Vom Zahnen über Blähungen, Husten und Schnupfen bis hin zu Neurodermitis: So vielfältig die Beschwerden von Babys, Kleinkindern und Kindern sein können, so viele Kräuter sind auch dagegen gewachsen. Da pflanzliche Arzneimittel oft eine gute und sanfte Alternative für Kinder sind, soll hier ein Querschnitt durch mögliche Beschwerden und die dazugehörige Behandlung gegeben werden.

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Viele pflanzliche Arzneimittel können bereits bei kleinen Kindern eingesetzt werden. Wichtig ist dabei immer zu bedenken, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind und daher andere Dosierungen und Darreichungsformen wie Säfte, Einreibungen oder Zäpfchen benötigen. Der Grund hierfür ist, dass Kinder Wirkstoffe anders aufnehmen, verarbeiten und wieder ausscheiden. Weiters sind bei sehr kleinen Kindern noch nicht alle Organe vollständig ausgereift. Wichtig ist es auch, den sogenannten Kratschmer-Holmgren-Reflex zu kennen. Dieser wird durch ätherische Öle und deren Bestandteile wie Menthol, Cineol oder Campher ausgelöst. Er führt zu einem Stimmritzenkrampf, einen Krampf des Kehlkopfes, und kann einen Atemstillstand auslösen. Hiervon betroffen sind Kinder bis zum Alter von zwei Jahren. Grundsätzlich gilt außerdem: Je jünger das Kind, desto eher sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Erste Zähnchen

kamille_shutterstock_147566060 - Kamille (Matricaria recutita)
Kamille (Matricaria recutita)

Babys und Kinder bekommen ihre Milchzähne circa zwischen dem sechsten und 36. Lebensmonat. In dieser Phase kann es zum Anschwellen des Zahnfleischs, Spannen der Mundschleimhaut und Entzündungen kommen. Dadurch entstehen Symptome wie Speicheln, Unruhe, Schreien, gerötete Stellen an den Wangen, Ohrenschmerzen, Fieber und Durchfall. Zur Linderung der Beschwerden können Gele oder Tropfen zur Anwendung kommen, welche Extrakte oder ätherische Öle von Kamille, Nelke und Salbei beinhalten. Diese wirken beruhigend und kühlend auf das Zahnfleisch, sie schützen vor Entzündungen, wirken wundheilend und betäubend. Die Zubereitungen werden mit der Fingerkuppe leicht in das Zahnfleisch einmassiert und können auch das Durchbrechen der Zähne unterstützen und gegen juckendes Zahnfleisch wirken.

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Salbei (Salvia officinalis)

Zwickendes Bäuchlein

wacholder_shutterstock_146305433 - Wacholder (Juniperi fructus)
Wacholder (Juniperi fructus)

Bei Babys kommt es aufgrund vermehrter Gasbildung bei der Verdauung oder da beim Trinken zu viel Luft geschluckt wird, zu Blähungen. Anzeichen dafür können u. a. Schreien, Weinen, ein Blähbauch, Verdauungsprobleme oder ein gekrümmter Körper sein. Neben allgemeinen Maßnahmen, wie das Baby mit dem Bauch auf den Unterarm zu legen und bequeme Kleidung anzuziehen, kommen Pflanzen wie Anis, Kümmel und Kamille zur Anwendung. Diese werden in Babytees verwendet, welche bereits ab der ersten Lebenswoche gegeben werden können. Der früher viel verwendete Fencheltee wird nach den aktuellen Empfehlungen der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für Babys nicht mehr empfohlen. Für Kinder ab 4 Jahren kann Fenchel als Arzneitee verwendet werden. Kümmel und Kamille werden auch in Form von Zäpfchen verabreicht. Weiters kommt die sogenannte „Windsalbe“ zur Anwendung, welche Lorbeeröl, Lavendelöl, Rosmarinöl und Wacholderöl enthält. Sie wird mit kreisförmigen Bewegungen im Uhrzeigersinn in den Babybauch einmassiert.

