche Besserung erzielen.
Sogenannte PDE-5 Hemmer können helfen, die Durchblutung des Penis zu verbessern und so eine Erektion zu ermöglichen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn es einen sexuellen Reiz gibt und dieser dann über die Nervenbahnen an den Penis weitergeleitet wird. Dazu muss die Reizweiterleitung über die Nerven intakt sein. Es gibt jedoch einige Kontraindikationen, bei welchen PDE-5-Hemmer nicht eingesetzt werden dürfen.
Eine Alternative stellt somit die intrakavernöse Injektionstherapie dar, wobei das Medikament selbstständig kurz vor dem Geschlechtsverkehr in den Penisschwellkörper gespritzt wird. Somit setzt das Medikament direkt an den glatten Muskelzellen im Penis an. Diese Methode funktioniert auch ohne intakte Nervenfunktion. Eine Kontraindikation hierbei wäre eine blutverdünnende Medikation.
Wichtig ist es, offen mit dem/der Urologen/Urologin zu sprechen, da in vielen Fällen eine behandelbare Grunderkrankung der erektilen Dysfunktion zugrunde liegt. Falsche Scham sollte niemanden davon abhalten, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen! Besonders wichtig ist es, sich nicht aus Verlegenheit auf fragwürdige Medikamente aus dem Internet zu verlassen. Diese bergen enorme Gefahren, da ihre Inhaltsstoffe und Dosierungen oft unklar sind und gravierende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen können. Auch die richtige Beratung zu Dosierung und Einnahme sollte in der Apotheke vor Ort erfolgen. Nur so lässt sich ein wünschenswerter und sicherer Behandlungserfolg erzielen.
Männergesundheit und seelisches Wohlbefinden
Männer neigen dazu, körperliche Beschwerden eher zu ignorieren oder kleinzureden. Doch das betrifft nicht nur physische Erkrankungen, sondern auch das seelische Wohlbefinden. Depressionen und Burn-out sind bei Männern keine Seltenheit, bleiben aber oft unerkannt, da Männer seltener über ihre Gefühle sprechen oder professionelle Hilfe suchen.
Psychische Belastungen können jedoch gravierende Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit haben. Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme (s. S. 32) und eine verminderte Leistungsfähigkeit sind häufige Symptome. Wichtig ist es, die Anzeichen ernst zu nehmen und sich Unterstützung zu holen. Sei es durch Gespräche mit Freunden, der Familie oder durch professionelle Hilfe wie eine Therapie.
Männer und die Andropause
Während bei Frauen die Wechseljahre ein bekanntes und häufig diskutiertes Thema sind, wissen viele Männer nicht, dass auch sie von hormonellen Veränderungen betroffen sein können. Die sogenannte Andropause oder Klimakterium virile beschreibt den schleichenden Rückgang des Testosteronspiegels bei Männern, der oft ab dem 40. Lebensjahr beginnt.
Sinkende Testosteronwerte können verschiedene Symptome verursachen: Müdigkeit, Nervosität, Antriebslosigkeit, Muskelabbau, Gewichtszunahme am Bauch und eine verminderte Libido. In manchen Fällen führt der Testosteronmangel auch zu depressiven Verstimmungen. Die Andropause bei Männern verläuft langsamer und weniger rapide und gravierend als die Wechseljahre bei Frauen, da der Testosteronspiegel jährlich nur um ein bis zwei Prozent zurückgeht und der Körper somit genug Zeit hat, sich an den neuen Hormonspiegel anzupassen. Dennoch betrifft sie etwa die Hälfte aller Männer über 50 Jahren und kann sie die Lebensqualität beeinträchtigen.
Ein niedriger Testosteronspiegel lässt sich durch Blutuntersuchungen feststellen. Betroffene sollten jedoch nicht rein anhand ihrer Hormonwerte, sondern im Hinblick auf die vorherrschenden Symptome behandelt werden. In manchen Fällen kann eine Testosteron-Substitutionstherapie helfen, die Symptome zu lindern. Allerdings ist diese Behandlung nicht für jeden geeignet, kann mit Nebenwirkungen behaftet sein und sollte immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Oft kann schon eine Umstellung der Lebensgewohnheiten sinnvoll sein: Regelmäßiger Sport, eine eiweißreiche, vitaminreiche Ernährung und ausreichend Schlaf können den Testosteronspiegel auf natürliche Weise stabilisieren.
Besonders wichtig ist es, sich nicht aus Scham und Verlegenheit fragwürdige Medikamente aus dem Internet zu bestellen.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Indem Männer ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen, sorgen sie nicht nur für ein längeres Leben, sondern auch für mehr Lebensqualität. Der Schlüssel dazu ist die Vorsorge, die, wenn rechtzeitig wahrgenommen, viele schwere Erkrankungen verhindern kann. Denn letztlich gilt: Gesundheit ist das wertvollste Gut, und es lohnt sich, sie zu bewahren.