In unserer Gesellschaft, in der Vitalität und Jugend zum Idealbild erkoren werden, kann der Eintritt in das Klimakterium von vielen Frauen als belastend empfunden werden. Viele leiden heute unnötig, und keine „muss da durch“. Gerade in den „Wechseljahren“ können wir viel für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden tun …
Während der Wechseljahre, die auch als Klimakterium bezeichnet werden, kommt es zu einer natürlichen hormonellen Umstellung im weiblichen Körper. Die Spiegel der Sexualhormone Östrogen und Progesteron sinken langsam, was das Ende der fruchtbaren Lebensphase zur Folge hat. Der Eintrittszeitpunkt des Klimakteriums erfolgt zwischen dem 40. und dem 55. Lebensjahr und ist vermutlich genetisch bedingt.
Obwohl die Begriffe „Menopause“ und „Klimakterium“ häufig synonym verwendet werden, haben sie unterschiedliche Bedeutungen: Unter der Menopause versteht man den Zeitpunkt der letzten Menstruation, nach der mindestens zwölf Monate lang keine Blutung mehr auftritt.
Jede Frau ist anders
Die hormonelle Umstellung verläuft sehr individuell. Sowohl Zyklusveränderungen als auch die dabei erlebten Symptome variieren in ihrer Ausprägung von Frau zu Frau beträchtlich. Da Östrogen und Progesteron nicht nur an der Fortpflanzungsfähigkeit, sondern auch am Stoffwechsel von Knochen, Haut und Schleimhäuten beteiligt sind, kann es zu einer Vielzahl von Beschwerden kommen.
Ein klassisches klimakterisches Symptom sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche, von denen bis zu 85 % der Frauen betroffen sind.
Es wird vermutet, dass der sinkende Östrogenspiegel eine Störung der Temperaturregulation verursacht. Wird der Tiefschlaf durch nächtliche Hitzewallungen unterbrochen, kann das eine Beeinträchtigung des Schlaf-Wach-Rhythmus und erhöhte Tagesmüdigkeit zur Folge haben. Der abnehmende Östrogenspiegel verkürzt die Tiefschlafphase, was in Durchschlafstörungen mit frühmorgendlichem Erwachen resultieren kann.
Durch Gewebsschwund der Vaginalschleimhaut kommt es eventuell zu Scheidentrockenheit, die sich in Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Sex äußert. Auch die Schleimhäute der Harnwege, Mund und Augen können betroffen sein. Der Mangel an Milchsäurebakterien in der Scheidenflora erhöht außerdem die Anfälligkeit für Vaginalinfektionen. Da sich die Dicke der Harnröhren- und Harnblasenschleimhaut verringert, kann deren Verschlussmechanismus beeinträchtigt werden, was sich in Blasenschwäche äußert. Falls zusätzlich eine altersbedingte Erschlaffung der Beckenbodenmuskulatur auftritt, besteht ein gesteigertes Risiko für Harnwegsinfektionen.
Auch das Osteoporoserisiko steigt. Obwohl etwa ein Drittel aller Frauen in der Postmenopause von Osteoporose betroffen ist, bestand in diesen Fällen bereits vor Eintritt in die Wechseljahre eine familiäre Vorbelastung – oder es liegen Risikofaktoren wie z. B. langjährige Medikamenteneinnahme (Cortison, Protonenpumpenhemmer) vor.
Weitere häufige klimakterische Symptome sind psychische Beschwerden wie Gemütsschwankungen und depressive Episoden durch den Wegfall der stimmungsaufhellenden Wirkung von Östrogen. Oft kommt es zu einer Gewichtszunahme, die jedoch auch auf den altersbedingt sinkenden Grundumsatz und den Abbau von Muskelmasse (die den Grundumsatz erhöht) zurückzuführen ist.
Klimakterium: Zahlen und Fakten
- Ein Drittel hat keine oder kaum Beschwerden, ein Drittel starke Beschwerden und ein Drittel leidet unter mäßigen Symptomen.
- 85 Prozent sind im Klimakterium von Hitzewallungen betroffen. Die mittlere Dauer der Beschwerden liegt laut Studien bei 7,4 Jahren.
- Rund 50 Prozent leiden während der Wechseljahre unter Schlafstörungen.
