adipositas_shutterstock_1372581767

Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) ist ein weit verbreitetes Phänomen in unserer Gesellschaft und geht häufig mit chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Arthrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Hier erfahren Sie unter anderem, welche Ursachen hinter Adipositas stecken, wie man sie behandeln kann und was Sie selbst tun können, um gesundheitsschädigendes Übergewicht gar nicht erst entstehen zu lassen.

Definition & Diagnose

Als Adipositas (Fettleibigkeit) wird eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper bezeichnet. Allerdings leidet nicht jeder übergewichtige Mensch zwangsläufig unter Adipositas. Der Grad des Übergewichtes beziehungsweise der Grad der Fettleibigkeit lässt sich anhand des sogenannten Body-Mass-Indexes (BMI) bestimmen. Der BMI wird errechnet, indem man das Gewicht (in Kilogramm) durch die Körpergröße zum Quadrat (m²) teilt. Beispiel: Eine Person, die 70 Kilogramm wiegt und 175 cm groß ist, hat demnach einen BMI von 22.9 (einen Online-BMI-Rechner finden Sie zum Beispiel hier).

Nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO wird der BMI wie folgt eingeteilt:

Kategorie BMI (kg/m²)
Untergewicht < 18,5
Normalgewicht 18,5 - 25
Übergewicht (Präadipositas) 25 - 30
Adipositas Grad I (leichte Adipositas) 30 - 35
Adipositas Grad II (mittelschwere Adipositas) 35 - 40
Adipositas Grad III (morbide Adipositas) ≥ 40

Von Adipositas spricht man also ab einem BMI-Wert von 30.

Der BMI gibt allerdings keine Auskunft über die Verteilung des Körperfettes, die als ein entscheidender Faktor bei der Risiko-Bestimmung für diverse adipositasbedingte Krankheiten (z.B. koronare Herzkrankheit, Schlaganfall oder Diabetes mellitus Typ 2) gilt.

Eine Fettverteilung, die sich hauptsächlich auf den Bauchraum konzentriert ("Apfeltyp") gilt als risikobehafteter und gesundheitsschädlicher als eine hüft- und oberschenkelbetonte Fettverteilung ("Birnentyp"). Aus diesem Grund wird zu einer genaueren Risikobestimmung häufig auch der Bauchumfang an der Taille gemessen. Laut Adipositas-Leitlinie ist bei Frauen ein Taillenumfang ab 80 cm und bei Männern ab 94 cm mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Stoffwechsels und Herz-Kreislauf-Systems verbunden. Bei einem Taillenumfang ab 88 cm bei Frauen und ab 102 cm bei Männern spricht man von einem deutlich erhöhten Risiko.

Zahlen

Laut einer Statistik Austria-Erhebung aus dem Jahr 2019 sind in Österreich rund 16,6 % der erwachsenen Bevölkerung von Adipositas betroffen. Als übergewichtig gelten hierzulande 34,5 % der Erwachsenen. Auch weltweit gesehen wird Adipositas immer mehr zu einem gravierendem Problem, das sich bei weitem nicht mehr nur auf die Industrieländer beschränkt. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich die Zahl der Adipösen seit dem Jahr 1975 verdreifacht. Mittlerweile leiden weltweit mehr als 300 Millionen an Adipositas.

Adipositas bei Kindern

Übergewicht und Adipositas sind auch unter Kindern und Jugendlichen ein großes Problem. In Österreich ist rund jedes dritte Kind übergewichtig, zehn Prozent der Kinder leiden unter Adipositas. Die Gründe dafür sind meist ähnlich wie bei Erwachsenen. Zu den Hauptursachen zählen eine unausgewogene Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität. Adipöse Kinder haben langfristig ein höheres Risiko für unterschiedliche Folgeerkrankungen. Die Österreichische Adipositas Gesellschaft hat auf ihrer Website einen ausführlichen Ratgeber für Eltern mit übergewichtigen Kindern zusammengestellt.

Auch bei Kindern und Jugendlichen wird der BMI zur Einschätzung von Übergewicht und Adipositas herangezogen. Im Gegensatz zu Erwachsenen müssen hier allerdings auch Alter und Geschlecht bei der Berechnung des BMI berücksichtigt werden. Einen Online-BMI-Rechner für Kinder finden Sie hier.

