Ein strahlendes Lächeln ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern die Visitenkarte eines gesunden Körpers. Unsere Mundgesundheit beeinflusst nicht nur unser Aussehen, sondern ist ein entscheidender Faktor für unser körperliches Wohlbefinden. Vielen ist nicht bewusst, dass Karies und Co. das Risiko für viele Erkrankungen erhöhen können.
Zahnfleischerkrankungen, Karies und Entzündungen führen nicht nur zu unangenehmem Mundgeruch und Zahnverlust, sie schwächen auch den restlichen Körper und erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Demenz und Gelenkerkrankungen. Um diesen Risiken vorzubeugen, ist die ausreichende und vor allem richtige Pflege unseres Mundraumes von entscheidender Bedeutung.
Die richtige Pflege
Idealerweise sollten die Zähne mindestens zweimal täglich mit einer geeigneten Zahnbürste gereinigt werden. Dabei kann die Wahl zwischen einer elektrischen, Ultraschall- oder Handzahnbürste individuell variieren und sollte auf den persönlichen Putztypus abgestimmt sein. Besonders bei empfindlichem Zahnfleisch oder erhöhter Blutungsgefahr ist eine Zahnbürste mit weichen Borsten die richtige Wahl.
Wichtig ist es, die Zahnbürste beziehungsweise den Bürstenkopf alle zwei Monate zu wechseln, denn die Reinigungsleistung vermindert sich monatlich um circa 10 %. Studien zeigen, dass eine neue Zahnbürste in der Lage ist, bis zu 30 % mehr Plaque zu entfernen als eine drei Monate alte Zahnbürste.
Wichtig ist es, die Zahnbürste beziehungsweise den Bürstenkopf alle zwei Monate zu wechseln, denn die Reinigungsleistung vermindert sich monatlich um circa 10 %.
Auch die Wahl der richtigen Zahnpasta ist entscheidend. Grundsätzlich wird empfohlen, eine fluoridierte Zahncreme und einmal wöchentlich ein fluoridiertes Mundgel zur Vorbeugung gegen Karies zu verwenden. Eine Mundspülung stellt eine sinnvolle Ergänzung der Mundpflege-Routine dar. Es gibt milde Mundspülungen, die für die tägliche Anwendung gedacht sind. Für Zahnfleischprobleme oder nach zahnchirurgischen Eingriffen kann akut eine medizinische Mundspüllösung mit höherem Chlorhexidin-Gehalt empfehlenswert sein.
Man muss sich aber immer vor Augen halten: Eine komplette Keimfreiheit in der Mundhöhle sollte nicht das Ziel sein, da ein Großteil der über 600 Bakterienarten in unserem Mund harmlose und nützliche Mikroorganismen sind. Diese helfen der Mundflora, sich vor schlechten Bakterien zu schützen. Ein gesundes Milieu im Mund ist in der Lage, den Biofilm und das Keimspektrum auf der Zunge und im Mund zu regulieren.
Prävention vor Intervention
Egal wie gründlich wir zu Hause unsere Zähne putzen, eine regelmäßige professionelle Mundhygiene ist äußerst wichtig und das beste Tool gegen Zahnfleischrückgang. Dabei werden hartnäckige Ablagerungen wie Zahnstein an Zahnhals und Zahnfleischtaschen entfernt, die sich mit der Zahnbürste allein nicht lösen lassen. Diese Verhärtungen, auch Konglomerate genannt, können anderenfalls zu schwerwiegenden Problemen führen. Wichtig ist es auch, regelmäßige zahnärztliche Kontrolltermine wahrzunehmen, um Probleme frühzeitig zu erkennen und idealerweise schmerzfrei zu behandeln. Bei der jährlichen Kontrolle wird nicht nur der Zustand Ihrer Zähne, sondern auch die Mundschleimhaut auf etwaige Veränderungen untersucht. In gewissen Situationen ist es sogar unabdingbar, sich einen „Passierschein“ von Zahnarzt oder Zahnärztin zu holen und Infektionsherde im Mundraum auszuschließen. Dies ist meist vor größeren operativen Eingriffen wie Herz-Operationen oder Transplantationen notwendig. Auch vor bestimmten medikamentösen Therapien wie beispielsweise einer Osteoporosetherapie ist es ratsam, vorab seinen Kieferstatus zu erheben. Vor einer geplanten Schwangerschaft sollte ebenfalls ein Kontrolltermin bei Zahnarzt oder Zahnärztin vereinbart werden, um potenzielle Entzündungen zu behandeln, da während der Schwangerschaft die Diagnostik aufgrund der Strahlenbelastung durch Röntgenaufnahmen eingeschränkt ist. Die werdende Mutter sollte während dieser Phase besonders auf ihre Mundgesundheit achten, da der steigende Östrogenspiegel das Bindegewebe lockert und Keime leichter eindringen können.
Durch die Einnahme von Antibiotika oder stark antiseptischen Mundspülungen kann diese Flora aus dem Gleichgewicht geraten und schlechte Mikroorganismen haben ein leichtes Spiel. Deshalb ist es ratsam, nach einer derartigen Therapie probiotische Bakterien für die Mundflora einzunehmen, die es als Kau- oder Lutschtabletten gibt.
Neben einem frischeren Atem und einem geringeren Kariesrisiko können Sie durch regelmäßige Zungenreinigung auch intensiver schmecken, da die Geschmacksknospen von Belag befreit werden.