Was kann frau tun?
Während die Wechseljahre ein natürlicher Vorgang sind, der nicht grundsätzlich einer Therapie bedarf, führen die auftretenden Veränderungen bei vielen Frauen zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität. Im Rahmen der Hormonersatztherapie (HRT) werden die Beschwerden durch Gabe von Östrogene und Gestagene behandelt. Der Entschluss zu einer HRT erfolgt nach umfassender Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Frauenarzt. Ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs kann unter Langzeitanwendung nicht ausgeschlossen werden, weiters birgt sie bei entsprechender Vorbelastung ein erhöhtes Thromboserisiko.
Hilfe aus der Natur
Um klassische klimakterische Beschwerden zu lindern, stehen jedoch auch eine Reihe pflanzlicher Präparate aus der Apotheke zur Verfügung.
Die in Rotklee- und Soja-Extrakten enthaltenen Phytoöstrogene erzielen im Körper eine ähnliche Wirkung wie Östrogene, sind jedoch nicht-hormonellen Ursprungs. In Kombination mit Griffonia-Extrakt kann das darin vorkommende 5-Hydroxytryptophan – eine Vorstufe des körpereigenen Botenstoffes Serotonin – Stimmungsschwankungen lindern. Weiters sind Arzneimittel mit Extrakten der Traubensilberkerze verfügbar. Beide Wirkstoffgruppen entfalten ihre Wirkungen frühestens zwei Wochen nach regelmäßiger Einnahme. Bei Hitzewallungen haben sich Arzneitees und Dragees mit Salbei bewährt.
Um Scheidentrockenheit zu behandeln, finden feuchtigkeitsspendende Gele oder Vaginalzäpfchen Anwendung. In einigen Produkten sind zudem Milchsäurebakterien enthalten, die beim Aufbau der Scheidenflora helfen und so Scheideninfektionen vorbeugen. Generell ist eine Flüssigkeitsaufnahme von mindestens 1,5 bis 2 Litern täglich ratsam (Leitungswasser, Mineralwasser oder ungesüßter Tee). Sollte eine Blasenschwäche vorliegen, kann regelmäßiges und dauerhaftes Beckenbodentraining helfen.
Zu guter Letzt kann den Beschwerden auch mit Lebensstilveränderungen begegnet werden. Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung und Meditation und können Linderung bringen. Durch regelmäßige Bewegung wird einerseits dem Abbau von Muskelmasse vorgebeugt und andererseits der Grundumsatz erhöht, wodurch einer Gewichtszunahme gegengesteuert werden kann. Sanftes abendliches Yoga steigert das Wohlbefinden. Da sich der sinkende Östrogenspiegel auch in trockener Haut äußern kann, sollte ihr besondere Aufmerksamkeit zukommen.
Aktuellen Studien zufolge scheint auch die Ernährung das Auftreten von klimakterischen Symptomen positiv zu beeinflussen. Zitrusfrüchte, grünes Blattgemüse und gelbes Gemüse verringerten urogenitale Beschwerden der Studienteilnehmerinnen.
Studie: Blutgefäßneubildung in der Menopause
Den Großteil ihres Lebens haben Frauen ein niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. Warum sich dies durch das Klimakterium ändert, ist noch nicht abschließend geklärt.
Eine Studie der Universität Kopenhagen aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass die Neubildung von Blutkapillaren in Endothelzellen (kleiden die Blutgefäße als dünne Gewebsschicht aus) postmenopausaler Frauen deutlich verringert ist. Obwohl sich der Allgemeinzustand der Studienteilnehmerinnen und ihre körperliche Fitness nach regelmäßigem, achtwöchigem Training auf dem Ergometer verbessert haben, erhöhte sich die Anzahl von Kapillargefäßen im Gegensatz zu jüngeren Studienteilnehmerinnen nicht.
Diese feinen Blutgefäße spielen eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Fett und Zucker in das Gewebe. Wenn sich die Anzahl von Kapillargefäßen mangels deren fehlender Neubildung reduziert, könnte dadurch die Insulinresistenz des Gewebes erhöht und die Entwicklung von Diabetes Typ 2 begünstigt werden.
Auch ein Zusammenhang mit der postmenopausalen Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist denkbar.