Ursachen & Risikofaktoren

Adipositas entsteht in der Regel durch ein Ungleichgewicht zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch, d.h. Betroffene nehmen mehr Kalorien zu sich als sie verbrauchen können. In der Folge wird die nicht verbrauchte Energie vom Körper als Fett eingelagert - es kommt zur Gewichtszunahme. Es gibt eine Reihe verschiedener Faktoren, die ein solches Ungleichgewicht im Energiehaushalt auslösen bzw. begünstigen können:

  • Faktoren des Lebensstils:In vielen Fällen finden sich die Ursachen für Adipositas im individuellen Lebensstil und/oder in gesellschaftlichen Einflüssen. Dazu gehört zum Beispiel eine zu kalorienreiche Ernährung (z.B. durch übermäßigem Konsum von Fast Food oder Süßigkeiten) und Bewegungsmangel (oft bedingt durch zu viel Sitzen und zu wenig körperlicher Aktivität im Alltag). Außerdem trägt die ständige Verfügbarkeit von (ungesunder) Nahrung (z.B. in Form kalorienreicher Snacks oder zuckerhaltiger Getränke) in unserem Lebensalltag dazu bei, dass wir mehr zu uns nehmen als wir verbrauchen können. Auch die Aufnahme von Essensportionen, die (weit) über das Stillen des Hungergefühls hinausgehen, führt zwangsläufig zu einem Überschuss an Kalorien.
  • Genetische Ursachen:Auch erbliche Faktoren können bei der Entwicklung von Adipositas eine Rolle spielen. Zwillingsstudien deuten darauf hin, dass bestimmte Störungen des Energiehaushaltes weitervererbt werden können. Bei Adoptivkindern konnte außerdem gezeigt werden, dass ihr BMI häufig eher dem ihrer leiblichen Eltern entspricht als dem ihrer Adoptiveltern. Genetische Faktoren sind jedoch nie alleine für eine Adipositas-Erkrankung verantwortlich.
  • Hormonelle Störungen:Mitunter kann Adipositas auch durch Erkrankungen, die mit hormonellen Störungen einhergehen, begünstigt werden. In diese Kategorie fallen etwa eine Schilddrüsenunterfunktion oder das sogenannte Cushing-Syndrom, bei dem der Cortisol-Haushalt gestört ist.
  • Chronischer Stress:Dass chronischer Stress häufig zu einer Gewichtszunahme führt, hängt ebenso vor allem mit den verschiedenen Auswirkungen des Stresshormons Cortisol auf den menschlichen Körper zusammen. Eine erhöhte Cortsol-Ausschüttung kann unter anderem ein gesteigertes Hungergefühl und eine Hemmung der Fettverbrennung bewirken.
  • Depressive Erkrankungen:Depressionen und Adipositas bedingen sich gegenseitig auf unterschiedliche Art und Weise. Einerseits führt die krankheitsbedingte Antriebslosigkeit von depressiven Menschen häufig zu einem Bewegungsmangel, andererseits leiden adipöse Menschen in vielen Fällen unter ihrem Gewicht, was sich wiederum negativ auf das seelische Befinden auswirkt. Bei manchen Betroffenen kann es im Zuge einer depressiven Erkrankung auch zu Heißhunger (speziell auf Süßes oder Fast Food) kommen. Dies hängt damit zusammen, dass ein Konsum solcher Speisen kurzfristig für eine erhöhte Ausschüttung des Glückshormones Serotonin sorgen und eine leichte Stimmungsaufhellung bewirken kann.
  • Essstörungen:Ein bekanntes Beispiel einer Essstörung, die oft mit Adipositas zusammenhängt, ist die sogenannte Binge-Eating-Störung. Betroffene leiden unter immer wiederkehrenden Essanfällen, bei denen sie innerhalb kurzer Zeit große Nahrungsmengen zu sich nehmen. Die Anfälle werden häufig von Gefühlen wie Scham oder Ekel begleitet und zeichnen sich durch Kontrollverlust aus. Die Binge-Eating-Störung ist psychisch bedingt.
  • Schlafmangel:Einige Studien legen auch einen Zusammenhang zwischen chronischem Schlafmangel und Gewichtszunahme nahe. Die genauen Gründe für diesen Zusammenhang werden noch erforscht.
  • Medikamente:Auch die Einnahme mancher ​​​​Arzneistoffe (z.B. Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika, Antidiabetika) kann mit einer Gewichtszunahme einhergehen. Dies liegt zum einen daran, dass einige dieser Medikamente den Appetit steigern, zum anderen kann auch der Stoffwechsel verlangsamt und der Energieverbrauch somit gesenkt werden.

