Schmerzen, Hinken, Gehunfähigkeit – und am Ende der Gelenkersatz: mit einer Hüftgelenksarthrose zu leben, kann vielerlei Einschränkungen mit sich bringen. Etwa 15–20 Prozent der Menschen über 60 Jahren leiden an Coxarthrose. Doch welche Symptome und Maßnahmen gibt es?
Der Begriff der Hüftgelenksarthrose (Coxarthrosis deformans) bezeichnet alle degenerativen Erkrankungen des Hüftgelenks, die zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gelenkknorpels führen, wobei andere Gelenkstrukturen ebenfalls betroffen sind, etwa der Knochen, die Gelenkkapsel und die Muskulatur um das Gelenk. Die resultierenden Schmerzen sowie Einschränkungen der Geh- und Erwerbsfähigkeit mindern die Lebensqualität oft massiv. Die Abnützung des Hüftgelenks zählt zu den besonders häufigen Gelenkerkrankungen, lediglich Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule und des Knies kommen noch öfter vor. Rund 15.000 künstlichen Hüftgelenke werden in Österreich jährlich implantiert.
Wodurch entsteht eine Coxarthrose?
Während bei der primären Coxarthrose keine Ursache für die degenerativen Veränderungen feststeht, entstehen sekundäre Formen auf der Basis verschiedener Vorerkrankungen. So kann das Hüftgelenk bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden (rheumatoide Arthritis, Psoriasisarthritis, Morbus Bechterew) oder im Rahmen von bakteriellen Hüftgelenkentzündungen Schaden nehmen. Aseptische Knochennekrosen des Hüftkopfs oder eine Hüftkopfablösung im Jugendalter stellen weitere Ursachen dar.
Wie bei allen Gelenken können Verletzungen eine posttraumatische Arthrose auslösen. Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder Hyperurikämie erhöhen das Risiko ebenfalls, des Weiteren starke körperliche Belastungen im Beruf (regelmäßiges Anheben von Lasten über 25 kg). Angeborene Fehlformen des Hüftgelenks (Hüftdysplasien) können bereits im frühen Erwachsenenalter Arthrosen erzeugen. Seit 1992 gibt es daher in Österreich die verpflichtende sonografische Hüftuntersuchung für Neugeborene.
Tipps bei Coxarthrose
- Beim Vorliegen von Übergewicht/Adipositas: Normalgewicht anstreben, Ernährungsumstellung. Als gelenkfreundlich gilt generell eine gesunde Vollwerternährung, die reich an Obst und Gemüse und basischen Lebensmitteln sowie arm an entzündungsfördernden tierischen Fetten ist.
- Physiotherapeutische Behandlung aufsuchen, ein individuelles Übungsprogramm für zu Hause erstellen lassen, physikalische Therapieprinzipien nutzen (Wärme/Kälte, Massagen, Elektrotherapie etc.).
- Sportarten mit Impuls- oder Stoßbelastung und Extrembewegungen sowie das Heben schwerer Lasten meiden.
- Gelenkfreundliche Sportarten haben vor allem in frühen Stadien positive Effekte auf die Gelenkdurchblutung und Knorpelernährung, kräftigen die Muskulatur und beugen einer Einsteifung vor. In Absprache mit dem Arzt/der Ärztin sind empfehlenswert: Aquagymnastik, Radfahren (bei bereits eingeschränkter Hüftbeugung den Fahrradsattel höherstellen) oder Schwimmen, je nach Stadium auch Walking, Nordic Walking, Wandern oder Schilanglauf.
- unterstützende Anwendung gelenkunterstützender Mikronährstoffkombinationen wie z. B. Glucosamin, Chondroitin, Hyaluronsäure, MSM, Kollagen, Mangan, Antioxidantien
- insbesondere bei entzündlich aktivierter Arthrose: Anwendung entzündungshemmender Naturstoffe wie Weihrauch, Curcuma (Bild unten), eventuell Enzympräparate etc.
Symptomatik der Coxarthrose
Im Anfangsstadium haben Patient:innen kaum Beschwerden. Allenfalls können bei stundenlangen Belastungen leichtere Schmerzen, ein Ermüdungshinken oder das Gefühl der Kraftlosigkeit und muskuläre Verspannungen im Bein auftreten. Mit fortschreitender Erkrankung berichten viele dann vom typischen Hüftgelenkschmerz: Dieser ist in der Leiste oder zwischen Leiste und seitlicher Hüftregion lokalisiert und kann an der Innenseite des Oberschenkels bis zum Knie ausstrahlen.
