Laut einer Studie der Meduni Wien leiden 200.000 Österreicher:innen an einer saisonal abhängigen Depression, umgangssprachlich oft Winterblues genannt. Doch wie macht sich eine Winterdepression bemerkbar und was kann man dagegen tun?
Ständig müde, energie- und kraftlos, die Organisation des Alltags fällt schwer, dazu kommt Gereiztheit und vermehrter Appetit auf Süßes. Wer sich in dieser Beschreibung wiederfindet, leidet höchstwahrscheinlich an einer saisonal abhängigen Depression (SAD). Schon Ende September kann es zu einem Stimmungsabfall kommen, der sich dann über die Wintermonate weiter verstärkt. Im März, wenn die Tage länger werden, verschwinden die Symptome wieder. Das ist auch der Grund, warum die Herbstwinterdepression in südlichen Ländern kein Thema ist.
Wenn die Symptomatik an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren im Herbst und Winter auftritt, liegt ziemlich sicher eine saisonal abhängige Depression vor.
Die häufigsten Symptome
Auf psychischer Ebene:
- Anhaltende depressive Verstimmungen
- Hoffnungslosigkeit und Zukunftsängste
- Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit, Desinteresse und Gleichgültigkeit
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Minderwertigkeitsgefühle und sozialer Rückzug
Auf körperlicher Ebene:
- Schlafstörungen, insbesondere früh-morgendliches Erwachen
- Müdigkeit und gesteigertes Schlafbedürfnis
- Gesteigerter Appetit, vor allem auf kohlenhydratreiche Lebensmittel
- Gewichtszunahme
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Schwindel
- Herzbeschwerden
Hormone aus dem Gleichgewicht
Wissenschaftlich belegt ist, dass Lichtmangel die Hauptursache für eine Winterdepression ist. Die kürzeren Tage und langen Nächte verändern unseren zirkadianen Rhythmus, der unsere biologischen Körperfunktionen regelt. Auch der Schlaf-Wach-Rhythmus wird so gesteuert. Bei empfindlichen Menschen kann dieser Rhythmus in der dunklen Jahreszeit aus dem Gleichgewicht kommen. Das Hormon Melatonin meldet auch tagsüber an das Gehirn, dass Schlaf angesagt ist, was die Müdigkeit erklärt.
Mit dem Tageslicht wird in der Regel auch die Produktion unseres Glückshormons Serotonin angekurbelt. Bei einem Mangel an Tageslicht wird also mehr Melatonin als Serotonin produziert. Zusätzlich wandelt der Körper bei dieser Produktion Serotonin in Melatonin um, wodurch der Glückshormonspiegel noch weiter absinkt. Typisch für die saisonal abhängige Depression ist ein gesteigerter Appetit – bei einer „normalen“ Depression ist das Gegenteil, nämlich Appetitlosigkeit, der Fall.
Wege aus dem Seelentief
- Lichttherapie
Die Lichttherapie ist demnach medizinisch anerkannt und gilt als bestes Mittel zur Behandlung einer Herbstwinterdepression. Dabei kommt eine spezielle Tageslichtlampe zum Einsatz, die weißes Licht ohne UV-Strahlen abgibt. Die Anwendungsdauer beträgt 30 Minuten. - Bewegung Outdoor
Ein weiterer Faktor, der bei einer Herbstwinterdepression eine Rolle spielt, ist mangelnde Bewegung. Beim Sport in Kombination mit natürlichem Tageslicht haben trübe Gedanken keine Chance. - Gute Laune zum Essen
Auch eine ungesunde Ernährung und ein Mangel an Vitamin D – dieser ist wiederum durch das fehlende Sonnenlicht bedingt – zählen zu den Faktoren, die eine Herbstwinterdepression begünstigen. Dagegen gibt es bestimmte Nahrungsmittel, die mit ihren Inhaltsstoffen die körpereigene Serotoninproduktion ankurbeln, z. B. Bananen. - Medikamentöse Behandlung
Bei einer schweren Winterdepression ist neben der Lichttherapie der Einsatz von Antidepressiva sinnvoll. Hier kommen besonders Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) zum Einsatz. - Seelenstreichler
Tun Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen – sei es ein gutes Buch zu lesen, Musik zu hören, in die Sauna zu gehen oder durch ätherische Öle die Wohnung zum Duften zu bringen. - Familie und Freunde
Familie oder Freund:innen können aktiv unterstützend wirken. Vor allem, wenn die Symptome leicht sind, ist Reden oftmals die beste Therapie.