Symptome & Folgen

Adipositas muss nicht zwangsläufig mit Folgeerkrankungen einhergehen, sie kann jedoch die Entstehung verschiedener Krankheiten begünstigen. Es gilt: Je ausgeprägter die Adipositas ist und je länger sie besteht, desto höher ist in der Regel auch das Risiko für die Entwicklung einer Folgeerkrankung. Zu diesen gehören unter anderem:

  • Typ-2-Diabetes
  • Arteriosklerose (als mögliche weitere Folge Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall)
  • Bluthochdruck
  • Arthrose
  • Schlafapnoe
  • Fettstoffwechselstörungen (z.B. erhöhter Cholesterinspiegel)
  • Fettleber
  • Erkrankungen der Gallenblase, Gallensteine
  • Sodbrennen (Refluxkrankheit)
  • Adipositas gilt außerdem als Risikofaktor für die Entstehung einiger Krebsarten. Hierzu zählt vor allem Brustkrebs, aber auch Darm-, Gebärmutter- oder Nierenkrebs.

Was ist das Metabolische Syndrom?

Vom Metabolischen Syndrom (MTS) spricht man, wenn bestimmte Erkrankungen bzw. Risikofaktoren zusammen auftreten. Hierzu zählen in erster Linie die folgenden vier Merkmale:

  • Übergewicht: als Indikator für das Metabolische Syndrom gilt vor allem ein übermäßiger Bauchumfang (also bei Männern mehr als 102 cm, bei Frauen mehr als 88 cm)
  • erhöhter Blutdruck (Hypertonie)
  • erhöhter Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie)
  • ein gestörter Fett- und Cholesterinhaushalt

In der Medizin spricht man dann von einem MTS, wenn zumindest drei der vier genannten Erkrankungen zusammentreffen.

Da das MTS vor allem in den westlichen Industrieländern weit verbreitet ist und oft durch einen modernen Lebensstil mit wenig körperlicher Bewegung und Überernährung ausgelöst wird, ist häufig auch von einem "Wohlstandssyndrom" die Rede. In Österreich sind rund 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung vom Metabolischen Syndrom betroffen.

Behandlung

Die Voraussetzung für eine möglichst effektive Adipositas-Behandlung ist, die Ursachen für das Übergewicht zu identifizieren. Da jeder Mensch anders ist, ist es wichtig, die Behandlung individuell anzupassen. Dabei muss es nicht immer darum gehen, den BMI in den Bereich des Normalgewichtes zu bringen. Patient:innen haben unterschiedlichste Vorstellungen und Ziele bezüglich ihres Körpergewichtes. Auch die Gründe, warum jemand abnehmen will, variieren stark. Es ist außerdem wichtig, zwischen moderatem Übergewicht und echter Adipositas zu unterscheiden. Menschen mit einem BMI zwischen 25 kg/m² und 30 kg/m² fühlen sich beispielsweise oft nicht weniger gesund und fit als normalgewichtige Menschen. Eine Behandlung ist dann meist nicht notwendig.

Damit die Gewichtsabnahme gelingt, ist es sinnvoll, einen Plan zu entwickeln, der zu den Zielen und Lebensumständen der einzelnen Person passt und realistischerweise umsetzbar ist.

Zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Adipositas-Therapie zählen die Änderung der Ernährung und eine Steigerung der körperlichen Aktivität. Vor allem bei Patient:innen mit Grad III-Adipositas erfolgt parallel dazu häufig eine psychologische Betreuung. In manchen Fällen ist auch eine medikamentöse Therapie oder ein operativer Eingriff sinnvoll.

Änderung der Ernährung

Eine der zentralen Säulen der Adipositas-Behandlung ist die Änderung der Ernährungsgewohnheiten. Zu den wichtigsten Maßnahmen in diesem Zusammenhang zählen:

  • Formulieren eines konkreten Zieles (z.B. Reduktion der täglichen Nahrungsaufnahme um 500 Kalorien)
  • Achtsamkeit bezüglich des Hunger- und Sättigungsgefühls (nicht "über den Hunger essen")
  • Einhaltung von Essenspausen (vier oder fünf Stunden nach einer Mahlzeit)
  • Anrichten von kleineren Portionen
  • Vermeidung von Zwischensnacks
  • häufiges Kauen, langsames und bewusstes Essen ohne Ablenkungen durch Fernsehen, Smartphones oder Arbeit
  • Zusammenarbeit mit einem/einer Ernährungsberater:in
  • Erstellen eines kalorienbewussten Speiseplans (fettarm, ballaststoffreich, vitaminreich etc.)
  • Erlernen kalorienbewusster Zubereitungsarten (z.B. dünsten statt frittieren)

Wichtig ist, dass die Ernährungsumstellung so gestaltet wird, dass sie sich im Alltag umsetzen lässt. Der Patient/die Patientin sollte das Gefühl haben, dass die Umstellungen realistischerweise bewältigbar sind.

