Chronische Beschwerden sind weitverbreitet und ziehen sich durch alle Altersgruppen in Österreich. Selbst junge Menschen sind nicht vor ihnen gefeit. Doch wann spricht man von einer chronischen Krankheit und wie lassen sich diese „managen“?
Chronische Krankheiten entwickeln sich – im Gegensatz zu akuten Erkrankungen – meist langsam und schleichend und bestehen über einen langen Zeitraum. In einer Umfrage des Austrian Health Reports gaben 4 von 10 Befragten an, ein chronisches Gesundheitsproblem/eine dauerhafte Krankheit zu haben. Zu den häufigsten chronischen Erkrankungen zählen etwa: Arthritis, Arthrose und andere Erkrankungen des Bewegungsapparates, Asthma bronchiale, Chronische Lungenerkrankungen wie COPD, Diabetes mellitus, Depression und andere psychische Erkrankungen, Koronare Herzkrankheit, Osteoporose, Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder auch das Chronic Fatigue Syndrome.
Für die überwiegende Mehrheit (69 %) der Betroffenen geht ihre Erkrankung auch mit einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme einher. Ein Drittel der Betroffenen sucht zumindest einmal pro Monat eine/n Arzt/Ärztin oder ein Krankenhaus auf. Sogar 34 Prozent der Jungen (18–29) geben an, chronisch krank zu sein und regelmäßige Behandlung bzw. regelmäßig Medikamente zu benötigen.
Chronischer Husten
Husten kommt bei Kindern gerade im Herbst und Winter sehr häufig vor. Die Ursache ist zumeist eine simple Atemwegsinfektion. Wenn aber der Husten über das normale Maß und über vier Wochen hinausgeht, handelt es sich um einen chronischen Husten. „Und dieser ist ein eindeutiges Warnsignal, das auf eine ernstzunehmende Lungenerkrankung hinweisen kann“, so Dr. Angela Zacharasiewicz vom Klinikum Ottakring: „Spätestens dann sollte man mit dem Kind unbedingt den Arzt/die Ärztin aufsuchen, damit entsprechende Schritte gesetzt werden können.“
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können jeden treffen. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind gekennzeichnet durch akute und chronische, in Schüben verlaufende Entzündungen der Darmschleimhaut. Zu den Symptomen zählen Bauchschmerzen und Durchfälle, allgemeines Krankheitsgefühl, Schwäche, Gewichtsverlust bis hin zu Schleimhautblutungen. Eine frühe Diagnostik und Therapie sind notwendig, um eine Schädigung der Darmschleimhaut zu minimieren. Die Krankheit wirkt sich oft negativ auf die Psyche aus: Angst vor Krankheitsschüben, Untersuchungen, soziale Isolation wegen der häufigen Durchfälle etc. sind keine Seltenheit und beeinflussen die Lebensqualität massiv.
Chronische Schmerzen
Schmerzen haben einen Warncharakter, der seinen Sinn verliert, wenn sie sich chronifizieren. Schmerzen werden von einer sensorischen und einer emotionalen Komponente geprägt. Während bei einem akuten Schmerz die sensorische Komponente dominiert, ist es bei chronischen Schmerzen eher die emotionale. Daher bringen die üblichen Schmerzmittel beim chronischen Schmerz auch nicht die erwünschte Erleichterung. Die vergeblichen Therapieversuche führen folglich zu Depression und Angststörung und einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Neben medikamentösen Therapieansätzen können Coping-Strategien helfen. Darunter versteht man Kompensationstechniken für schmerzbelastete Patient:innen.
Tipp vom Experten: Aus der Spirale ausbrechen
Dr. Martin Pinsger
Arzt für Schmerztherapie in Bad Vöslau
Warum kommt es zur Chronifizierung von Schmerzen?
Weil Patient:innen nicht gut betreut werden. Der Schmerz, der besteht, wird nicht ausreichend analysiert und therapiert. Dann kommen Ängste und Depressionen hinzu, eventuell eine Arbeitsunfähigkeit – und schon sind die Patient:innen in einem Teufelskreis gefangen. Die Entwicklung eines chronischen Schmerzes geht sehr schnell. Starke Schmerzen mit hoher emotionaler Beteiligung, mit hohem sozialen Stressfaktor können ganz rasch chronifizieren. Gerade dann, wenn Menschen lange in diesen Ohnmachtsphasen sind, ziehen sie sich auch sozial zurück, was wiederum verstärkend auf die Schmerzsymptomatik wirkt.
Was können die Patient:innen selbst tun, um aus der Spirale Schmerz, Rückzug, Verzweiflung auszubrechen?
Chronische Erkrankungen benötigen ganzheitliche Maßnahmen. Neben einer effektiven medizinischen Behandlung braucht es immer auch eine große Portion an Eigenaktivität der Patient:innen. Durch die Übernahme von Eigenverantwortung stellt der/die Patient:in Selbstwirksamkeit her. So kann er/sie selbst an seiner/ihrer Genesung mitwirken und sie auch in einem großen Ausmaß bestimmen. Allerdings hat man sehr viele palliative Situationen, bei denen man weiß, dass man das nicht mehr gewinnen kann. Dennoch sind selbst nach dreißig oder vierzig Jahren mit Schmerzen noch wesentliche Verbesserungen des Lebens und Wohlfühlens realistisch.
Fazit
Die Früherkennung chronischer Erkrankungen trägt wesentlich zur Milderung des Krankheitsverlaufes bzw. zur Verhinderung von Folgekrankheiten bei. Ziel muss es auch sein, die Patient:innen zu befähigen, ihre Krankheit und die damit verbundenen Einschränkungen bestmöglich zu managen (Empowerment) und ihre Mitarbeit (Compliance) zu sichern.
Unterstützung können Betroffene auch in einer Selbsthilfegruppe finden:
www.chronischkrank.at/unsere-selbsthilfegruppen