Wenn Kinder unter akuter Verstopfung leiden, können viele Ursachen dahinterstecken. Diese herauszufinden stellt sich bei unseren Kleinsten aufgrund der eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten oftmals als Problem dar.
Bei Säuglingen liegt eine Verstopfung (Obstipation) nicht selten am Zufüttern oder an einer ausschließlichen Fläschchen-Ernährung mit Fertigmilch, da diese weniger Laktose als Muttermilch enthält. Und obwohl gerade Karotten eine stopfende Wirkung besitzen, gibt es kaum einen Beikostspeiseplan, der nicht gerade dieses ausgesprochen gesunde Wurzelgemüse oder die vielgeliebte Banane an den Beginn stellt. Bei jüngeren Kindern muss auch häufiger an die Möglichkeit einer Fehlbildung im Magen-Darm-Bereich gedacht werden.
Kleinkinder wiederum „vergessen“ oftmals tagsüber auf das Trinken bzw. haben einen zu hohen Milch- oder Kakaoanteil am täglichen Speiseplan stehen, von den Naschereien zwischendurch mal ganz abgesehen. Auch in der Phase des Sauberwerdens oder nach einer Durchfallepisode kann Verstopfung auftreten.
Nicht zu unterschätzen sind weiters psychische Belastungen wie Wohnortwechsel, Konflikte oder die Ankunft eines Geschwisterchens. Und zu guter Letzt: Wenn der natürliche Bewegungsdrang von Kindern zu oft eingebremst wird und die Nachmittage eher mit Video, TV oder Gameboy verbracht werden statt im Garten oder am Spielplatz, sind Darmträgheit und Übergewicht geradezu vorprogrammiert.
Wie oft gilt als normal?
Während bei Erwachsenen die Häufigkeit des Stuhls als Beurteilungskriterium herangezogen werden kann, ob eine Verstopfung vorliegt oder nicht, ist dies bei Kindern wesentlich komplizierter: Bei vollgestillten Säuglingen gilt fünf- bis siebenmal Stuhl/Tag ebenso als normal wie einmal alle sieben bis zehn Tage.
Auch Babys mit Flaschenkost und Kleinkinder können zwischen ein- und dreimal pro Tag variieren, Kleinkinder sogar bis alle zwei Tage, ohne dass man von Verstopfung spricht.
Wie erkennt man beim Kind eine Verstopfung?
Von einer Verstopfung spricht man erst, wenn sich die Darmentleerung als schwierig erweist, also zum Beispiel schmerzhaft ist. Wenn Stuhl abgegeben wird, dann ist er sehr hart. Ein häufiges Symptom sind Bauchschmerzen. Die Kinder haben keinen Appetit und einen aufgeblähten oder harten Bauch.
Säuglinge versuchen uns das Problem mitzuteilen, indem sie die Beine Richtung Bauch anziehen und weinen. Wenn Sie glauben, dass Ihr Baby an einer Verstopfung leidet, wird ein Besuch beim Kinderarzt empfohlen.
Bei Übelkeit, Erbrechen, Fieber, starken Bauchschmerzen oder blutigem Stuhl sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Hilfe bei Verstopfung
Die Ernährung optimal gestalten
Bei kleinen Kindern hängt die Ursache oft mit der Nahrung zusammen. Ein zu geringer Anteil an unlöslichen Ballaststoffen in unserer Ernährung gilt als häufigste Ursache für Verstopfung. Meist führt eine Kostumstellung rasch zu einer Besserung, jedoch sollte der Ballaststoffanteil behutsam gesteigert werden, da es ansonsten leicht zu Blähungen und Bauchschmerzen kommen kann.
Vollkornprodukte, Obst und Trockenfrüchte, Salat und Gemüse als Rohkost sowie ungezuckerte Joghurt- und Sauermilchprodukte sollten in mehreren kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt mit reichlich kalorienarmer Flüssigkeit angeboten werden.
In Kombination mit regelmäßiger Bewegung steht dann einer geregelten Verdauung meist nichts mehr im Weg.
Richtiges Stuhltraining
Die Analregion ist nicht nur für Kinder ein sensibler Bereich. So sollten neben einer zu häufigen Anwendung von Zäpfchen (nicht jedermanns Sache!) auch beim Stuhltraining Stress und Hektik unbedingt vermieden werden. Kinder werden optimalerweise regelmäßig, zum Beispiel nach den Hauptmahlzeiten, auf die Toilette gesetzt, da dann der Entleerungsreflex am stärksten ist. Dies passiert am besten in entspannter Atmosphäre mit abgestützten Füßen und einer Treppe zum selbstständigen Erklimmen des „Throns“. Bücher lesen, Bilder malen oder Singen ist ebenso erlaubt wie die Gabe von kleinen Süßigkeiten als positive Verstärkung.
Wenn nichts mehr geht ...
Bei der Anwendung von Arzneimitteln gegen Verstopfung gilt es, sich streng an die Altersbeschränkungen und Dosierungsempfehlungen für Kinder zu halten, da es ansonsten zu schweren Nebenwirkungen kommen kann.
- Ab dem Säuglingsalter einsetzbar sind Laktose (Milchzucker) und Lactulose, welche aufgrund ihrer wasserbindenden Wirkung zu einer Koterweichung und Anregung des Darms führen. Laktose beeinflusst darüber hinaus auch die Darmflora positiv, Lactulose ist bei einer Fruktoseintoleranz kontraindiziert.
- Als Mittel der ersten Wahl gilt Macrogol, das ab dem zweiten Lebensjahr sowohl bei akuter als auch chronischer Verstopfung eingesetzt werden kann.
- Der altbewährte Wirkstoff Bisacodyl ist für Kinder von zwei bis zehn Jahren nur unter ärztlicher Aufsicht zugelassen, wobei für die Drageeform wegen des verzögerten Wirkeintritts die abendliche Einnahme empfohlen wird. Die Anwendung in Form von Zäpfchen verspricht zwar einen Wirkeintritt innerhalb von 20 Minuten, ist aber aufgrund der hohen Dosierung erst für Kinder ab zehn Jahren geeignet. Ähnliches gilt für Natriumpicosulfat, das häufig in Tropfenform angewendet wird und ab dem vierten Lebensjahr geeignet ist.
- Pflanzliche Präparate enthalten meistens Extrakte aus Sennesblättern und -früchten (auch Tee!) und sind daher für Kinder unter zwölf Jahren nicht geeignet. Umso besser reguliert hingegen Saft aus getrockneten Zwetschken die Verdauung – er kann bereits Kindern ab drei Jahren gegeben werden und schmeckt auch noch gut.
- Auch Bakterienpräparate können vor allem bei Kindern mit chronischer Verstopfung aufgrund ihrer guten Verträglichkeit und Sicherheit gut eingesetzt werden.
- Ebenfalls geeignet sind Mineralstoffmischungen nach Dr. Schüßler (zum Beispiel Nummer 3, 7, 8, 9, 10), welche jedoch ebenso wie homöopathische Einzelmittel in der Apotheke individuell ausgewählt werden.