Vor allem Kinder sind häufig von Neurodermitis betroffen. Typisch ist der starke Juckreiz, der die Lebensqualität massiv einschränken kann. Glücklicherweise gibt es laufend neue Erkenntnisse und auch immer bessere Therapien.

Artikel drucken

Unterschiede: Mehr als ein Ausschlag

Neurodermitis, oder atopische Dermatitis, ist eine chronische Hauterkrankung, deren Leitsymptom in allen Altersstufen der quälende Juckreiz ist. Das zentrale Problem stellt die gestörte Barrierefunktion der Haut dar. Bei Kindern zeigen sich die Ekzeme vor allem in den Armbeugen und Kniekehlen sowie am Kopf. Bei Erwachsenen hingegen treten die Ekzeme eher an den Händen auf und es entwickeln sich häufig juckende Knötchen.

Immerhin: Mehr als die Hälfte der im Kindesalter Betroffenen sind als Erwachsene symptomfrei. Die genauen Ursachen sind noch nicht voll-ständig geklärt, genetische, immunologische und Umweltfaktoren scheinen hier zusammenzuspielen. Allergien gelten als Triggerfaktoren, wobei bei Kleinkindern noch die Lebensmittelallergien (v. a. Milch, Ei und Weizen) dominieren, wohingegen später eher inhalative Allergene (Pollen, Tierhaare, Milbenkot) eine Rolle spielen.

Studie: Alltag zur Qual

Die Belastung bei Neurodermitis kann weit über die körperlichen Beschwerden hinausgehen, zeigt eine internationale Beobachtungsstudie von AbbVie:

  • 71,4 % der Patient:innen berichten über Juckreiz an mindestens drei Tagen in der Woche.
  • 39,8 % der Patient:innen meldeten Schlafstörungen in mindestens drei Nächten pro Woche durch starken Juckreiz.
  • Bis zu 63,2 % der Patient:innen mit Neurodermitis gaben an, dass der Juckreiz gelegentlich bis häufig ihre Alltagsaktivitäten beeinträchtigt.
  • 69,4 % schränken gelegentlich bis häufig ihre sozialen Kontakte bzw. die Freizeitaktivitäten aufgrund des Juckreizes ein.
  • Bei 63,3% hat der Juckreiz eine gelegentliche bis häufige negative Auswirkung auf das Schul- bzw. Arbeitsleben.

Pflegen, pflegen, pflegen

Pflege_shutterstock_2125605449 - © shutterstock
© shutterstock

Eine konsequente Basispflege gilt heute als wichtigste Säule der Neurodermitistherapie. Die Haut hat in verschiedenen Phasen verschiedene Ansprüche, deshalb hängt die Wahl des Produktes vom aktuellen Hautzustand ab. Bewährte Feuchthaltefaktoren sind beispielsweise Harnstoff (Urea) und Glycerin. Auch Fette wie Nachtkerzen-, Borretsch- und Schwarzkümmelöl sind oft in Basispflegeprodukten enthalten.

Pflegende Wirkstoffe, die zur Regeneration der Haut beitragen (Dexpanthenol, Allantoin), sollten ebenfalls enthalten sein. Die Produkte sollten ohne Duft-, Konservierungs- und Farbstoffen sein. Während eines akuten Entzündungsschubs sind für eine begrenzte Zeit lokal aufgetragene Glukokortikoide Mittel der Wahl. Moderne Antikörpertherapien (Biologika) setzen direkter an und hemmen die Signalwege der Entzündung.

Zusätzliche Unterstützung

Um die Hautbarriere nicht zusätzlich zu schwächen, sollte man nur mit lauwarmem Wasser duschen (35 °C) und möglichst milde Reinigungsmittel verwenden. Zur Vermeidung von Hautschäden durch Kratzen sollten vor allem bei Kindern die Nägel kurz gehalten werden. Synthetikfasern und Wolle verstärken den Juckreiz oft zusätzlich, weiche Baumwollkleidung ist hier die beste Wahl. Zur Unterstützung des Immunsystems dienen Präparate mit Calcium, Vitamin-D-Komplex, Vitamin C, Vitamin E, Zink, Selen und Omega-3-Fettsäuren.