Tatsache ist: Es herrscht keine Funkstille in österreichischen Seniorenbetten. Viele sind neugierig: Wie kann man in puncto Sex auf der Höhe bleiben, was kann man tun, damit beide glücklich bleiben und wie kann man die kleinen Stolpersteine, die das Alter einem manchmal in den Weg legt, umgehen? Wussten Sie übrigens, dass regelmäßiger Sex in jedem Alter vor Krankheiten schützt und das Leben verlängert?
Die „dritte Lebensphase“ ist eigentlich ideal für Sexualität und Erotik. Man ist weniger eingespannt, man hat mehr gemeinsame Zeit und die Kinder sind außer Haus. Doch Lustkiller und Handicaps machen der Erotik manchmal einen Strich durch die Rechnung.
Der Körper verändert sich
Bei Frauen sinkt in den Wechseljahren der Östrogenspiegel im Blut. In Folge sind die Scheidenwände schwächer durchblutet – die Scheide wird nicht mehr so schnell feucht. Gleitmittel können hier Abhilfe schaffen. Außerdem werden die Scheidenwände dünner – Bewegungen beim Geschlechtsverkehr drücken stärker auf die Blase. Und: Der Körper reagiert langsamer auf sexuelle Reize.
Beim Mann verliert das Gewebe des Penis Elastizität, dadurch kommt es weniger schnell zu einer Erektion. Erektionen sind außerdem schwächer als in jungen Jahren. Die Zeit bis zum Erreichen des Höhepunktes dauert länger, die Menge der Samenflüssigkeit nimmt ab. Männer erleben keine Wechseljahre wie Frauen, viele sind weiterhin zeugungsfähig, aber auch ihr Drang wird schwächer. Wenn die sexuelle Kraft beim Mann nachzulassen beginnt, hat das für den sexuellen Verkehr auch Vorteile. Das Tempo wird langsamer. Dies kommt der natürlichen Erregungskurve der Frau entgegen.
Mit Impotenz umgehen
In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen sind 35 Prozent, zwischen 70 und 80 ist nahezu jeder zweite von Impotenz betroffen. Der Prozess verläuft schleichend. Die Erektionen werden schwächer und bleiben manchmal ganz aus. 90 unterschiedliche Wirkstoffe werden mit Impotenz in Verbindung gebracht – zum Beispiel enthalten in Psychopharmaka, Cholesterinpräparaten oder Entwässerungsmitteln.
Helfen kann ein Urologe. Er wird das Problem genauer einkreisen – eventuell hilft ein Medikamentenwechsel. Manchmal hilft auch schon eine Ernährungsumstellung oder Entspannungsübungen.
Potenzmittel werden weltweit millionenfach verschrieben – oder aber fahrlässig über das Internet bestellt (hier besteht die Gefahr von unwirksamen bzw. giftigen Fälschungen). Der in Potenzmitteln enthaltene Wirkstoff hilft, den Schwellkörper im Penis zu aktivieren. Sexualpsychologen glauben sogar, dass ein Potenzmittel auch wirkt, wenn es gar nicht eingenommen wird. Für die meisten Männer ist es einfach beruhigend, die Pillen im Nachtschrank zu haben, wenn es einmal nicht klappen sollte. Aber Vorsicht: Potenzmittel können Nebenwirkungen haben!
Die medizinische Vakuumpumpe ist für all jene Männer eine Alternative, die Potenzmittel nicht vertragen. Sie bewirkt einen Unterdruck im Zylinder um den Penis, wodurch sich der Schwellkörper mit Blut füllt.
Es gibt aber auch Möglichkeiten, ohne Erektion Sex zu haben. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Dazu kann man sich gegenseitig mit zärtlichen Massagen Lust bereiten. Streicheln, gegenseitige Masturbation oder Oralverkehr – alles ist denkbar. Erotikshops halten auch Helferleins parat. Ein Mann kann auch mit schlaffem Penis zum Höhepunkt kommen. Vor dem Vergnügen sollten Sie aber erst offen miteinander darüber sprechen.
