Viele Frauen werden in der Schwangerschaft von quälendem Juckreiz geplagt. Oft lässt sich dieser durch eine Anpassung der Hautpflege und Maßnahmen zur Juckreizlinderung schnell lindern. Kommen Ausschläge, Bläschen oder Quaddeln dazu, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Juckreiz ist in der Schwangerschaft ein weitverbreitetes Symptom, von dem etwa jede fünfte Frau betroffen ist. Auslöser ist in den meisten Fällen die starke Dehnung der Bauchhaut, eine erhöhte Trockenheit der Haut durch die Hormonumstellung sowie die stärkere Empfindsamkeit der Haut gegenüber Pflegeprodukten. Ist der Juckreiz so ausgeprägt, dass ihm mit Kratzen begegnet werden muss, führt das häufig zu einem Teufelskreis. Auf Jucken folgt Kratzen, was den Juckreiz verstärkt und mit erneutem Kratzen begegnet werden muss. Im schlimmsten Fall kommt es so zu Hautverletzungen und Entzündungen.
Ein erster wirksamer Schritt gegen den Juckreiz ist es, das Kratzen durch Maßnahmen zu ersetzen, die ebenfalls den Juckreiz lindern, ihn aber nicht verstärken. Dazu gehören das Drücken, Kneifen, Streicheln oder Reiben der Haut. Juckreizlindernd wirkt auch das Kühlen der betroffenen Bereiche. Je nach Körperstelle können Kühlakkus oder -gele aufgelegt werden, der Bereich mit einem kalten Tuch eingeschlagen werden oder Topfen aus dem Kühlschrank aufgetragen werden. Unbedingt gemieden werden sollten hohe Temperaturen (auch durch heiße Bäder oder Saunagänge), heiße Getränke, Stress und Aufregung. Sie alle können den Juckreiz zusätzlich verstärken.
Bewährte Wirkstoffe
Helfen Hausmittel nicht weiter, sind in der Apotheke verschiedene Produkte erhältlich, die gegen Juckreiz eingesetzt und in der Schwangerschaft angewendet werden dürfen. Dazu gehören zum Beispiel pflanzliche Gerbstoffe, die als Badezusatz verwendet werden können, oder Lotionen, Cremes und Ölbäder mit juckreizstillenden Wirkstoffen. Auch Lotionen mit Menthol lindern den Juckreiz, sollten aber nur angewendet werden, wenn die Haut nicht bereits aufgekratzt ist, da sie sonst unangenehm brennen.
Wichtiger Bestandteil der Juckreizbekämpfung in der Schwangerschaft ist auch die Umstellung und Anpassung der Hautpflege. Lipolotionen, Fettcremes, Salben und Fettsalben sorgen für ausreichende Rückfettung und wirken damit der trockenen Haut entgegen. Bewährt hat sich, die Anwendung der Produkte zu teilen. Am Morgen sind leichtere Cremes und Lotionen besser geeignet, da sie schneller in die Haut einziehen. Am Abend sollten reichhaltigere Formulierungen verwendet werden, welche die Haut über Nacht optimal pflegen. Augenmerk sollte auch auf die Inhaltsstoffe gelegt werden. Gut geeignet sind Produkte mit Harnstoff, der juckreizlindernd wirkt, oder Dexpanthenol, das hilft, die Haut zu regenerieren und mit Feuchtigkeit zu versorgen.
Auf einen Blick: Schwangerschaftsspezifische Hauterkrankungen
Es gibt Hauterkrankungen, die nur im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten. Diese zu erkennen ist wichtig, um Mutter und Kind schnell behandeln zu können.
- Atopische Schwangerschaftsdermatose– Typisches Anzeichen: Starker Juckreiz und flächige Hautrötungen, die an Gesicht, Ellenbogen, Kniekehlen, Hals und Dekolleté auftreten. Bei einigen Frauen bilden sich zusätzlich kleine helle oder leicht rote Knötchen an Armen, Beinen, Oberkörper. Am Rücken können diese auch größer ausfallen.
– Betroffen sind häufig Frauen, die bereits eine Veranlagung für Allergien, Asthma oder Neurodermitis haben.
– Die Behandlung erfolgt durch eine Umstellung der Pflegeroutine auf Produkte, die speziell auf die Pflege atopischer Haut abgestimmt sind. - Polymorphe Schwangerschaftsdermatose (kurz: PEP oder PUPP)– Tritt bei einer von 130 bis 300 Schwangeren auf, meist im letzten Schwangerschaftsdrittel.
– Typische Anzeichen: Am Bauch bilden sich im Bereich von Schwangerschaftsstreifen stark juckende Quaddeln und Knötchen, die sich anschließend auf die Oberschenkel ausbreiten.
– Die Behandlung erfolgt mit kortisonhaltigen Cremes und Antihistaminika. - Intrahepatische Schwangerschaftscholestase (ISC)– Typisches Anzeichen: starker Juckreiz an den Handflächen und Fußsohlen, der vor allem nachts extrem ausgeprägt ist
– Auslöser ist ein Stau der Gallenflüssigkeit in der Leber, der mit Medikamenten aufgelöst werden muss. Ist die Erkrankung schwer ausgeprägt oder sprechen Frauen nicht auf die Behandlung an, wird das Baby entbunden. - Pemphigoid gestationis (PG)– Äußerst seltene Autoimmunerkrankung, die nur bei etwa einer von 60.000 Schwangeren meist im letzten Schwangerschaftsdrittel auftritt.
– Typische Anzeichen: Kleine, stark juckende, rote Flecken, Bläschen und Blasen, die zunächst rund um den Nabel sichtbar werden. Von dort aus breiten sie sich auf den gesamten Körper aus. Lediglich der Kopf und das Gesicht bleiben ausgespart.
– Im frühen Stadium wird die Erkrankung mit kortisonhaltigen Cremes und Antihistaminika behandelt, bei starker Blasenbildung ist eine Behandlung mit Kortison-Tabletten notwendig.
Warnsignale beachten
Für die optimale Pflege beim Waschen, Duschen oder Baden werden nichtalkalische Seifen, rückfettende Waschsyndets, Dusch- und Badeöle empfohlen. Diese Produkte sind so formuliert, dass sie einer zusätzlichen Austrocknung der Haut durch das Wasser entgegenwirken. Dennoch sollte auf ausgedehnte oder zu heiße Bäder besser verzichtet und stattdessen kurz geduscht werden. Beim Abtrocknen ist es ratsam, starkes Reiben zu vermeiden, um die Haut nicht zusätzlich zu verletzen oder erneut Juckreiz auszulösen.
Bei den meisten Frauen legt sich der Juckreiz mit angepassten Pflegemaßnahmen schnell und die Haut beruhigt sich wieder. Sollten jedoch weitere Hautveränderungen wie Bläschen, Rötungen, Pusteln auftreten oder der Juckreiz ausschließlich auf Hand- und Fußsohlen beschränkt sein, gilt das als Warnsignal für eine schwangerschaftsspezifische Hauterkrankung, die durch eine Hautärztin oder einen Hautarzt abgeklärt werden sollte.
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