Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems und wird zu den Autoimmunerkrankungen gezählt. Sie kann sehr unterschiedlich verlaufen, und ist zwar nicht heilbar, aber behandelbar.

Artikel drucken

Bei Multipler Sklerose (MS) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems – also von Gehirn und Rückenmark inklusive Sehnerv. Die Autoimmunerkrankung führt zu wiederkehrenden Entzündungen an mehreren, multiplen Stellen an der Hülle der Nervenfasern (sog. Myelinscheiden). Dadurch entstehen im Nervengewebe Narben – diese werden als Sklerose bezeichnet.

Weltweit leiden 2,8 Millionen Menschen unter Multipler Sklerose. In Österreich sind mehr als 13.500 Menschen von der neurologischen Erkrankung betroffen. Multiple Sklerose tritt am häufigsten im Alter von 20 bis 40 Jahren auf, Frauen sind häufiger betroffen, Kinder nur sehr selten.

Der Großteil der Betroffenen kann mit der Diagnose gut leben: Rund 75 Prozent brauchen zu keinem Zeitpunkt einen Rollstuhl, und bei rund 40 Prozent wird der normale Lebensrhythmus nicht unterbrochen. In der Regel beeinflusst MS nicht die Lebensdauer; nur in sehr seltenen schweren Verläufen ist das anders.

Mögliche Ursachen

Die Auslöser einer MS-Erkrankung sind bis heute nicht ausreichend geklärt. Es wird vermutet, dass es sich um eine Autoimmunreaktion handelt. Hierbei greift das Immunsystem fälschlicherweise das körpereigene Gewebe an. Die Autoimmunreaktion führt zu Entzündungen, welche die Myelinschicht (Myelin ist die Substanz, die die Nervenfasern umgibt) und die darunterliegenden Nervenfasern an verschiedenen Stellen des Körpers (Gehirn, Augen, Rückenmark) beschädigen oder zerstören.

Es wird außerdem angenommen, dass Vererbung, Umweltfaktoren und Rauchen bei Multipler Sklerose eine Rolle spielen. Es besteht auch der Verdacht, dass Personen mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel eher von MS betroffen sind.

Eine aktuelle Studie, bei der Daten von zehn Millionen Angehörigen des US-Militärs ausgewertet wurden, spricht dafür, dass Multiple Sklerose durch eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV, Verursacher des Pfeifferschen Drüsenfiebers) ausgelöst werden könnte. Wobei hier betont werden sollte, dass die meisten EBV-positiven Menschen keine Multiple Sklerose entwickeln.

Wie sieht der Verlauf aus?

Bei den meisten Betroffenen wechseln sich Phasen guter Gesundheit (Remissionen) mit Phasen ab, in denen sich die Symptome verschlimmern (Schübe oder Rückfälle). Krankheitsschübe können spontan auftreten oder durch eine Infektion wie einen grippalen Infekt ausgelöst werden.

Es werden drei Verlaufsformen unterschieden:

  • schubförmige MS (RRMS)
  • primär-progrediente MS (PPMS, von Anfang an kontinuierlich zunehmend)
  • sekundär-progrediente MS (SPMS, zu einem späteren Zeitpunkt zunehmend)

Frühe Symptome können Taubheitsgefühle, Schmerzen, Brennen, Jucken und Prickeln in den Armen, Beinen, im Oberkörper oder im Gesicht sein. Möglich sind auch Sehprobleme, Schwindelgefühle, ein beeinträchtigter Tastsinn, der Verlust der Stärke oder Geschicklichkeit in einem Bein/einer Hand sowie infolge eine Versteifung.

Im Laufe der Zeit verschlechtert sich die Multiple Sklerlose. Der Verlauf ist allerdings nicht vorhersehbar.

Unbehandelt haben die Betroffenen durchschnittlich alle zwei Jahre einen Rückfall, wobei die Häufigkeit stark variiert.

Starke Hitze (z.B. ein heißes Bad, sehr warmes Wetter, Fieber) kann die Symptome vorübergehend verschlimmern.

Es wird vermutet, dass die Krankheit durch das Rauchen von Zigaretten schneller fortschreitet.

Die Krankheit mit den tausend Gesichtern

MS verläuft von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Je nachdem, welche Nervenfasern beschädigt sind, variieren die Symptome. Man spricht hier auch von der Krankheit mit den tausend Gesichtern. Für Außenstehende sind viele der Symptome unsichtbar.

  • Betroffene können Sehstörungen oder Gefühlsstörungen (sensorische Symptome) haben.
  • Möglich sind auch kraftlose oder schwerfällige Bewegungen (motorische Symptome). Das kann sich dadurch zeigen, dass es schwerer fällt, Knöpfe zu schließen oder das Handy zu bedienen.
  • Auch Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisbeeinträchtigungen werden beobachtet. So kann es im Alltag schwerer fallen, sich Termine zu merken oder Gesprächen zu folgen.
  • Manche leiden unter Fatigue (chronischer Müdigkeit), Blasen- oder Darmproblemen, Schmerzen, Depressionen oder Sprechstörungen.

Wie wird Multiple Sklerose diagnostiziert?

Bei Verdacht auf Multiple Skerlose wird für gewöhnlich eine neurologische Untersuchung durchgeführt. Möglich ist auch eine augenärztliche Untersuchung. Eventuell wird der Arzt zu weiteren Untersuchungen raten, um Multiple Sklerose von anderen Krankheitsbildern abzugrenzen.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das beste bildgebende Verfahren zur Diagnosestellung von Multipler Sklerose. Betroffene Bereiche im Gehirn und Rückenmark können damit aufgezeigt werden.

Was hilft?

Die gute Nachricht ist, dass Multiple Sklerose in all ihren Verlaufsformen behandelbar ist. Die Forschung schreitet auf diesem Gebiet laufend voran.

Die Therapie von MS richtet sich stets nach den individuellen Symptomen des Betroffenen. Um die Bewegleichkeit und das Gleichgewicht zu erhalten, kann zum Beispiel Krankengymnastik helfen. Zudem kann ein aktiver und gesunder Lebensstil die Gehirnaktivität unterstützen und helfen, die kognitive Leistungsfähigkeit zu erhalten. Dazu zählen Sport und Bewegung, Stressmanagement und ein geistig aktiver Lebensstil – also zum Beispiel, sich neuen Themen und Dingen zuzuwenden.

Bei akuten Schüben verschreibt der Arzt meist Kortikosteroide. Man verabreicht sie kurzfristig, um akute Symptome zu lindern. Kortikosteroide können zwar die Schübe verkürzen und das Fortschreiten von MS verlangsamen - aufgehalten werden kann das Fortschreiten der Krankheit damit aber nicht. Zudem gibt es Arzneimittel, die das Immunsystem davon abhalten, die Myelinscheide anzugreifen. Damit kann die Zahl der Schübe reduziert werden.

Apotheker-Tipp

Auf der Webseite der Österreichischen Multiple Sklerose Gesellschaft gibt es eine Übersicht von Multiple Sklerose-Clubs und Selbsthilfegruppen in ganz Österreich.