Beim Übergang vom Sitzen oder Liegen zum Stehen oder Gehen zeigen sich Anlaufschmerzen, die sich durch Auslockern des Beins wieder bessern. Bei längeren Gehstrecken entstehen Belastungsschmerzen und ein Schonhinken, wodurch Patient:innen immer öfter und immer früher Entlastungsphasen brauchen.
Das veränderte Gangbild, die Bewegungseinschränkung des Gelenks und muskuläre Dysbalancen begünstigen zusätzlich Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Iliosacralgelenks.
Bei schwerwiegenden Gelenkstörungen entstehen schließlich Dauerschmerzen (Ruhe- und Nachtschmerzen), das Hüftgelenk kann schubweise entzündet sein (aktivierte Arthrose). Kann dieser hohe Leidensdruck durch konservative Maßnahmen über mindestens drei Monate nicht mehr ausreichend gelindert werden, so ist eine Operation (künstlicher Gelenkersatz) indiziert. Meist wird eine Totalendoprothese eingesetzt, bei der sowohl Hüftkopf als auch Hüftpfanne ausgetauscht werden.
Konservative nicht- medikamentöse Therapie
Sie dient dazu, Schmerz und Bewegungseinschränkungen zu lindern, um die Funktion des Gelenks im Alltag und beim Sport möglichst lang zu erhalten. Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie zählen dazu vor allem:
- Diätetik und Gewichtsabnahme: Die Leitlinie weist darauf hin, dass Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung von Hüftarthrosen ist, obwohl es wenig Literatur gibt, die den Effekt der Gewichtsreduktion auf die Coxarthrose beschreibt. Das Hüftgelenk ist ein zentrales gewichttragendes Gelenk, der Abbau von Übergewicht ist daher eine wichtige Maßnahme zur Entlastung.
- Physiotherapie: Die vielfältigen physiotherapeutischen Möglichkeiten bei Coxarthrose werden auf das Erkrankungsstadium, Alter, Schmerzen und Begleiterkrankungen abgestimmt. Sie umfassen etwa individuelle Kräftigungs- und Dehnungsübungen, spezifische manualtherapeutische Techniken zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit, die Steigerung der allgemeinen körperlichen Belastungsfähigkeit, Gangschulung, Beratung zum gelenkfreundlichen Verhalten in Beruf, Alltag und Sport, Schulung im Umgang mit Gehhilfen und Techniken zum Umgang mit Schmerz und Entspannung.
- Physikalische Maßnahmen: Dazu zählen etwa Elektrotherapie, Ultraschalltherapie, verschiedene Massageformen, Wärme- und Kälteapplikation oder Bädertherapien. Bei der Bewegungstherapie im Wasser (Bewegungsbad) wird das Gelenk durch den Wasserauftrieb entlastet und lässt sich besonders gut beüben.
- Gehhilfenversorgung(Krücken, Stock, Rollator): Können in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung nötig sein, um Schmerzen zu lindern, das Gelenk zu entlasten und ein unvorteilhaftes Gangbild zu vermeiden, das die Wirbelsäule schädigen würde.
- Akupunktur
Medikamentöse Therapie
Zum Einsatz kommen oft entzündungshemmende Schmerzmittel wie z. B. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Eine Dauerbehandlung ist nicht anzustreben, sondern ein befristeter Einsatz während Schmerzperioden bis zum Abklingen der Entzündung (niedrigste effektive Dosis für den kürzestmöglichen Zeitraum).
Äußerlich angewendete Arzneimittel können den Schmerz und die Funktion bei Patient:innen mit einer Arthrose oberflächennaher Gelenke verbessern, z. B. am Knie oder Handgelenk. Beim Hüftgelenk ist dies eher schwierig, da es in der Tiefe liegt und für eine Wirkstoffanreicherung schwer zugänglich ist.
Für phytotherapeutische Optionen wie Weidenrindenextrakt, Teufelskralle, Kurkuma, Weihrauch oder Cannabis ist die Wirksamkeit bei der Hüftarthrose nicht eindeutig belegt.