Wenn die Zahl der Sonnenstunden steigt, steigt leider oft auch die Zahl der Sonnenschäden an der Haut. Doch nicht immer ist die Ursache ein unvernünftig intensives Sonnenbad. Wenn ausgeprägte Hautreaktionen bereits bei sehr niedrigen Strahlungsdosen auftreten, kann auch z. B. ein Arzneimittel der Auslöser sein.
Für knapp 400 verschiedene Medikamente gibt es Berichte, dass sie die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Diese Reaktionen können sowohl nach äußerlich/lokaler als auch nach innerlicher Anwendung auftreten. Die Haut wird rot, brennt, juckt und schuppt sich – und das oft schon nach einem kurzen Aufenthalt in der Sonne.
Damit ein Arzneimittel die Lichtempfindlichkeit erhöhen kann, müssen im Wesentlichen drei Bedingungen erfüllt sein:
- Der photosensibilisierende Wirkstoff muss in oder auf der Haut präsent sein,
- es erfolgt eine Bestrahlung mit Licht im ultravioletten oder sichtbaren Bereich und
- der Wirkstoff kann die UV/VIS-Strahlung absorbieren.
Phototoxizität vs. Photoallergie
Man unterscheidet zwischen phototoxischen und photoallergischen Reaktionen. Die wichtigsten Kriterien zur Unterscheidung zwischen den beiden Erscheinungsformen sind hier zusammengefasst. Allerdings ist eine eindeutige Zuordnung nicht immer möglich.
- Phototoxische Reaktionen (im Volksmund auch als „Lichtallergie“ bekannt): Sie kommen deutlich häufiger vor als photoallergische Reaktionen. Dabei erinnern sie an einen massiven Sonnenbrand mit Hautrötungen, Juckreiz und lokalen Schmerzen, mitunter begleitet von Blasenbildung und Ödemen. Die Symptome erreichen ihr Maximum nach ca. 24 bis 48 Stunden und klingen danach wieder ab. Die Hautschädigungen treten nur an jenen Stellen auf, die der UV-Strahlung ausgesetzt wurden – meist auf „Sonnenterrassen“ wie Gesicht, Schulten, Hand- und Fußrücken.
- Photoallergische Reaktionen: Sie treten niemals nach dem Erstkontakt mit der Substanz auf, sondern erst nach Re-Exposition. Die Beschwerden entwickeln sich oft erst Tage nach der Lichteinwirkung. Sie sind unabhängig von der Strahlendosis und können sich auch auf nicht belichtete Hautareale ausdehnen. Die Hautreaktionen ähneln einer allergischen Kontaktdermatitis; unscharf begrenztes Ekzem, Leitsymptom ist starker Juckreiz.
Wichtige Auslöser
Die Liste an Wirkstoffen mit photosensibilisierendem Potenzial ist lang, man geht aktuell von ca. 393 Wirkstoffen aus. Die wichtigsten photosensibilisierenden Arzneistoffe sind bestimmte Antibiotika (vor allem sogenannte Tetracyline), Antimykotika (Arzneimittel gegen Pilzinfektionen), NSARs (Nicht steroidale Antirheumatika), Diuretika (entwässernde Medikamente), bestimmte Kardiovaskuläre Arzneistoffe, Neuroleptika und manche pflanzlichen Arzneimittel wie z. B. Johanniskraut.
Therapie von akuten Lichtschäden
Die wichtigste therapeutische Maßnahme bei einer durch Arzneimittel ausgelösten Photosensibilisierung ist das Absetzen des verursachenden Wirkstoffs. Dadurch klingen die Hautreaktionen meist nach kurzer Zeit ab. Wenn die Medikation unbedingt notwendig ist, so kann bei Langzeittherapie u. U. eine Dosisreduktion in Erwägung gezogen werden. Im akuten Stadium wird symptomatisch mit Cortison-haltigen Cremes und Lotionen therapiert – wenn nötig in Kombination mit Antiseptika (z. B. wenn offene Blasen vorhanden sind). Bei juckenden oder stark schmerzhaften Hautläsionen können antiallergische und schmerzstillende Arzneimittel zum Einsatz kommen. Feuchte Umschläge sorgen für einen angenehm kühlenden Effekt. Bis zur Abheilung ist weiterer Sonnenkontakt unbedingt zu vermeiden.
Wichtige Tipps zur Prävention
Schon mit ein paar einfachen Verhaltensmaßnahmen lassen sich phototoxische
Reaktionen weitgehend vermeiden:
- Direktes Sonnenlicht meiden (v. a. zwischen 11 und 15 Uhr)
- Keine Solarienbesuche unter Therapie
- Textiler Lichtschutz (nicht jeder Stoff schützt gleich gut vor UV-Strahlung!)
- Sonnenschutzmittel mit hohem LSF (UV-A und UV-B)
- Bei Langzeittherapie UV-Schutzfolien an Fenstern anbringen (Auto, Haus)
- Dosisreduktion in Erwägung ziehen (ärztliche Rücksprache!)
- Arzneimittel mit kurzer Halbwertszeit abends einnehmen (um Sonnenexposition direkt nach der Einnahme zu vermeiden)