Harnwegsinfektionen und Scheidenpilze gehören zu den häufigsten Gründen, warum Frauen sich in ärztliche Behandlung begeben. Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Tipps, die diese Beschwerden in ihre Schranken weisen bzw. erst gar nicht aufkommen lassen.
Vor allem Frauen können ein Lied davon singen, wie schmerzhaft Blasenentzündungen mitunter sind. Sie sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. Schuld daran ist die Anatomie: Ihre Harnröhre ist kürzer und der Harnröhrenausgang nah am After. Meist sind nämlich E.-coli-Bakterien aus dem Darm die Übeltäter …
Harnwegsinfekt: Wenn es brennt …
Die typischen Symptome einer Blasenentzündung sind Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger, plötzlicher Harndrang. Bei Frauen ohne Risikofaktoren für komplizierte Harnwegsinfektionen, die keine vaginalen Beschwerden wie Juckreiz haben, bei denen kein Fieber und kein Flankenschmerz vorliegt, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen unkomplizierten Harnwegsinfekt. Dennoch sollte im Zweifelsfall ein Arzt/eine Ärztin zurate gezogen werden.
Komplizierte und unkomplizierte Harnwegsinfekte
Als unkompliziert gelten laut Richtlinien sporadische oder wiederkehrende Infekte bei nicht-schwangeren, prämenopausalen Frauen ohne bekannte anatomische und funktionelle Abnormitäten des Harntraktes. Als kompliziert werden Harnwegsinfekte bei Schwangeren, Diabetiker:innen, Menschen mit eingeschränktem Immunsystem und bei Männern eingestuft. Generell gilt: Anzeichen, die für einen unaufschiebbaren Arztbesuch sprechen, sind Nierenschmerzen, Fieber, Übelkeit, schweres Krankheitsgefühl und auch die sichtbare Ausscheidung von Blut im Urin.
Tipp von Ihrem Apotheker
„Die meisten unkomplizierten Harnwegsinfekte sprechen gut auf pflanzliche Inhaltsstoffe an, die
antientzündlich, krampflösend und schmerzlindernd wirken. Fixkombinationen aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckl und Rosmarin oder Cranberry mit D-Mannose lindern rasch die unangenehmen Symptome. Wichtig ist auch konsequentes Durchspülen mit Blasen-Nierentees. Bei Tendenz zur Chronifizierung sollte man vorbeugend mehr trinken, nasse Badebekleidung rasch umziehen und nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren.“
Abhilfe bei Harnwegsinfekten
Als effektive Alternative zur Antibiotikatherapie stehen pflanzliche Helfer wie Goldrute, Schachtelhalm und Tausendgüldenkraut zur Verfügung. Zur Prophylaxe bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten haben sich aufgrund ihrer desinfizierenden Eigenschaften Kapuzinerkresse und Meerretichwurzel bewährt. Cranberry-Extrakte und D-Mannose verhindern, dass Bakterien an der Blasenschleimhaut anhaften.
Scheidenpilz: Wenn es juckt …
Drei Viertel aller Frauen sind zumindest einmal in ihrem Leben von Scheidenpilz betroffen. Vielen fällt es schwer, das Problem offen anzusprechen, da es sich nach wir vor um ein Tabuthema handelt.
Im normalen Scheidensekret finden sich große Mengen an Bakterien – ungefähr 100 Millionen Keime pro Milliliter. Bei diesen Bakterien handelt es sich in erster Linie um die nützlichen Milchsäurebakterien (Laktobazillen).
Im Normalfall liegt der pH-Wert der Scheide unter 4,5 – dieses saure Milieu bietet einen wirksamen Schutz gegen die Besiedelung durch Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Einzeller. Durch verschiedene Umstände kann es allerdings zu Veränderungen der Scheidenflora kommen.
Eine Scheidenpilzinfektion äußert sich meist mit einem starken Juckreiz oder Brennen im Intimbereich. Häufig klagen die betroffenen Frauen über vermehrten, geruchlosen, krümeligen Ausfluss. Häufiger von einer Scheidenpilzinfektion betroffen sind junge Frauen, zum Beispiel in der Pubertät. Auch für Schwangere sowie für Frauen in den Wechseljahren besteht ein höheres Risiko.