Falls es medizinische oder anderweitige Gründe für einen kurzfristigen höheren Gewichtsverlust geben sollte, kann auch eine sogenannte Formula-Diät sinnvoll sein. Bei dieser wird mindestens eine Mahlzeit am Tag durch ein kalorienreduziertes Produkt (meistens in Form eines Shakes oder Fertigdrinks) ersetzt. Diese speziellen Diäten sollten jedoch nur ein Teil eines breiter angelegten Therapieprogramms sein und stets unter ärztlicher und/oder diätologischer Aufsicht durchgeführt werden.

Steigerung der körperlichen Aktivität

Neben der Anpassung der Ernährungsgewohnheiten ist die Erhöhung der körperlichen Aktivität eine der wichtigsten Komponenten bei der Behandlung von Adipositas. Für viele Patient:innen mit Adipositas ist zügiges Gehen eine ideale Trainingsform, da es überall durchführbar ist und sich auch bei körperlichen Einschränkungen (z.B. bei Gelenksproblemen) bewältigen lässt. Andere gut geeignete Sportarten sind Nordic Walking, Wandern, Radfahren, Schwimmen oder Aquagymnastik. Besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, welche Form der Bewegung für Sie passend ist.

Psychologische Betreuung

Vor allem bei der Behandlung von Adipositas Grad III (morbide Adipositas) nehmen auch psychologische Faktoren einen hohen Stellenwert ein. Bei Patient:innen aus dieser Gruppe liegt häufig ein zwanghaftes Verhalten in Form einer Essstörung vor (z.B. Binge Eating, nächtlicher Heißhunger ("Night-Eating-Syndrom") oder extremes Snacking). Die zugrundeliegenden psychologischen Ursachen sollten durch Spezialist:innen (Psychotherapeut:innen, Psychiater:innen etc.) behandelt werden.

Medikamentöse Therapie

Bei Adipositas-Patient:innen mit einer zusätzlichen Begleiterkrankung wie Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes kann auch der Einsatz von Medikamenten zur Gewichtsreduktion sinnvoll sein. Diese müssen jedoch von einem Arzt/einer Ärztin verschrieben werden und dienen stets nur zur Therapie-Ergänzung.

Operative Eingriffe

Für Menschen mit starker Adipositas (Grad II oder Grad III), bei denen Begleiterkrankungen vorliegen und die oben genannten Behandlungsmöglichkeiten über mindestens sechs Monate hinweg nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben, kann auch ein chirurgischer Eingriff in Frage kommen. Zu den bekanntesten Operationsmethoden zählen dabei der Magenbypass und die Magenverkleinerung (Schlauchmagen). Die Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffes sollten gut abgewogen werden, da damit gravierende Umstellungen im Lebensalltag der Patient:innen einhergehen.

Tipps: Das können Sie selbst tun

Es gibt ein paar Verhaltensweisen bzw. Anpassungen des Lebensstils, die dabei helfen können, Übergewicht oder Adipositas einzudämmen bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen. Zu den grundsätzlichen Empfehlungen gehören:

  • Ernähren Sie sich ausgewogen und ballaststoffreich (viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte etc.).
  • Vermeiden Sie energiereiche Lebensmittel mit vielen ungesunden Fetten und viel Zucker (z.B. Fast Food, süße Snacks, Softdrinks).
  • Verzichten Sie möglichst auf alkoholische Getränke oder schränken Sie deren Konsum ein.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig und versuchen Sie, körperliche Aktivität in Ihren Alltag zu integrieren.
  • Wenn Sie mit Gewichtsproblemen zu kämpfen haben, ist es außerdem wichtig, sich durch Rückschläge beim Abnehmen nicht entmutigen zu lassen. Setzen Sie sich realistische Ziele und belohnen Sie sich ruhig (z.B. mit einem Kino- oder Konzertbesuch), wenn Sie ein Teilziel erreicht haben. Haben Sie Geduld mit sich selbst!