Steigende Temperaturen haben es begünstigt, dass sich das West-Nil-Virus in den letzten Jahren auch in Europa ausbreiten konnte. Vereinzelt tritt die Erkrankung auch in Österreich auf. Zum Glück sind schwere Verläufe sehr selten.
Das West-Nil-Virus (auch West-Nil-Fieber) stammt ursprünglich aus Uganda (Afrika) und wurde 1960 erstmals in Europa nachgewiesen. Es sind vor allem südlichere Länder wie Italien, Griechenland, Teile des Balkans und östliche Regionen wie Ungarn oder Rumänien betroffen. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) meldete in diesem Jahr bisher 55 Fälle: in Italien (42), Griechenland (12), der Slowakei (1) und fünf Todesfälle in Italien (Stand 27.07.22). Im EU-Nachbarstaat Serbien wurden bisher 16 Fälle registriert und keine Todesfälle.
Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden hierzulande zwischen 2009 und 2021 insgesamt 52 im Inland erworbene Infektionen beim Menschen erfasst. Als wahrscheinliche Ansteckungsorte gelten Wien, Niederösterreich und das Burgenland. In Österreich gab es noch keinen Todesfall.
Aufgrund dieser geringen Fallzahl ist das Risiko, sich in Österreich mit dem West-Nil-Virus anzustecken, sehr gering. Da es trotzdem vereinzelte Fälle gibt, ist es gut zu wissen, auf welche Symptome man achten sollte.
Wie wird das West-Nil-Virus übertragen?
Das Virus wird hauptsächlich durch Stechmücken (Gelsen) übertragen. Der Zielwirt sind eigentlich Vögel, jedoch gelten Menschen und andere Säugetiere wie etwa Pferde als Fehlwirte. Sie erkranken zwar, können das Virus aber nicht weiterverbreiten.
Das Virus wird nicht durch menschliche Kontakte wie Berührungen oder Küsse übertragen. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist sehr selten, aber über Blutransfusionen, Organtransplantationen oder über die Muttermilch möglich.
Mögliche Symptome für das West-Nil-Virus
Die Inkubationszeit beträgt 3 bis 14 Tage. Innerhalb von 7 bis 10 Tagen klingen die Symptome in der Regel ab.
Da 80 % der Infektionen asymptomatisch verlaufen und keine Krankheitsanzeichen aufweisen, ist eine Diagnose nicht immer einfach. Bei 20 % zeigen sich grippeähnliche Symptome mit plötzlichem hohem Fieber. Hinzu kommen Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Möglich sind auch Lymphknotenschwellungen, fleckige Hautausschläge, Schnupfen, Appetitlosigkeit oder Augenentzündungen. Diese relativ unspezifische Symptomatik klingt nach ein bis drei Wochen ab.
Bei weniger als 1 % verläuft die Erkrankung unter Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS) mit Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis), Koordinationsproblemen, Schwindel, Kopfschmerzen, starker Müdigkeit, Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen, Schluckbeschwerden, Krampfanfällen oder Lähmungserscheinungen. Dieser schwere Verlauf benötigt eine lange Genesungszeit, kann bleibende Schäden hinterlassen und leider auch in sehr seltenen Fällen zum Tod führen.
Menschen über 50 Jahren sowie all jene mit einer Immunschwäche haben ein höheres Risiko, die schwere Form der Erkrankung zu entwickeln.
Wie sieht die Therapie aus?
Das West-Nil-Fieber kann nur symptomatisch behandelt werden. Betroffene sollten sich in erster Linie schonen, damit der Körper die Infektion bestmöglich bekämpfen kann. Da es sich um keine bakterielle, sondern eine virale Infektion handelt, sind Antibiotika unwirksam. Für den Menschen steht derzeit kein Impfstoff zur Verfügung.
Suchen Sie einen Arzt/eine Ärztin auf, falls sie ungewöhnlich starke Kopfschmerzen haben oder unter Bewusstseinsstörungen leiden.
Was kann man präventiv tun?
Da es weder eine Impfung noch eine spezifische Therapie gibt, sollte man in der warmen Jahreszeit vorbeugend auf Mückenschutz achten:
- Tragen Sie im Freien Insektenschutzmittel (Repellent) auf.
- Statten Sie Fenster und Türen mit Insektenschutznetzen aus.
- Tragen Sie draußen helle, weite und langärmelige Kleidung.
- Als Brutstätte reicht Gelsen bereits eine kleine Wassermenge aus. Deshalb sollte man Wasserschüsseln der Haustiere, Blumentopf-Untersetzer, Gießkannen und Ähnliches zumindest wöchentlich auswaschen. Decken Sie zum Beispiel Gartentonnen ab.