Abhilfe bei Scheidenpilz
Eine häufige Ursache für Scheidenpilzinfektionen ist die vorherige Einnahme von Antibiotika. Sie verändern die mikrobielle Besiedelung der Scheide (Verdrängung der Laktobazillen) und ermöglicht es den Pilzen, sich zu vermehren. Auch Medikamente wie Kortison oder Immunsuppressiva können eine Pilzinfektion begünstigen. Vorerkrankungen wie Diabetes, aber auch Stress und psychische Belastungen können für Pilzinfektionen anfällig machen. Für die Behandlung eines Scheidenpilzes stehen gut verträgliche Medikamente zur Verfügung. In der Apotheke gibt es eine ganze Reihe rezeptfreier Pilzmittel. Hochwertige Probiotika können eine gesunde Vaginalflora aufbauen und der Vaginalschleimhaut bei der Regeneration helfen.
Menstruationscup
Menstruationscups erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ihr Vorteil soll u. a. in der langfristigen Geldersparnis und der Müllvermeidung liegen. Doch was ist dran?
Eine Menstruationstasse fängt, wie auch der Tampon, das Regelblut auf. Die Tasse wird entfernt, ausgeleert, abgespült und wieder eingesetzt. Doch wie sieht es mit Infektionen aus? Ist man mit Menstruationstasse anfälliger für Scheidenpilz? Forscher:innen geben Entwarnung – ihr Fazit lautet: kein erhöhtes Infektionsrisiko bei Anwenderinnen der Menstruationstassen im Vergleich zu anderen Hygieneprodukten. Für bakterielle Vaginosen zeigten Studien sogar ein niedrigeres Infektionsrisiko unter Menstruationstassen als bei Binden. Voraussetzung ist ein sorgfältiger Umgang mit ihnen:
Tipps zur Handhabung
- saubere Hände beim Einführen/Herausnehmen
- nach und vor jeder Periode Menstruationstasse auskochen
- regelmäßiges Ausleeren (ca. alle 4–10 Stunden)
- nach zehn bis zwölf Stunden steigt
sowohl bei Tampons als auch Menstruationscups das Risiko für ein toxisches Schocksyndrom.
Pflege – gewusst wie
Übertriebene Hygiene schadet der Scheidenflora. Das gilt auch für die Verwendung aggressiver Duschgels, stark parfümierter Zusätze oder für den Intimbereich ungeeigneter Pflegeprodukte; all das kann den optimalen pH-Wert (normalerweise zwischen 3,8 und 4,5) stören. Empfehlenswert ist, die Reinigung mit lauwarmem Wasser ohne Einsatz von Waschlappen und Co. durchzuführen sowie sanfte Pflegemittel aus der Apotheke zu verwenden. Auch falsche Kleidung kann das Wachstum von Pilzen begünstigen.
Enge Kleidungsstücke und synthetische Stoffe führen zu Schwitzen und Wärmestau – und somit zu einem idealen Milieu für Pilze. Wischen Sie beim Toilettengang außerdem immer von der Scheide weg in Richtung After und niemals zweimal nacheinander mit dem gleichen Stück Toilettenpapier!
Besondere Ansprüche – Wechseljahre
In den Wechseljahren − auch Klimakterium genannt − kommt es zu seelischen und körperlichen Veränderungen, die neben durchwegs positiven Aspekten auch ein paar Unannehmlichkeiten mit sich bringen können. Es kann zu unterschiedlichen Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, vaginaler Trockenheit etc. kommen. Sehr effektive Helfer gegen die verschiedensten Wechselbeschwerden lassen sich im Pflanzenreich finden – etwa Traubensilberkerze, Isoflavone, Johanniskraut und vieles mehr. Die besten Tipps für diesen neuen Lebensabschnitt hat Dr. Eva Lehner-Rothe, Fachärztin für Gynäkologie, für Sie.
Interview Dr. Eva Lehner-Rothe
Die Wechseljahre sind ein natürlicher Vorgang im Leben jeder Frau. Sie haben ein schlechtes Image – können aber auch als Chance gesehen werden. Wir haben Dr. Eva Lehner-Rothe, Fachärztin für Gynäkologie, nach den besten Tipps für diesen neuen Lebensabschnitt und immer noch herrschenden Tabus gefragt.
