Unser Anus ist wie kaum ein anderes Organ mit Scham behaftet. Mit unserem Ausscheidungsorgan werden wir nicht gerne konfrontiert – Probleme in dem Bereich werden somit unter den Teppich gekehrt, was die Beschwerden verschlimmern kann.
1. Pflege – nicht übertreiben!
In unserem Schritt befindet sich ein Milieu aus Schweiß, Duftstoffen aus Duftdrüsen, Bakterien, Resten von Toilettenpapier und anderen Dingen. Enge Hosen und synthetische Unterwäsche stauen Hitze und Schweiß. Viele Menschen versuchen, diesen Geruch durch Seifen, Öle oder andere Pflegeprodukte und häufiges Reinigen zu behandeln. Durch zu viel Waschen wird nicht nur alles schlimmer, es können auch Krankheiten entstehen. Lassen Sie möglichst nur Wasser oder wenn es sein muss pH-neutrale Seife an Ihren Po. Abstand sollten Sie auch von feuchtem Toilettenpapier nehmen. Die Tücher hinterlassen leider nicht nur ein sauberes Gefühl und Duftnoten, sondern sehr häufig auch Reizungen, Ekzeme oder sogar allergische Reaktionen. Auch hier gilt: keine übertriebene Reinigung, nur Wasser und weiches Toilettenpapier.
2. Pruritus: Juckreiz am Anus
Es gibt unzählige Erkrankungen, die Juckreiz am Anus auslösen können. Der häufigste Grund sind Ekzeme, also Hautausschläge, die durch austretende Sekrete aus dem Enddarm entstehen, zum Beispiel bei größeren Hämorrhoiden und bei fehlendem Feinverschluss. Ekzeme können aber auch durch Schwitzen, Allergien oder Neurodermitis entstehen. Auch Fisteln und Fissuren können zu Entzündungen und Juckreiz führen. Ebenso können Erkrankungen wie Diabetes oder auch Parasiten (kleine Madenwürmer) ursächlich sein. Suchen Sie eine/n Ärztin/Arzt auf, um die Ursache zu ergründen.
3. Fissur: Brennende Schmerzen?
Eine sogenannte Fissur ist ein Riss in der Haut des Anus. Der Schmerz kann stechend, brennend, dumpf oder drückend sein, sowohl während als auch nach dem Stuhlgang auftreten und in die Umgebung ausstrahlen. Als allgemeine Basistherapie wird eine ballaststoffreiche Ernährung empfohlen, um den Stuhl weich zu machen. Meist wird auch eine Salbe, die den Druck des Schließmuskels senkt, verordnet. Außerdem können Hamamelissalben (im Bild) oder Zinkoxidsalben zur Besserung der Beschwerden beitragen.
4. Nicht aussitzen! Hämorrhoiden
Hämorrhoiden sind Gefäßkissen ober- und unterhalb des Schließmuskels, die helfen, den Analkanal abzudichten. Vergrößerte Hämorrhoiden sind schambehaftete Beschwerden, obwohl statistisch rund drei Viertel aller Erwachsenen im Laufe des Lebens an Hämorrhoidalbeschwerden leiden. Eine adäquate Behandlung findet oft erst in einem späten Stadium der Erkrankung statt. Dabei würden sich viele operativen Eingriffe vermeiden lassen, wenn die Patient:innen früher eine/n Facharzt/-ärztin aufsuchen würden. Zu einer optimalen Behandlung gehört das Vermeiden von Risikofaktoren wie zu starkes Pressen, Obstipation, eine ballaststoffarme Ernährung, wenig Bewegung sowie Übergewicht.
5. Aufruhr im Darm
Magen-Darm-Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Reizdarm begünstigen langanhaltende Durchfälle. Durch den vermehrten Kontakt mit Stuhl und dem häufigen Abwischen sind ebenfalls Reizungen und Juckreiz am Anus vorprogrammiert. Doch wann spricht man von einem Reizdarmsyndrom? Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall sind einige typische Beschwerden des Reizdarmsyndroms. Genauso sind aber Verstopfung, Druckgefühl und unregelmäßiger Stuhlgang möglich. Diese Symptome können einen milden Verlauf zeigen, aber auch so weit gehen, dass sie den Tagesablauf beeinflussen und so die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Ursache für das Reizdarmsyndrom ist noch nicht vollständig geklärt; mögliche Ursachen könnten eine gestörte Darmbewegung, eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut oder Infektionen des Magen-Darm-Traktes sein.
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