Die Menstruation, der Wochenfluss und die Menopause werden immer noch tabuisiert. Dabei handelt es sich um ganz normale und zudem sehr wichtige körperliche Vorgänge.
Die meisten Mädchen bekommen ihre erste Menstruation (Menarche) im Alter zwischen 10 und 17 Jahren. Da die Periode immer noch als Tabuthema gilt, werden viele junge Frauen von der ersten Blutung überrascht oder machen eine schlechte Erfahrung damit. Fehlende Aufklärung und ein Mangel an Information können Ängste und schlechte Gefühle auslösen, die verinnerlicht werden und zu einer negativen Einstellung gegenüber der Periode und der reproduktiven Gesundheit führen. Dabei ist sie eigentlich ein Zeichen dafür, dass unser Körper gesund und zur Reproduktion fähig ist.
Im Schnitt haben Frauen 40 Jahre lang ihre Periode und kommen auf ca. 500 Zyklen oder 3.500 Tage, die sie blutend verbringen. Die Periode dauert für gewöhnlich drei bis sieben Tage. Ein Menstruationszyklus beginnt am ersten Blutungstag und endet am letzten Tag vor der neuerlichen Blutung. In vielen Statistiken wird die Dauer des Menstruationszyklus mit 28 Tagen angegeben – tatsächlich ist sie von Frau zu Frau unterschiedlich lang und kann 20 bis 40 Tage dauern.
Die Einstellung ändern
Einstellungen ändern sich zwar nicht von heute auf morgen, aber indem wir uns informieren und die Periode zum Thema machen, können wir ein Umdenken bewirken und das Tabu aus der Welt schaffen. Period Positivity bzw. Periodenpositivität ist hier eines der Schlagwörter. Man muss nicht negativ über die Menstruation sprechen, denken oder fühlen. Je mehr wir darüber sprechen, desto eher wird das zu einem positiven Umgang mit dem Thema führen.
Wir können auch zur Aufklärung beitragen, indem wir hinterfragen, ob in der Arbeit oder Schule ein offener Umgang mit dem Thema Menstruation gepflegt wird. Jeder kann in seinem Umfeld zu Veränderungen anregen, wie z. B. zu einem Ruheraum oder zu kostenlosen Menstruationsprodukten auf der Damentoilette.
Übrigens: Bei Period Positivity geht es nicht darum, die Periode schönzureden. Eine Menstruation kann unangenehm und schmerzhaft sein – trotzdem kann man darüber sprechen, wie über jedes andere Thema.
Ein- oder Mehrwegprodukte?
Einwegprodukte wie Tampons und Binden sind praktisch in der Handhabung, jedoch nicht nachhaltig und relativ teuer. In den letzten Jahren hat ein Trend zu mehr Nachhaltigkeit eingesetzt, der auch den Markt für wiederverwendbare Menstruationsprodukte wie Menstruationsunterwäsche, Menstruationstassen und Stoffbinden angekurbelt hat. Diese sind zwar in der Anschaffung teurer, rentieren sich aber auf lange Sicht.
Periodenslips verfügen über einen verstärkten Bereich, der aus mehreren Lagen besteht und wie eine integrierte Binde funktioniert. Es gibt die Slips in verschiedenen Designs, Schnitten und Stärken. Gewechselt werden sie je nach Hersteller ein- bis dreimal pro Tag. Die Slips werden mit kaltem Wasser ausgewaschen und landen dann in der Waschmaschine. Die Höschen können auch als Zusatzschutz getragen werden, um Einwegprodukte einzusparen. Manche sind auch für leichte Blasenschwäche oder fürs Wochenbett geeignet.
Menstruationscups werden in die Vagina eingeführt und fangen das Blut auf. Die kleinen Tassen sind je nach Hersteller bis zu zehn Jahre haltbar. Das Einsetzen erfordert etwas Übung und man muss sie regelmäßig leeren, auswaschen und am Ende des Zyklus sterilisieren. Hat man den Dreh raus, sind sie aber eine gute und nachhaltige Alternative zu Tampons. Verwenden Sie keine Tasse, wenn Sie eine Spirale verwenden, da sich diese sonst lösen könnte. Vor dem Sex muss die Tasse entfernt werden.
Wer bei Einwegprodukten bleiben möchte, kann sich für Bio-Varianten entscheiden, die z. B. chlor- und plastikfrei sind, aus ungebleichter Bio-Baumwolle bestehen und fair produziert wurden.
Vorsicht: Starke Schmerzen sollten abgeklärt werden
Wer unabhängig von der Menstruation starke Schmerzen im Unterbauch hat, eine besonders starke oder lange Periode, Schmerzen oder Blutungen bei der Blasen- oder Darmentleerung, Schmerzen während oder nach dem Sex hat, sollte das ärztlich abklären lassen. Es könnte sich z. B. um eine Endometriose handeln.
