Die Hauptursachen für Kurzsichtigkeit sind zu viel Naharbeit und Lichtmangel in der Kindheit und Jugend. Aber auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle.
Bei den meisten Kindern entwickelt sich die Kurzsichtigkeit (im Fachjargon „Myopie“ genannt) während der Schulzeit. Der Höhepunkt liegt im Alter von acht bis 14 Jahren. Augenärzte sprechen deshalb auch von Schulkurzsichtigkeit.
Die Veranlagung kurzsichtig zu werden, wird vererbt. Kursichtige Eltern haben also oft kurzsichtige Kinder. Das Risiko, eine Schulkurzsichtigkeit zu entwickeln, liegt bei etwa 60 Prozent, wenn beide Elternteile kurzsichtig sind. Mit einem kurzsichtigen Elternteil halbiert es sich.
Doch nicht nur die Genetik entscheidet, ob ein Kind kurzsichtig wird oder nicht. Denn auch Kinder normalsichtiger Eltern können kurzsichtig werden. Ihr Risiko liegt bei etwa zehn Prozent.
Inzwischen ist bekannt, dass die Umwelt und die Seherfahrungen eines Menschen eine entscheidende Rolle spielen. Die Hauptursachen für Kurzsichtigkeit sind zu viel Naharbeit und Lichtmangel in der Kindheit und Jugend. Mit Naharbeit sind zum Beispiel Lesen, die Arbeit am Computer oder das Hantieren am Handy, Laptop oder Tablet gemeint. Es steht auch fest, dass lange Ausbildungszeiten und das Leben im städtischen Bereich die Entwicklung der Kurzsichtigkeit fördern.
Kurzsichtigkeit nimmt zu
Weltweit steigt die Zahl der Kurzsichtigen an. In vielen asiatischen Ländern, darunter Singapur, China oder Japan, sind inzwischen etwa 80 bis 90 Prozent der jungen Erwachsenen kurzsichtig. In Europa ist mittlerweile jeder zweite 20-Jährige betroffen.
Nach Modellrechnungen wird bis 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein. Bei Naturvölkern tritt die Schulkurzsichtigkeit übrigens gar nicht auf.
So wird vorgebeugt
Eine einfache Möglichkeit, dem Trend entgegenzuwirken und Kurzsichtigkeit bei Kindern vorzubeugen, ist, sich viel im Freien aufzuhalten. Denn Studien zeigen: Kinder, die viel draußen sind, sind weniger häufig kurzsichtig. Dabei ist es egal, was die Kinder im Freien machen. Ein Spaziergang, ein Spielplatzbesuch, ein Picknick oder Fahrradfahren – häufiger Aufenthalt im Freien kann sogar viel Naharbeit wie etwa Lesen in der restlichen Freizeit ausgleichen.
Es wird empfohlen, dass Kinder täglich zwei Stunden im Freien verbringen
Warum der Aufenthalt im Freien Kinder vor Kurzsichtigkeit schützt, war lange Zeit ein Rätsel. Inzwischen ist man der Lösung näher gekommen. Die Ursache für die Kurzsichtigkeit ist ein Missverhältnis zwischen der Länge des Augapfels und der Brechkraft des Auges. Bei den meisten Kurzsichtigen ist der Augapfel zu lang. Im Freien wird durch die hohe Lichtintensität verstärkt der Botenstoff Dopamin in der Netzhaut des Auges freigesetzt. Das Dopamin verhindert, dass der Augapfel zu stark in die Länge wächst.
Ob die Frischluftkur auch das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verhindern kann, ist bisher nicht bekannt. Bis ins junge Erwachsenenalter (etwa bis zum Alter von 25 Jahren) kann die Kurzsichtigkeit zunehmen. Je stärker diese ist, desto höher ist das Risiko für weitere Augenerkrankungen wie Grüner oder Grauer Star oder eine Netzhautablösung.
So erkennen Sie Kurzsichtigkeit
Kurzsichtige Kinder sehen in der Nähe sehr gut. Schauen sie aber in die Ferne, blinzeln sie, um die Sehleistung zu erhöhen. Durch das Zusammenkneifen der Augen sehen sie etwas schärfer. Häufig berichten Kinder, dass sie in der Schule die Tafel nicht mehr richtig lesen können oder klagen über Kopfschmerzen. Eine Untersuchung beim Augenarzt bringt schnell Klarheit. Ausgeglichen wird die Kurzsichtigkeit mit einer Brille oder Kontaktlinsen.
Im Erwachsenenalter, wenn keine starke Zunahme der Kurzsichtigkeit mehr zu erwarten ist, kann die Kurzsichtigkeit mit einer Laseroperation korrigiert werden. Brillen, Kontaktlinsen und Laseroperationen können die bestehende Kurzsichtigkeit zwar ausgleichen, aber eine Zunahme der Kurzsichtigkeit ist dadurch nicht aufzuhalten.