Juckreiz am After ist ein Thema, über das wirklich niemand sprechen möchte – obwohl es ein häufiges Symptom ist. Wir haben für Sie die Ursachen und Behandlungsoptionen zusammengefasst.
Etwa 1–5 % der Bevölkerung leiden unter Afterjucken; Männer sind schätzungsweise zwei- bis viermal öfter betroffen als Frauen. Generell muss die Haut der Analregion einiges aushalten: Überfeuchtung, zu viel oder zu wenig Reinigung und Reizung durch den Stuhl. In diesem Milieu fassen bakterielle, virale Erreger sowie Pilze leicht Fuß.
Eine aktuelle Auswertung von deutschsprachigen Google-Suchen zeigte, dass der Analbereich die zweithäufigste gesuchte körperliche Lokalisation ist − in Kombination mit dem Suchbegriff „Juckreiz“. Da Kratzen oder Rubbeln nur kurzfristig Erleichterung bringt, muss zunächst der Auslöser für den Juckreiz gesucht werden.
Analer Pruritus: Mögliche Ursachen
- entzündliche Darmerkrankungen
- Hämorrhoiden
- Hauterkrankungen (z. B. Atopische Dermatitis)
- bakterielle/virale Infektionen
- parasitäre Infektionen (Madenwürmer, v. a. bei Kindern)
- Pilzbefall
- Stoffwechsel-Ursachen (Eisenmangel, Diabetes mellitus)
- Medikamente (z. B. Antibiotika)
- neuropathische Erkrankungen
- psychisch/psychosomatisch bedingt
- übermäßige/unzureichende Reinigung des Analbereichs
Irritative Reize
Afterjucken kann das Symptom für verschiedene anale oder dermatologische Erkrankungen, aber auch internistische Krankheiten sein. Meist handelt es sich um harmlose Ursachen. Zunächst ist zu unterscheiden, ob das Problem akut oder rezidivierend ist. Stark hautreizend und irritativ wirken perianale Stuhlverunreinigungen. Duftstoffe, Konservierungsmittel oder Salbengrundlagen haben sich als Hauptallergene erwiesen.
Ebenfalls irritieren können topische Mittel wie Sanitärtücher, Salben (auch solche zur Behandlung des Juckreizes), Sprays und Seifen im Analbereich. Auch die Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel (v. a. Kaffee, Tee, Bier, Tomaten, Schokolade) wurde mit analem Juckreiz assoziiert. Bei Kindern sollte dem Verdacht auf Madenwürmer nachgegangen werden. Bei Erwachsenen mit chronischem Juckreiz ohne erkennbare Ursache kann auch eine übermäßig aggressive Analhygiene beteiligt sein. Wesentlich gravierendere Ursachen sind Erkrankungen wie Hämorrhoiden oder Stuhlinkontinenz.
Allgemeine Maßnahmen:
Die milde, seifenfreie Reinigung der Analregion nach Stuhlgang mit lauwarmem Wasser und anschließender sanfter Trocknung ist ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinmaßnahmen. Seifen und Feuchttücher sollten vermieden werden. Häufigeres Einpudern mit normalem Talk oder Maisstärke vermindert die Feuchtigkeit im Analgebiet.
Die Ernährungsgewohnheiten sollten mit dem Ziel eines geformten Stuhls und der Reduktion einer erhöhten Stuhlfrequenz angepasst werden. Lebensmittel und lokal wirksame Substanzen, die im Verdacht stehen, ursächlich zu sein, sollten weggelassen werden.
Maßnahmen zur Hautpflege umfassen in der Analregion die Anwendung pflegender, allergenfreier Externa zur Wiederherstellung der Hautbarriere und/oder weicher Zinkoxidpaste aufgrund ihrer schützenden Eigenschaften als physikalische Barriere. Das Tragen von luftiger Baumwollunterwäsche führt zu einem weniger feuchten Mikroklima in der Analregion. Grundsätzlich können zur symptomatischen, juckreizlindernden Therapie kurzfristig auch lokale Substanzen mit antientzündlichem Effekt eingesetzt werden. Systemische Ursachen und parasitäre sowie Pilzinfektionen müssen spezifisch behandelt werden.
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