Erschöpfung und Müdigkeit sind zunächst ganz normale Reaktionen, die infolge von körperlichen und geistigen Anstrengungen auftreten. Extreme Müdigkeit (Fatigue) ist aber auch eines der am häufigsten mit Long Covid assoziierten Symptome. Hier die wichtigsten Fakten.
1. Mehr als müde
Müdigkeit ist ein notwendiges Symptom, das uns darauf hinweist, bald eine Pause einzulegen und uns zu regenerieren. Chronische Müdigkeit dagegen ist ein Anzeichen einer gesundheitlichen Störung. Tritt sie im Rahmen einer Krankheit auf, wird sie „Fatigue“ genannt. Finden sich jedoch keine Krankheiten, die die chronische Müdigkeit erklären, wird sie meist „psychovegetatives Erschöpfungssyndrom“, „chronisches Müdigkeitssyndrom“ oder auch „Chronic-Fatigue-Syndrom“ genannt.
2. Zahlen: Long COVID
Wer an Long Covid erkrankt ist, fühlt sich in 80 % der Fälle in seiner Arbeitsfähigkeit eingeschränkt; 20 % sind nicht einmal mehr in der Lage, eine Teilzeittätigkeit auszuüben. Das Fatigue-Syndrom trifft überwiegend Menschen im Lebensalter zwischen 20 und 50 Jahren. Frauen leiden häufiger daran als Männer, je nach Studie im Verhältnis 2:1 oder gar 4:1. Viele Betroffene haben das Bedürfnis nach Austausch mit Gleichgesinnten. Die Initiative „Long Covid Austria“ wurde Ende Jänner 2021 als erste Long Covid-Selbsthilfegruppe in Österreich gegründet:
www.facebook.com/groups/longcovidat Weitere wichtige Anlaufstellen finden Sie unter: https://www.longcovidaustria.at/wichtige-anlaufstellen-fuer-betroffene/
3. Erschöpfungssyndrom: Die Symptome
Fatigue macht sich durch eine außergewöhnlich starke Müdigkeit und generelle Schlappheit bemerkbar. Ausruhen und Schlafen verbessern die Symptome dabei zunächst nicht. Die allgemeine Müdigkeit ist begleitet von einer Verlangsamung des Denkens, Handelns, ja sogar der Wahrnehmungsprozesse. Während sich bei einer Depression die Symptome nach physischer Betätigung oft bessern, ist bei Fatigue das Gegenteil der Fall, sie verstärken sich.
4. Studie: Impfung gegen Fatigue?
Bemerkenswert ist, dass etwa 30 bis 40 % der Long COVID-Erkrankten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Fatigue-Symptome nach einer weiteren COVID-Impfung berichten – obwohl die Erstinfektion lange abgeklungen war. Die Symptome verschwanden zwar nicht vollständig, verbesserten sich aber.
5. Frühzeitig: Erste Therapieansätze
Die EINE Therapie für Long Covid gibt es noch nicht. Allerdings können einige Maßnahmen die Symptome der Long-Covid-Fatigue lindern. Idealerweise beginnt man sehr frühzeitig mit einem Therapieversuch oder sogar prophylaktisch. Wenn bereits Long-Covid-Symptome aufgetreten sind, kann eine Hemmung des Immunsystems von Vorteil sein. Einige Studien haben nun begonnen, die Auswirkungen einer frühen Behandlung mit antiviralen Medikamenten auf Long Covid zu untersuchen.
6. Pacing: Bewegung & Ernährung
Wichtig ist die Rehabilitation und der vorsichtige Wiederaufbau der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Für die körperliche Betätigung wird empfohlen, die individuelle Balance zwischen Ruhe und Überforderung zu finden (Pacing). Außerdem wird die rasche Umstellung auf eine Ernährungsweise, die eine antientzündliche Wirkung aufweist, wie zum Beispiel die mediterrane Kost, empfohlen. Schnell resorbierbarer Zucker, wie er in Süßspeisen, in Süßgetränken oder in Weißmehlprodukten (Brot, Nudeln) enthalten ist, sollte weitgehend vermieden werden.