Aua: Das hilft bei Menstruationsbeschwerden
Viele Frauen leiden immer noch im Stillen. Menstruationsbeschwerden können sowohl körperlicher (z. B. schmerzhafte Krämpfe im Unterleib, Magen-Darm-Beschwerden, Rückenschmerzen, Migräne) als auch psychischer Natur (z. B. depressive Neigung, Ängste, Stimmungsschwankungen) sein. In der Folge führen sie zu beruflichen wie sozialen Einschränkungen, die jedoch weitgehend tabuisiert werden.
Wenn keine Befruchtung stattgefunden hat, muss der Körper die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut loswerden. Menstruationskrämpfe sind ein Zeichen dafür, dass die Gebärmuttermuskeln die Schleimhaut herausbefördern. Manche Frauen spüren das gar nicht, andere leiden darunter. Meist lassen die Krämpfe nach ein bis zwei Tagen nach. Man kann sie aber lindern:
- Endorphine: Die Ausschüttung dieser Hormone kann die Krämpfe lindern. Das geht zum Beispiel mit Sport, Schokolade oder Orgasmen (!).
- Relax: Entspannungsübungen oder Yoga können hilfreich sein. Eine Rückenmassage wird ebenfalls empfohlen.
- Wärme: Eine Wärmflasche hat einen krampflösenden Effekt.
- Heilkräuter-Tee: Unter anderem wirken Kamille, Melisse und Schafgarbe entspannend.
- Ruhephasen: Schlafen Sie ausreichend. Erwachsene brauchen etwa sieben bis neun Stunden Schlaf, um wirklich ausgeruht zu sein.
- Verzicht: Kein Alkohol und Nikotin. Beides belastet den Körper zusätzlich.
- Ernährung: Eine gesunde Ernährung wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus – das gilt auch für die Periode.
- Magnesium: Dieses kann Krämpfen vorbeugen und ist z. B. in Nüssen, Weizenkeimen, Hülsenfrüchten oder in Vollkornreis enthalten.
- Eisen: Vor und während der Regelblutung kann – nach ärztlicher Absprache – eine kurzfristige Erhöhung der Eisenaufnahme auf ca. 10 bis 15 mg pro Tag helfen. Eisen fördert die Blutneubildung und hilft gegen Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
- Schmerzmittel: Bei starken Beschwerden können entzündungshemmende Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Naproxen eingenommen werden. Ihr Apotheker kann Sie zu diesem Thema beraten.
Sprechen wir über den Wochenfluss
Der Körper muss sich nach den Strapazen einer Geburt erholen. Dieser Heilungsprozess wird Wochenfluss genannt und zeigt sich in einer deutlich stärkeren Blutung als der Periode. Da kaum darüber gesprochen wird, erfahren viele erst vom Wochenfluss, wenn sie selbst ein Baby haben. Der Wochenfluss kann beängstigend sein, wenn man davon überrascht wird und sich nicht darauf vorbereiten konnte.
Die starke Blutung hält drei bis zehn Tage an und geht dann vier bis sechs Wochen in Form von leichteren Blutungen weiter, bis sie nur noch in Form von Schmierblutungen und Ausfluss erkennbar ist und letztlich verschwindet.
Abschied nehmen: Perimenopause
Auch das Ende der Periode leidet unter einem schlechten Ruf. Die sogenannte Perimenopause beginnt meist in den Vierzigern und kündigt die Menopause an. Während dieser Phase sind wir noch fruchtbar und produzieren Eizellen. Jedoch lassen die Fortpflanzungshormone nach und die Zyklen werden unregelmäßiger (dafür aber häufig stärker), bis sie schließlich ganz aufhören. Gegen Ende der Perimenopause können Wechseljahrsbeschwerden aufgrund der Hormonschwankungen auftreten. Nicht jede Frau leidet darunter, aber wenn doch, dann muss man diese nicht ertragen, sondern sollte sich ärztlich beraten lassen.
Die Beschwerden legen sich spätestens dann, wenn der Körper den Eisprung eingestellt hat und sich die Hormone beruhigt haben. Mit der Menopause ist der Moment der letzten Periode gemeint. Es findet kein Eisprung mehr statt. Das geschieht häufig mit Anfang fünfzig. Nach einem Jahr ohne Periode spricht man dann von der Postmenopause.
Buchtipp: Endlich Schluss mit Tabus!
Die Periode, Hormonschwankungen, Menstruationsprodukte, Fruchtbarkeit, Verhütung … In diesem Ratgeber werden die wichtigsten Fragen rund um den weiblichen Zyklus auf Augenhöhe und ohne Scham beantwortet. Denn eine positive Einstellung zur Periode beginnt damit, Fragen zu stellen. Die Autorin Chella Quint ist Menstruationsforscherin und Gründerin der Period-Positive-Bewegung.
Period Positivity
von Chella Quint
Dorling Kindersley Verlag, 15,40 Euro
ISBN: 978-3-8310-4336-1
Erhältlich bei Buchaktuell unter www.buchaktuell.at