Narkolepsie ist eine seltene Schlaf-Wach-Störung. Sie wird im Volksmund als „Schlafkrankheit” bezeichnet. Ihre Symptome sind vielschichtig und für die Betroffenen sehr belastend. Sie haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, da Außenstehende sie wegen ihrer Einschlafneigung als desinteressiert oder unkonzentriert abstempeln.

Artikel drucken

Narkolepsie kann in fast jedem Alter erstmals auftreten. Am häufigsten wird allerdings der Erkrankungsbeginn bei 15- bis 25-Jährigen und bei 30- bis 40-Jährigen festgestellt. Betroffene leiden alle unter Tagesschläfrigkeit. Es handelt sich nicht nur um Müdigkeit, sondern um eine trotz ausreichenden Schlafs regelmäßig auftretende Schläfrigkeit, der nicht widerstanden werden kann. Die Ausprägung und Häufigkeit der Tagesschläfrigkeit kann stark schwanken.

Die Schläfrigkeit wird anfangs oft nicht als Folge einer Erkrankung erkannt. Sie kann verschiedene Ausprägungen haben: Schlafattacken, als Dämmerzustand, als Leben im Halbschlaf, als schnelle Ermüdbarkeit oder als dauernde Müdigkeit. Besonders belastend sind die sogenannten Schlafattacken. Manche Erkrankte leiden unter unwiderstehlichem Einschlafen während monotoner Tätigkeiten wie Fernsehen, aber auch in ungewöhnlichen Situationen wie beim Essen oder beim Fahren. Narkolepsie kann auch gepaart mit Kataplexien auftreten.

Eine Kataplexie ist ein plötzlicher beidseitiger Spannungsverlust der Haltemuskulatur (Muskeltonus). Kataplexien werden durch intensive Gefühle wie z. B. Freude, Überraschung, seltener auch durch Ärger ausgelöst. Am häufigsten sind die Gesichts-, Nacken- und Kniemuskulatur beteiligt. Bei manchen sind Kataplexien von Anfang an vorhanden, bei vielen treten sie erst Jahre nach Erkrankungsbeginn auf.

Beängstigende Begleiterscheinung

Viele Betroffene leiden unter einem gestörten Nachtschlaf: Ihr Schlaf wird durch oftmaliges Aufwachen und nächtliches Wachliegen unterbrochen. Eine andere Besonderheit ist, dass bei Narkolepsie der REM-Schlaf (Traumschlaf) ungewöhnlich schnell nach dem Einschlafen beginnt. Betroffene führen während der extremen Schläfrigkeit Tätigkeiten zwar automatisch, jedoch fehlerhaft fort.

Narkolepsie kann auch zu Schlaflähmungen führen, bei denen Betroffene beim Einschlafen oder Aufwachen vorübergehend unfähig sind, sich zu bewegen oder zu sprechen. Diese Episoden dauern meist nur einige Sekunden bis Minuten und können sehr beängstigend sein. Nach Beginn der Erkrankung kann außerdem eine schnelle Gewichtszunahme von mehreren Kilogramm erfolgen. Vermutlich ist eine komplexe Störung der Appetitregulation und des Essverhaltens für dieses Phänomen verantwortlich.

Ursachen

Narkolepsie ist eine neurologische, also vom Gehirn ausgehende Funktionsstörung. Die Ursache für die Narkolepsie mit Kataplexien ist ein Verlust von Nervenzellen, die den Botenstoff Hypocretin produzieren. Mit ihren Zellfortsätzen erreichen sie viele andere Hirnregionen, die unter anderem für die Schlaf-Wach-Regulation und die Gefühlsregulation verantwortlich sind. Die Ursache für den Verlust dieser Nervenzellen liegt wahrscheinlich in einer Autoimmunreaktion, deren Ursache oder Auslöser noch nicht bekannt sind.

Therapie und Behandlung

Bei Verdacht auf eine Narkolepsie sollte eine Untersuchung im Schlaflabor durchgeführt werden. Mittels eines Polysomnogramms (Schlafüberwachung in der Nacht) und multiplen Schlaflatenztests (Test, der misst, wie schnell die Person tagsüber einschläft und in den REM-Schlaf übergeht) kann die Narkolepsie diagnostiziert werden. Man kann der Narkolepsie zwar weder vorbeugen noch heilen; die Symptome können jedoch medikamentös behandelt werden.

Auch verhaltenstherapeutische Maßnahmen spielen bei Narkolepsie eine wichtige Rolle. Sogenannte Coping-Strategien (Bewältigungsstrategien) können dazu beitragen, die Erkrankung besser zu bewältigen. Dem heftigen Schlafdrang kann man etwa entgegenwirken, indem man rechtzeitig Pausen einlegt.

Lebensstilmaßnahmen bei Narkolepsie

  • Halten Sie konsistente Schlafenszeiten ein.
  • Viele Betroffene finden es hilfreich, 2–3 kurze Schläfchen (à 10–20 Minuten) pro Tag zu halten.
  • Sorgen Sie für eine ruhige, dunkle und kühle Schlafumgebung („Schlafhygiene“).
  • Emotionale Kontrolle: Da Kataplexie oft durch starke Emotionen (z. B. Lachen, Wut, Überraschung) ausgelöst wird, ist es wichtig, Stress und emotionalen Aufruhr zu minimieren. Vermeiden Sie, wenn möglich, intensive emotionale Reaktionen in riskanten Umgebungen.
  • Ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst, Gemüse und ballaststoffreichen Lebensmitteln, Vermeidung von Koffein und Alkohol
  • Regelmäßige Bewegung
  • Besondere Vorsicht beim Autofahren oder dem Bedienen von Maschinen: Häufige Pausen und Nickerchen vor längeren Fahrten sind unerlässlich, um das Risiko von Unfällen zu reduzieren. In schwerwiegenden Fällen kann es leider notwendig sein, das Autofahren aufzugeben.
  • Offene Kommunikation: Über Narkolepsie zu sprechen kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
  • Da Narkolepsie oft mit psychischen Belastungen wie Depressionen oder Angstzuständen einhergeht, kann eine psychologische Betreuung oder Verhaltenstherapie sinnvoll sein.
  • Verhaltenstherapie, um gezielte Techniken zur Stressbewältigung und Emotionsregulation zu erlernen.