Düfte beeinflussen nicht nur unsere Gefühlswelt. Die reinen Pflanzenstoffe – die ätherischen Öle – haben vielfältige Eigenschaften und helfen bei verschiedensten Beschwerden.
Der Geruch von frischgebackenen Weihnachtskeksen lässt in uns Erinnerungen an lang vergangene Kindertage wach werden. Mit der Erinnerung kommt auch das Gefühl der Freude und „Gemütlichkeit“. Der Grund für den Zusammenhang zwischen Riechen und Gefühl liegt in unserem Gehirn. Das „Geruchszentrum“ befindet sich nämlich in der Nähe des „Gefühlszentrums“ und lässt uns blitzschnell eine Beurteilung fällen und schon einmal erlebte Gefühle abrufen.
Doch nicht jeder hat dieselben Assoziationen. Während für manche Menschen ein Duft als angenehm empfunden wird, können andere denselben Geruch gar nicht „riechen“. Unsere Nase beeinflusst nicht nur, ob wir etwas mögen, sie mischt auch bei der Partnerwahl mit. Demnach entscheiden die ersten Sekunden, ob wir jemanden leiden können oder nicht, indem wir den Geruch (unter)bewusst wahrnehmen.
Viele Duftstoffe haben einen Einfluss auf unsere Psyche. Diese Wirkung ist zwar individuell unterschiedlich und hängt auch davon ab, welche Assoziationen jemand mit einem Geruch verbindet, aber: auf manche Gerüche reagieren die meisten Menschen gleich. Zum Beispiel:
- Die ätherischen Öle der Zitrusfrüchte – wie Orange, Zitrone, Mandarine und Grapefruit – wirken für die meisten Menschen stimmungsaufhellend und erfrischend.
- Blumige Gerüche wie Rose und Rosengeranie wirken ausgleichend.
- Baumdüfte haben eine beruhigende und erdende Wirkung.
Aber Düfte können nicht nur unsere Gefühlswelt beeinflussen. Die reinen Pflanzenstoffe – die ätherischen Öle – haben vielfältige Eigenschaften und helfen bei verschiedensten Beschwerden. Einige ätherische Öle wirken bei Husten reizlindernd und schleimlösend, manche helfen bei Muskelschmerzen und kann man einmal nicht schlafen, oder ist man nervös, beruhigt der Duft so mancher Pflanze.
Die Wirkungen der pflanzlichen Stoffe sind in der Naturheilkunde schon lange bekannt. Wer kennt nicht die Verwendung von Thymiantee bei Husten, die Muskeleinreibung mit Latschenkiefer oder das Lavendelsäckchen beim Kopfpolster für besseren Schlaf?
Gut zu wissen:
- Mit der Verwendung der ätherischen Öle selbst beschäftigt sich die Aromatherapie als Teilgebiet der Naturheilkunde. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Für den Hausgebrauch eignen sich Inhalationen, Raumbeduftungen, Bäder und Einreibungen.
- Verwenden Sie die Öle immer sparsam, da diese hochkonzentriert sind.
- Vermeiden Sie Kontakt mit den Augen, Schleimhäuten und offenem Feuer.
Inhalationen mit ätherischen Ölen
Eine beliebte und besonders einfache Anwendung der Aromatherapie ist das Einatmen der Düfte. In einem Topf mit heißem Wasser werden ein bis drei Tropfen eines geeigneten ätherischen Öls getropft und mit einem Tuch über dem Kopf inhaliert. Aber Vorsicht: Achten Sie darauf, dass das Wasser nicht kochend heiß ist. Es besteht Verbrühungsgefahr!
Ätherische Öle und ihre Eigenschaften:
Bei Husten:
- Thymian
- Pfefferminz
- Muskat
Wirkt beruhigend und ausgleichend:
- Thymian
- Rosmarin
- Fichtennadeln
- Melisse
Wirkt stimmungsaufhellend und erfrischend:
- Rose
- Mandarine
- Zitrone
- Orange
- Grapefruit
- Lemongrass
Wirkt desinfizierend:
- Kamille
- Lavendel
- Eukalyptus
- Teebaumöl
- Salbei
- Nelke
Fördert die Konzentration:
- Eukalyptus
- Rosmarin
- Lemongrass
Hilft gegen Kopfschmerzen:
- Pfefferminze
- Ingwer
- Lavendel
- Eukalyptus
- Zitrone
Tipps für die Raumbeduftung
Bei der Raumbeduftung werden je nach Raumgröße drei bis zehn Tropfen eines ätherischen Öls oder einer Mischung in eine Duftlampe oder einen Diffuser getropft und für etwa 20 Minuten verdampft. Ätherische Öle wie Eukalyptus, Myrte oder Zitrone desinfizieren den Raum und helfen uns auf diese Weise, gesund zu bleiben.