Zahnzwischenräume & Zunge nicht vergessen
Zahnzwischenräume machen rund 40% der Zahnoberfläche aus. Wenn man diese schwer zugänglichen Stellen nicht putzt, ist es so, als würde man beinahe die Hälfte der Zähne nicht reinigen. In diesen Zwischenräumen können sich Essensreste ablagern. Die daraus resultierende Plaque ist die Hauptursache für Erkrankungen des Zahnfleisches und der Zähne. Daher ist die Verwendung von Zahnseide und Interdentalbürsten ein Muss. Ein weiterer Benefit neben besserem Mundgeruch und geringerem Kariesrisiko: Wer regelmäßig Zahnseide verwendet, vergisst weniger. In einer britischen Studie wurde ein direkter Zusammenhang zwischen Zahnfleischentzündungen und dem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten festgestellt. Bei mehrfachem Zahnverlust war das Risiko, an Demenz zu erkranken, um das 1,28-Fache höher als bei den übrigen Studienteilnehmer:innen.
Auch die Reinigung der Zunge ist ein oft vernachlässigter, aber entscheidender Schritt in der Mundhygiene. Denn auf der Zunge sind zahlreiche Bakterien ansässig. Eine belegte Zunge kann Zahn- und Zahnfleischerkrankungen befeuern und ist zu 90% für unangenehmen Mundgeruch verantwortlich. Mit Zungenschabern, -bürsten oder Zahnbürsten mit integriertem Zungenreiniger lässt sich dieser Belag leicht entfernen. Eine klare Win-win-Situation: Neben einem frischeren Atem und einem geringeren Kariesrisiko können Sie durch regelmäßige Zungenreinigung auch intensiver schmecken, da die Geschmacksknospen von Belag befreit werden.
Die Bedeutung des Speichels
In Bezug auf Mundhygiene ist auch unser Speichel essenziell. Denn dieser ist zu einem gewissen Grad für die Selbstreinigung des Mundraumes verantwortlich. Zusätzlich kann er Säuren neutralisieren und somit den Zahnschmelz schützen. Er spielt auch eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Er enthält das Enzym Alpha-Amylase, das bereits im Mund mit dem Kohlenhydrat-Abbau beginnt. Somit können die kleineren Bestandteile im weiteren Verdauungsprozess besser verwertet werden. Im Laufe eines Lebens produzieren die Speicheldrüsen 25.000 Liter Speichel.
Auf den Tag gerechnet ist das ungefähr ein Liter. Altersbedingt oder durch Medikamente wie beispielsweise bestimmte Blutdruckmittel, starke Schmerzmittel, Psychopharmaka oder Schlafmittel kann die Speichelproduktion abnehmen. Durch kortisonhaltige Inhalatoren kann nicht nur Mundtrockenheit, sondern auch die Gefahr für eine Pilzerkrankung, den sogenannten Mundsoor, steigen. Deshalb sollte nach Inhalation immer der Mund ausgespült werden. Generell ist etwa die Hälfte der über 65-Jährigen von Mundtrockenheit betroffen. Da ein trockener Mund nicht nur unangenehm, sondern auch Nährboden für die Vermehrung von Bakterien ist, ist es wichtig, diesen zu behandeln. Zur Anregung des Speichelflusses können Hausmittel wie das Lutschen von Zitronen, Eiswürfeln oder Bonbons zur Anwendung kommen. Alternativ sind spezielle Speichelersatzmittel, Glycerin-Sticks, Xylit-Kaugummi und salzhaltige Zahnpasten hilfreich.
Gesunder Lebenswandel – gesunder Mund – starke Zähne
Vermeiden Sie zucker- und säurehaltige Lebensmittel, da diese den Zahnschmelz angreifen, ihn aufweichen und zum Abbau führen können. Dies kann die Schmerzempfindlichkeit erhöhen und Zähne gelb erscheinen lassen, da das gelbliche Dentin durch den Zahnschmelzabbau zum Vorschein kommt. Zusätzlich sollten Sie den Konsum von stark färbenden Lebensmitteln wie Tee, Kaffee oder Wein einschränken. Geben Sie Ihrem Mund auch nach dem Essen Zeit zur Regeneration, indem Sie auf Zwischenmahlzeiten verzichten. Rauchen und Alkoholkonsum beeinträchtigen nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die Mundgesundheit, indem sie Zahnfleisch und Zahnschmelz schädigen und das Risiko für Krebserkrankungen in der Mundhöhle erhöhen.
Nahrungsergänzungsmittel, die beispielsweise Vitamin C, Vitamin D, Calcium, Magnesium, Zink oder Probiotika enthalten, können dazu beitragen, Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten. Wichtig ist auch, sich für die Nahrungsaufnahme Zeit und Geduld zu nehmen. Denn wer beim Kauen hastet, riskiert nicht nur Bisswunden an Zunge und Wange, sondern erschwert dem Magen den Verdauungsprozess. Generell sollte Stress vermieden werden, da er zu verschiedenen Problemen wie Zähneknirschen und Zahnfleischerkrankungen führen kann. Das Zähneknirschen (Bruxismus) kann den Zahnschmelz abnutzen und zu Kiefergelenkschmerzen führen. Hier können angepasste Knirschschienen helfen. Zudem schwächt Stress das Immunsystem, was die Anfälligkeit für Infektionen im Mundbereich wie beispielsweise Aphten erhöht. Kamillentee, gerbstoffhaltige Pinseltinkturen und hyaluronsäurehaltige Mundgele können hierbei Abhilfe schaffen.
Auch wenn wir uns bemühen, alles richtig zu machen, hat jeder Mensch eine individuelle genetische Disposition für Karies, Parodontitis, Knochen- und Zahnfleischrückgang. Dennoch kann ein bewusster Lebensstil, der regelmäßige Zahnarztbesuche, eine gründliche Mundhygiene und eine ausgewogene Ernährung einschließt, entscheidend dazu beitragen, das Risiko von Mundgesundheitsproblemen zu reduzieren und langfristig ein gesundes Lächeln zu bewahren.
Mag. Pharm. Tina Grasser