Antikörpertests geben Auskunft darüber, ob im Blut Antikörper gegen SARS-CoV-2 vorhanden sind. Welche Arten von Tests gibt es? Wann ist es sinnvoll, auf Antikörper zu testen? Und wie können die Ergebnisse interpretiert werden?
Antikörper sind immer dann im Blut nachweisbar, wenn das Immunsystem bereits Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Virus hatte. Das ist entweder nach einer durchgemachten Infektion oder nach vollständiger Impfung der Fall. Die virusspezifischen Antikörper sollen eine neuerliche Infektion verhindern oder den Krankheitserreger zumindest sehr rasch bekämpfen.
Schnelltests und Labortests
Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an verschiedenen Schnell- und Labortests:
- Schnelltests funktionieren ähnlich wie die Antigen-Schnelltests nach dem „lateral flow“-Verfahren. Sie können entweder selbst zu Hause oder als Vor-Ort-Test auch in einigen Apotheken gemacht werden. Üblicherweise werden wenige Tropfen Kapillarblut auf eine Testkassette aufgetragen; nach etwa 20 bis 30 Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden. Allerdings erhält man nur eine Aussage darüber, ob Antikörper vorhanden sind (ja/nein), aber keine Angabe zur Menge der Antikörper. In manchen Apotheken sind auch quantitative Bestimmungen möglich.
- Labortests basieren auf etablierten Technologien wie ELISA (Enzyme-linked immunosorbent assay) oder CLIA (Chemiluminescence Immunoassay) und werden – wie der Name schon sagt – in medizinischen Laboratorien durchgeführt. Sie sind in der Regel genauer als die Schnelltests und liefern detaillierte quantitative Ergebnisse. Die Kosten belaufen sich je nach Anbieter auf circa 25 bis 40 Euro pro Test.
Frühe und späte Antikörper
Wichtig zu wissen ist, dass es verschiedene Arten von Antikörper gibt. IgM- und IgA-Antikörper sind so genannte Akutmarker. IgM sind bereits etwa drei bis sieben Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome nachweisbar; IgA erscheinen ein paar Tage später und sind vor allem in Schleimhäuten und Sekreten zu finden. In der zweiten und dritten Krankheitswoche sind die Spiegel am höchsten, danach sinken beide rasch wieder ab.
Die Produktion der IgG-Antikörper beginnt etwas später, sie bleiben aber wesentlich länger nachweisbar. Da sie für den Schutz vor einer neuerlichen Infektion verantwortlich sind, bezeichnet man sie auch als Immunitätsmarker. Häufig ist auch von „neutralisierenden Antikörpern“ die Rede. Sie stellen eine kleine Untergruppe der IgG-Antikörper dar, welche in der Lage sind, den SARS-CoV-2-Erreger zu inaktivieren. Drei Wochen nach Symptom-beginn sind beim Großteil der COVID-19-Erkrankten neutralisierende IgG-Antikörper im Blut nachweisbar (= Serokonversion). Bemerkenswert ist, dass sich die Menge der gebildeten Antikörper von Mensch zu Mensch sehr stark unterscheidet, mitunter um mehr als das Tausendfache.
Wann ist ein Antikörpertest sinnvoll?
Achtung: Seit 8.11.2021 stellen Antikörpertests KEINEN Nachweis mehr im Sinne der 3G-Regel dar.
Viele Menschen lassen im Moment aber ihren Antikörpertiter aus Eigeninteresse bestimmen: entweder um das Ansprechen auf die Impfung zu überprüfen oder um „nachzuschauen“, ob bereits ein dritter Stich erforderlich ist. Leider hat diese Messung jedoch wenig Aussagekraft. Das Nationale Impfgremium rät ganz klar von einer routinemäßigen Kontrolle vor oder nach der Impfung ab, da bislang noch zu wenig darüber bekannt ist, welche Antikörper in welcher Höhe einen wirksamen Schutz widerspiegeln.
Und auch als Entscheidungsgrundlage für oder gegen eine Impfung ist der Test nicht geeignet. Für die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung macht die Menge der Antikörper, die man möglicherweise bereits im Blut hat, keinen Unterschied. Anders sieht es das Nationale Impfgremium bei schwerwiegend immungeschwächten oder stark immunsupprimierten Personen: hier wird ein Antikörpertest empfohlen – allerdings frühestens 4 Wochen nach der dritten Impfung. Denn erst dann lässt sich feststellen, ob die Impfung erfolgreich zu einer Immunantwort geführt hat.
Wenn gesunde Personen dennoch einen Test wünschen, sollte dieser ebenfalls frühestens vier Wochen nach der Impfung durchgeführt werden, da es eine gewisse Zeit dauert, bis die Antikörper vom Körper gebildet werden.
Laborbefund richtig interpretieren
Auf Laborbefunden wird das Ergebnis meist in U/ml (Units pro Milliliter) angegeben. Die jeweiligen Grenzwerte sind von Test zu Test verschieden und werden daher am Befund immer mitangegeben. Um die Werte verschiedener Anbieter besser vergleichbar zu machen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kürzlich eine Referenzprobe als internationalen Standard definiert. Dieser trägt die Maßeinheit BAU/ml (Binding Antibody Unit pro ml).
Wie viele Antikörper für eine Schutzwirkung?
Wenn IgG-Antikörper im Blut gefunden werden, kann angenommen werden, dass man entweder eine COVID-19-Infektion durchgemacht oder auf die Impfung angesprochen hat.
Leider ist es derzeit allerdings nicht möglich, anhand der Antikörpermenge auf eine Immunität gegen SARS-CoV-2 Rückschlüsse zu ziehen. Denn hierzu fehlen schlichtweg die erforderlichen Langzeitdaten. Grundsätzlich gilt aber: Je höher der Wert ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass auch neutralisierende Antikörper vorhanden sind, die in der Lage sind SARS-CoV-2-Erreger zu inaktivieren. Außerdem findet neben der Bildung von Antikörpern übrigens auch eine zelluläre Immunreaktion in unserem Körper statt, die zwar nicht so einfach zu messen ist, jedoch maßgeblich zum Schutz beiträgt.
Wichtig ist auch die Frage, wie lange nach einer Infektion beziehungsweise Impfung Antikörper im Blut zu finden sind und damit ein Immunschutz bestehen bleibt. Das ist Gegenstand zahlreicher laufender Forschungen. Aktuelle Studien sprechen von stabilen Antikörperwerten über sechs bis neun Monate; wirklich zuverlässige Angaben sind bislang aber leider nicht möglich.