Die Bitterstoffe dieser Heilpflanze helfen gegen Blähungen, Völlegefühl und leichte Bauchkrämpfe. Wermut kurbelt auch den Appetit an.
Wermut (Artemisia absinthium) wird in der europäischen Heilkunde seit Jahrhunderten verwendet. Vor allem sein ausgeprägter bitterer Geschmack machte ihn zu einem der beliebtesten Magen-Darmmittel im Mittelalter.
Bitter schmeckende Heilpflanzen werden heute über den so genannten Bitterwert definiert. Dieser besagt, wie viel Milliliter Wasser ein Gramm Pflanzenmaterial noch bitter schmecken lässt. Mit einem Bitterwert von 15.000 (1 g lässt 15.000 ml oder 15 Liter Wasser bitter schmecken) übertrifft Wermut sogar noch den Enzian mit einem Bitterwert von 10.000 und gehört somit zu den bittersten bekannten Heilpflanzen der europäischen Heilkunde.
Wermut regt auch den Appetit an.
Bitterstoffe üben auf unterschiedliche Weise positive Wirkungen auf unsere Verdauungsorgane aus. Bereits auf der Zunge und im Gaumen regen diese Stoffe über den bitteren Geschmack reflektorisch im gesamten Verdauungstrakt die Produktion von diversen Verdauungssäften an. Dadurch wird der Nahrungsbrei insgesamt besser verdaut und Völlegefühl, leichte Bauchkrämpfe und Blähungen entstehen erst gar nicht oder werden gebessert.
Anwendungstipps:
- Für die Herstellung eines Tees brüht man einen Teelöffel (ca. 1 g) des getrockneten Krauts mit etwa 150 ml Wasser auf.
- Bei Appetitlosigkeit trinkt man diesen etwa eine halbe Stunde vor dem Essen, bei Verdauungsbeschwerden hingegen erst nach dem Essen.
- Wermut schmeckt bitter. Es sollte aber nicht versucht werden, den bitteren Geschmack mit Zucker zu neutralisieren.
Gut zu wissen:
Wermut war auch die Ausgangssubstanz für die Herstellung des im 19. Jahrhundert besonders in Künstlerkreisen berühmten Absinths. Da Absinth rasch zu rauschähnlichen Zuständen führte und beträchtliche Mengen des in hohen Dosen als Nervengift wirkenden Thujons enthielt, wurde dieser ab 1910 in den meisten Ländern verboten. Seit 1991 ist Absinth mit einem streng definierten Grenzwert an Thujon wieder erhältlich.
Bei der Zubereitung eines Tees erreicht man wegen der schlechten Wasserlöslichkeit des Thujons nicht diese Grenzwerte. Trotzdem sollte man den Wermut-Tee nicht länger als zwei Wochen lang trinken und bei einer Allergie gegen Korbblütler gänzlich darauf verzichten.