DA: Der Wechsel ist eine Phase der hormonellen Veränderungen. Kann man die Menopause als eine „verkehrte“ Pubertät sehen?
Dr. Eva Lehner-Rothe Jein. Zunächst muss man die Begriffe genau klären. Die Menopause ist eigentlich der Zeitpunkt der letzten Regelblutung. Das Klimakterium ist die Phase, in der sich die Frau befindet, wenn sie im Wechsel ist. Das Klimakterium ist die Zeit, in der sich die hormonelle Produktion insofern umstellt, als dass die Geschlechtshormone weniger produziert werden, die Eierstöcke ihre Arbeit einstellen und die Gebärmutter sich verkleinert. In der Pubertät passiert nicht genau umgekehrt dasselbe – insofern kann man Wechsel und Pubertät nicht ganz vergleichen.
Wie kann man natürlich gegen die Symptome vorgehen? Welchen Nutzen hat eine Hormontherapie?
Eva Lehner-Rothe Wenn eine Frau unter den Beschwerden in den Wechseljahren leidet, würde ich primär immer versuchen, mit pflanzlichen Mitteln dagegen anzukämpfen. Es gibt sehr gute pflanzliche Möglichkeiten, sogenannte Phytoöstrogene, die im Körper ähnlich wie Östrogen funktionieren. Rein pflanzlich – ich spreche hier von Isoflavonen, Rotkleeextrakt, Soja – finden durchaus 30 Prozent aller Frauen ein Auslangen. Weitere 30 Prozent haben mäßige Beschwerden, sodass sie keine Behandlung benötigen. Ein gutes Drittel der Frauen hat extreme Beschwerden und muss auf eine Hormonersatztherapie zurückgreifen. Die Hormonersatztherapie hat einen großen Nutzen, da sie viele Beschwerden behandeln kann. Ich bin aber immer primär Fan von natürlichen Mitteln: zunächst Phytoöstrogene ausprobieren und wenn das nicht hilft, kann man immer noch auf eine Hormonersatztherapie zurückgreifen.
Eine Beckenbodenschwäche entsteht nicht nur durch Schwangerschaft. Wie verändert sich der Beckenboden in den Wechseljahren?
Eva Lehner-Rothe Durch den Abfall des Östrogenspiegels kommt es zu einer Bindegewebsschwäche, manchmal kommt es auch durch Veranlagung zu einer Beckenbodenschwäche. Ganz wichtig ist, dass sich die Frauen in den Wechseljahren und auch danach mit Beckenbodentraining auseinandersetzen und konsequent versuchen, ihren Beckenboden in Schwung zu halten bzw. einer Senkung vorzubeugen.
Was raten Sie Ihren Patientinnen, die mit dem Wechsel hadern?
Eva Lehner-Rothe Ich rate dazu, es positiv zu sehen. In den Wechseljahren kommen auch positive Dinge: Es kann durchaus angenehm sein, nicht mehr zu bluten, man muss sich auch nicht mehr um Empfängnisverhütung kümmern ...
Als Zeichen verlorener Weiblichkeit würde ich den Wegfall der Regelblutung auf keinen Fall sehen.
Welche Tabuthemen begegnen Ihnen in Ihrer Praxis in puncto Wechseljahre?
Eva Lehner-Rothe Die nachlassende Libido ist ein großes Thema. Auch Wallungen, Schlafstörungen und andere Beschwerden, die Frauen im Wechsel beschäftigen, werden ganz gerne besprochen. Die nachlassende Libido ist ein zu selten erwähnter Punkt – ist aber ganz logisch durch die hormonelle Veränderung. Aber auch die Männer machen einen Wechsel durch und es ist es so, dass sich dann die Libido von Mann und Frau anpasst – das ist natürlich der Idealzustand. Sonst muss man sich auch damit arrangieren, dass es durchaus normal ist, weniger Libido zu haben bzw. dass man seine Lust auf andere Art und Weise neu entdecken muss.