Wichtig: Beduften Sie einen Raum nicht den ganzen Tag über. Besser ist es, dreimal täglich für 20 Minuten die Duftlampe aufzustellen. Vergessen Sie nicht, vor dem Beduften gut zu lüften.
Ein Duftbad nehmen
Ätherische Öle lösen sich in Wasser nur sehr schlecht und sind daher nicht mit Wasser mischbar. Sie schwimmen wie Fettaugen auf der Wasseroberfläche, was ihnen fälschlich den Namen „Öle“ eingebracht hat. Damit man sie für ein Bad verwenden kann, muss man die ätherischen Öle mit Lösungsvermittlern mischen. Gut geeignet dafür sind Milch, Schlagobers oder ein neutraler Badezusatz. Auch Meersalz kann hier verwendet werden.
Für Erwachsene mischen Sie sieben bis zwölf Tropfen ätherisches Öl mit einem Esslöffel Meersalz und verteilen dies im Badewasser. Mit den ätherischen Ölen von Lavendel und Rosengeranie kann ein entspannendes Bad bereitet werden.
Öle vor der Einreibung „verdünnen“
Die ätherischen Öle sind konzentrierte Pflanzenstoffe, die hauptsächlich durch Wasserdampfdestillation gewonnen werden. Für die Anwendung am Körper müssen sie daher noch mit einer fetten Grundlage „verdünnt“ werden. Hierfür kann ein gutes pflanzliches Öl – etwa Oliven-, Sesam- oder Mandelöl – verwendet werden. Die Mischung sollte ein bis drei Prozent ätherisches Öl enthalten.
Ein Dosierungsbeispiel: auf ein 50-Milliliter-Fläschchen fettes Öl (zum Beispiel Olivenöl) kommen cirka zehn bis 20 Tropfen ätherisches Öl. Für eine wohltuende Muskeleinreibung sind Latschenkiefer, Rosmarin oder Wacholder hilfreich.
Gut zu wissen:
- Für die Aromatherapieanwendung bei Kindern ist die Auswahl der ätherischen Öle eingeschränkt, da nicht alle Öle für Kleinkinder geeignet sind.
- Auch die Anwendung in der Schwangerschaft sollte mit einer aromatherapeutisch geschulten Fachkraft abgeklärt werden. Lassen Sie sich dazu am besten in der Apotheke beraten.
Kerzen zum Duften bringen
Für eine duftende Kerze tropfen Sie ätherisches Öl in das geschmolzene Wachs der Kerze. Im Winter wirken ätherische Öle von Orange, Zimtrinde und Weißtanne gemütlich und stimmungsaufhellend. Aber Vorsicht: Ätherische Öle sind brennbar und sollten daher nie direkt in die Flamme getropft werden.
Es kommt auch auf die Qualität an
Neben der richtigen Anwendung spielt die Qualität der ätherischen Öle eine wesentliche Rolle. Die Angaben auf dem Etikett sind hier sehr aussagekräftig. Nur 100 Prozent naturreine Öle gelten als brauchbar. Weitere notwendige Angaben sind der genaue Pflanzenname, der verwendete Pflanzenteil, die Herkunft, Angaben über den Anbau, die Art der Gewinnung, die Füllmenge und eine Chargenbezeichnung.
Je nach dem Inverkehrbringen sind Gefahrenpiktogramme angegeben oder bei Kosmetika ein geöffneter Salbentiegel und etwaige Allergene. Der Preis der ätherischen Öle ist sehr unterschiedlich. Manche Öle wie Melissen- oder Rosenöl sind teurer, da man für die Gewinnung sehr viel Pflanzenmaterial benötigt. Andere Öle, wie die Schalenöle der Zitrusfrüchte sind wesentlich billiger. Verlangt ein Anbieter für jedes ätherische Öl den gleichen Preis, verspricht der Inhalt der Fläschchen vermutlich keine gute Qualität. Qualitativ hochwertige und naturreine ätherische Öle bekommen Sie in der Apotheke.
Autor: Mag. Dr. Barbara Našel