Als Gynäkomastie wird eine meist gutartige ein- oder beidseitige Schwellung der Brustdrüsen verstanden. Der deutlich sichtbare Brustansatz ist für viele Männer psychisch außerordentlich belastend.
Das Brustdrüsengewebe ist ein spezialisierter Teil der Brust, der bei Männern und Frauen vorkommt, sich aber hauptsächlich bei Frauen nach der Pubertät entwickelt. Bei Männern ist das Brustdrüsengewebe normalerweise klein und inaktiv.
Die Gynäkomastie ist ein Symptom, das entweder auf eine hormonelle Störung oder auf eine zeitlich begrenzt stattgefundene hormonelle Entgleisung hinweist. Sie führt dazu, dass die männliche Brust einer weiblichen ähnelt. Typisch ist eine weiche, manchmal schmerzhafte Vergrößerung des Brustdrüsengewebes. Man unterscheidet die richtige Gynäkomastie von der Pseudo-Gynäkomastie, auch Lipomastie genannt. Die häufigste Form der richtigen Gynäkomastie ist die Pubertäts-Gynäkomastie. Sie entsteht aufgrund hormoneller Umstellungen mit Beginn der Pubertät.
Gynäkomastie in der Pubertät
65 Prozent der Gynäkomastie-Fälle betreffen Burschen in der Pubertät. Während dieser Lebensphase beginnt bei jungen Männern die Hormonproduktion. Neben dem männlichen Geschlechtshormon wird auch Östradiol gebildet. Steigt die Konzentration dieses weiblichen Geschlechtshormons schneller an als jene des Testosterons, können bereits vorhandene Brustgewebsnester wachsen. Nach Ende der Pubertät bildet sich die entstandene Veränderung normalerweise wieder zurück.
Eine Gynäkomastie kann männliche Jugendliche sehr belasten, verschwindet aber oft von selbst. Forscher:innen analysierten die Daten von 197 Jugendlichen mit Gynäkomastie im British Columbia Children‘s Hospital. Rund die Hälfte der Jungen benötigte keine Therapie, außer „wachsames Abwarten“, Ernährungsumstellung und Bewegung.
Weitere Ursachen
Die Gynäkomastie weist auf hormonelle Störungen bzw. Entgleisungen hin. Oft liegt ein Mangel an männlichen Hormonen vor, z. B. durch einen Gendefekt (Klinefelter-Syndrom), Androgenresistenz oder Androgenmangel. Erkrankungen, die den Hormonhaushalt beeinflussen, wie Leberzirrhose, Nierenerkrankungen oder Schilddrüsenüberfunktion können ebenfalls Verursacher sein.
Auch einige Medikamente können die Hormonbalance beeinflussen und Gynäkomastie hervorrufen, z. B. die Behandlung mit Östrogenen, Anabolika, Antiandrogene, bestimmte Antibiotika, Antidepressiva, Anti-HIV-Medikamente und Herzmedikamente oder Magenschutzpräparate. Alkoholmissbrauch, Drogen wie Marihuana, Heroin oder Amphetamine und bestimmte Chemikalien können ebenfalls das Risiko einer Gynäkomastie erhöhen.
Abgrenzung: Lipomastie
Unter einer Lipomastie (Pseudo-Gynäkomastie) versteht man eine Vergrößerung der männlichen Brust, die durch eine erhebliche Fettansammlung bedingt wird. Sie tritt oftmals in Folge von starkem Übergewicht bzw. Fettsucht (Adipositas) und der damit einhergehenden Vermehrung von Fett auf; bei Gewichtsverlust entwickelt sich dementsprechend auch die Wölbung der Brust zurück. Der Brustansatz kann sowohl beidseitig als auch nur auf einer Seite der Brust auftreten.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose einer Gynäkomastie erfolgt typischerweise durch eine klinische Untersuchung, bei der der Arzt/die Ärztin die Brustdrüsen abtastet und nach Schwellungen oder Verhärtungen sucht. In manchen Fällen können zusätzliche Tests erforderlich sein, um zugrunde liegende Erkrankungen auszuschließen.
In einigen Lebensphasen ist das vermehrte Wachstum der männlichen Brust ganz natürlich und nicht krankhaft. Das gilt vor allem für Neugeborene, in der Pubertät und bei Männern jenseits des 60. Lebensjahres. In vielen Fällen, insbesondere bei jugendlicher Gynäkomastie, ist keine Behandlung notwendig, da sich der Zustand oft von selbst normalisiert. Hormonelle Therapien wie Antiöstrogene können bei schmerzhafter oder ausgeprägter Gynäkomastie helfen, indem sie das Östrogen blockieren. Eine Liposuktion (Fettabsaugung) kann bei Pseudogynäkomastie oder gemischter Gynäkomastie angewendet werden. Bei ausgeprägter oder persistierender Gynäkomastie kann eine operative Entfernung des überschüssigen Brustdrüsengewebes erforderlich sein.
Achtung!
Fibroadenome, gutartige Knoten, die hauptsächlich bei Frauen vorkommen, können auch bei Männern auftreten. Selten aber doch können Männern auch von Brustkrebs betroffen sein. Auch sie sollten daher Veränderungen an ihrer Brust genau beobachten und gegebenenfalls eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen.