Nun zeigt eine Studie der MedUni Wien, dass eine gezielte Wiederherstellung der Funktion bestimmter entzündungshemmender Immunzellen möglich ist. Damit könnten neue Therapien möglich werden. Bisherige Behandlungsansätze zielen vor allem auf die Hemmung entzündungsfördernder Immunzellen ab. In den Mittelpunkt seiner Untersuchungen stellte das Forschungsteam um Georg Stary die Rolle der regulatorischen T-Zellen (Treg-Zellen) bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis. Treg-Zellen sind wichtige Bestandteile des körpereigenen Abwehrsystems, die darauf spezialisiert sind, übermäßige Immunreaktionen und damit Entzündungen zu verhindern.
Fehlsteuerung des zellulären Stoffwechsels
Es ist bereits bekannt, dass diese Zellen bei chronischen Hautentzündungen ihre regulierende Funktion verlieren, wodurch die Immunreaktion unkontrolliert bleibt und die Erkrankung voranschreitet. Den genauen Mechanismus dahinter haben die Forschenden nun erstmals entschlüsselt: "Wir konnten zeigen, dass der Verlust der entzündungshemmenden Funktion regulatorischer T-Zellen durch eine Fehlsteuerung des zellulären Stoffwechsels verursacht wird", berichtet Studienleiter Stary.
Wie die Analysen der Forschenden ergaben, spielt das Enzym SSAT eine Schlüsselrolle beim Funktionsverlust der Treg-Zellen. SSAT ist an der Regulierung bestimmter Moleküle (Polyamine) beteiligt, die für das Gleichgewicht zwischen entzündungshemmenden und -fördernden Immunzellen wichtig sind. Wird SSAT in Treg-Zellen vermehrt gebildet, verlieren diese ihre regulierende Funktion und beginnen selbst, entzündungsfördernde Botenstoffe zu produzieren. Dies feuert die für Psoriasis typische übermäßige Immunreaktion an.
Nebenwirkungsärmere Therapieoption
Mit der Schlüsselrolle von SSAT im Entzündungsgeschehen haben die Forscher:innen gleichzeitig einen neuen Ansatzpunkt für die Therapie entdeckt: Im Mausmodell mit Psoriasis-ähnlicher Hautentzündung zeigte sich, dass die Hemmung von SSAT die regulierende Funktion der Treg-Zellen wiederherstellen und den Entzündungskreislauf durchbrechen kann. Somit könnte die Entwicklung spezifischer Wirkstoffe, die SSAT gezielt hemmen, eine vielversprechende Alternative zu bestehenden Behandlungsansätzen darstellen, die oft mit Immunsuppression und erhöhter Infektanfälligkeit einhergehen.
"Da auch andere chronisch-entzündliche Erkrankungen der Haut oder weiterer Organe durch eine gestörte Immunregulation gekennzeichnet sind, könnte unser Ansatz über Psoriasis hinaus von Bedeutung sein", sagte Stary. Weitere Studien sollen die Entwicklung der nebenwirkungsärmeren Therapieoption vorantreiben.
APA