Immunsystem stärken

Kinder neigen häufig zu Erkältungen und Infekten, welche beispielsweise mit Hilfe von Sonnenhut oder der Kapland-Pelargonie hintangehalten werden. Präparate aus dem Sonnenhut eignen sich sowohl zur Vorbeugung als auch Therapie von Erkältungskrankheiten bei Kindern ab vier Jahren. Seine Inhaltsstoffe wirken gegen krankmachende Viren und Bakterien und kurbeln gleichzeitig das Immunsystem an. Zubereitungen aus der Kapland-Pelargonie können bei Kindern ab einem Jahr verwendet werden. Sie regen das Immunsystem an, wirken gegen Krankheitserreger und können die Dauer einer Erkältung verkürzen.

Schnupfen und Husten

eukalyptus_shutterstock_148136189 - Eukalyptus (Eucalypti folium)
Eukalyptus (Eucalypti folium)

Eine beliebte Anwendung bei Husten und Schnupfen sind Einreibungen zum Auftragen auf Brust und Rücken mit Bestandteilen wie Eukalyptus, Thymian, Campher und Menthol. Diese wirken krampflösend, keimhemmend, verflüssigen zähen Schleim, erleichtern die Atmung und hemmen außerdem den Hustenreiz. Die enthaltenen Inhaltsstoffe werden sowohl über die Haut aufgenommen als auch durch Verflüchtigung inhaliert. Aufgrund des Risikos des oben angeführten Kratschmer-Holmgren-Reflexes gibt es Präparate in unterschiedlicher Zusammensetzung mit unterschiedlichen Altersangaben, welche unbedingt berücksichtigt werden sollten. Ab sechs Jahren sind die Präparate auch zur Inhalation geeignet.

Ein weiterer beliebter Helfer ist Engelwurzbalsam. Er enthält neben der namensgebenden Engelwurz meist weitere ätherische Öle aus Pflanzen wie Thymian oder Majoran und ist für die Behandlung von Schnupfennasen geeignet, wobei gleichzeitig die empfindliche Babyhaut gepflegt wird. Der Balsam wird links und rechts auf die Nasenflügel aufgetragen bzw. kann bei Babys unter drei Monaten etwas Balsam auf ein Tuch gegeben und ins Bettchen gelegt werden. Grundsätzlich ist Engelwurzbalsam für Kinder ab einem Monat erlaubt.

Efeuzubereitungen können ohne ärztliche Abklärung ab einem Jahr verwendet werden. Sie wirken schleimlösend, erweitern die Bronchien und lindern Hustenreiz und Entzündungen. Die wirksamen Bestandteile sind beim Efeu in den Blättern zu finden. Dieser sollte allerdings nicht selbst gesammelt und verarbeitet werden, da die Pflanze giftig ist.

Thymian wird aufgrund seines ätherischen Öls verwendet. Dieses entspannt ebenso die Bronchialmuskulatur, fördert den Abtransport von Schleim aus den Atemwegen und bekämpft Entzündungen. Je nach Herstellerangaben sind Thymianpräparate ab einem bis vier Jahre geeignet.

Isländisch Moos, Malve und Eibisch zeigen gute Wirksamkeit bei trockenem Reizhusten. Sie beinhalten reizlindernde Schleimstoffe, die sich über die gereizte Schleimhaut legen und diese vor Angriffen schützen, wodurch sich die Schleimhaut regenerieren kann und Reizhusten gelindert wird. Zubereitungen aus diesen Pflanzen können ab einem Jahr zur Anwendung kommen.

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Thymian (Thymi herba)

Trockene Haut und Neurodermitis

Nachtkerzen- und Borretschöl-haltige Salben und Cremen eignen sich gut für die Behandlung sehr trockener Haut bzw. für Neurodermitiker. Bei einer Neurodermitis ist die Haut gerötet, nässt, hat Schuppenkrusten und juckt. Bei Babys treten diese Ausschläge vermehrt im Gesicht oder an den Ohren auf, im Kleinkindalter oft in den Gelenkbeugen der Arme und Beine, am Hals und an den Händen.

In den Samen beider Pflanzen sind die Omega-6-Fettsäuren Gamma-Linolensäure und Linolsäure enthalten.

Diese führen in der Haut zur Stärkung der Barrierefunktion und verringern den Feuchtigkeitsverlust. Zusätzlich sind in Borretschöl Omega-3-Fettsäuren enthalten, welche ebenso entzündungshemmend und juckreizstillend wirken. Zubereitungen mit beiden Ölen sind bereits für Babys geeignet. Eine Anwendung über längere Zeit ist erforderlich, um den gewünschten Effekt zu erzielen.