Blasenschwäche: unangenehm aber kein Hindernis
Nicht einmal Ehepaare gehen offen miteinander um, wenn es um das Thema Inkontinenz geht. Auffällig wird es erst, wenn der andere ständig zur Toilette muss und nicht mal einen Spaziergang aushält, ohne in die Büsche zu huschen. Es ist den Betroffenen peinlich. Auch das sexuelle Erleben wird belastet.
Neben Beckenbodentraining und Gewichtsreduktion können auch bestimmte Stellungen gemieden werden, die stark auf die Blase drücken. Für Männer kann die Reiterstellung problematisch werden, für Frauen die Rückenlage, wenn sie die Beine sehr zu sich heranzieht. Damit die Matratze geschützt ist, kann man spezielle Auflagen unterlegen.
Wenn Krankheiten belasten
Diabetes, Bluthochdruck, Gicht, Herz-Kreislauf-Probleme machen vielen Menschen über 60 zu schaffen. Die meisten chronischen Krankheiten beeinflussen nicht nur das Allgemeinbefinden, sondern sind die größten Feinde von erfolgreichem und genussvollem Sex. Auch Medikamente können sich auf Potenz und Lust auswirken. Dazu kommen Bewegungseinschränkungen wie Arthrose und Gicht.
Auch Krebsbehandlungen haben fast immer Auswirkungen auf die Sexualität. Muss Ihr Partner gerade eine Chemo- oder Strahlentherapie durchstehen, hat er oder sie wahrscheinlich keine Lust auf Sex. Wichtig ist aber, dass Sie die körperliche Nähe nicht aufgeben und ihren Partner umarmen und zärtlich zu ihm sind. Körperliche Folgen einer Strahlentherapie sind unter anderem auch Entzündungen in der Scheide, die aber behandelt werden können.
Keine Hemmungen zulassen
Der Körper verändert sich. Sowohl Männer als auch Frauen fühlen sich manchmal nicht mehr attraktiv. Haben Sie zehn Kilo zugenommen? Vielleicht gefällt es Ihrem Mann – oder vielleicht ist es ihm gar nicht aufgefallen.
Es wäre ein Fehler, Vergleiche zwischen Ihrem Körper und dem von Models und Schauspielern anzustellen. Sie sollten sich akzeptieren, wie sie sind. Und wenn Sie doch etwas ändern wollen: es ist nie zu spät sich fit zu halten. Wer sich unwohl fühlt, neigt dazu, seinen Körper zu verstecken und der Partner ist schließlich frustriert, weil er den Körper des anderen gerne sehen möchte. Es ist sehr wichtig, dass Sie offen darüber kommunizieren. Denn Ihrem Partner geht es möglicherweise nicht anders.
Das hilft bei Lustlosigkeit
Oft liegt es an Hormon- oder neurologischen Störungen, Medikamenten, Drogen-, Alkoholmissbrauch, Beziehungsproblemen oder Depressionen. Ob und wann wenig Sex als störend empfunden wird, ist individuell unterschiedlich.
Ist die Beziehung etwas eingerostet, drehen Sie die Zeit zurück! Was haben sie als Frischverliebte unternommen? Vielleicht beflügelt Sie eine Reise nach Venedig? Sie müssen sich aber nicht gleich auf eine Reise begeben. Hier ein paar Tipps:
- Entdecken Sie Ihre Bedürfnisse.
- Bringen Sie wieder Romantik in die Beziehung.
- Übernehmen Sie die Initiative. Verführen Sie.
- Geben Sie Sicherheit. Nackt fühlt man sich besonders unsicher – nehmen Sie Ihrem Partner die Angst.
- Langsame Bewegungen stimulieren Frauen besser als schnelle.
- Bewegen Sie auch einmal hoch und runter, anstatt rein und raus und lassen Sie die Hüften kreisen.
Nichts muss…
Es kann auch sein, dass die Sexualität deshalb aus dem Leben eines Paares verschwunden ist, weil sie für beide Partner im Laufe der Zeit einfach immer weniger wichtig geworden ist. Wenn ein Paar damit ausdrücklich glücklich ist, muss das ganz und gar nicht problematisch sein. Ein sinnerfülltes und freudiges Zusammenleben ist natürlich trotzdem möglich.