Ich fahre in den Urlaub und nehme mit … meine Reiseapotheke! Was Sie unbedingt einpacken sollten, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.
Mit dem Rad oder mit dem Rucksack, zum Surfen oder zum Sonnenbaden, an den Wörthersee oder auf den Ballermann: Jede Urlaubsreise ist einzigartig. Und genauso individuell sollten Sie Ihre Reiseapotheke zusammenstellen. Bei Fragen berät Sie Ihr/e Apotheker:in gerne. Ein paar Tipps vorab:
Wenn die Reise zum Übel wird
Schätzungsweise 5–10 % aller Österreicher:innen reagieren empfindlich auf die Bewegungen von Auto, Schiff & Co. Beschwerden wie Müdigkeit oder zwanghaftes Gähnen sind oft Vorboten der Reisekrankheit. Übelkeit und Erbrechen machen jeden Urlaubsbeginn zur Tortur. Das muss nicht sein: Dimenhydrinat, ein recht alter Arzneistoff, wirkt bereits nach wenigen Minuten gegen die Reisekrankheit – und zwar für vier bis sechs Stunden. Praktischerweise ist er auch in Kaugummiform erhältlich. Allerdings macht Dimenhydrinat müde und eignet sich nicht für Menschen, die am Steuer sitzen. Scopolamin-Pflaster sind eine mögliche Alternative. Etwas schwächer, dafür aber schonender, ist Ingwer. Extrakte aus der bekannten Arzneipflanze gibt es als Bonbons.
Rasche Hilfe bei Montezumas Rache
Am Ziel angekommen, mag sich bei Durchfallerkrankungen keine rechte Urlaubsfreude einstellen. Auslöser sind meist Bakterien im Pool, im Leitungswasser oder in Lebensmitteln. Loperamid verspricht schnelle Hilfe. Es hemmt die Bewegung des Darms, und die Beschwerden lassen nach. So kann die Diarrhö kurzfristig unterdrückt werden. Aber Achtung: Bakterien bleiben länger im Körper, was nicht wünschenswert ist. Kohle-, Kaolin- oder Pektin-Tabletten binden bakterielle Gifte ebenfalls, wirken aber schwächer. Unabhängig vom Arzneimittel sollten Durchfall-Geplagte zu Elektrolyten greifen, um ihren Verlust an wichtigen Salzen auszugleichen. Fieber, Blut im Stuhl oder ein länger anhaltender Durchfall sind immer Warnzeichen. Dann ist ärztliche Hilfe unbedingt erforderlich, auch im Urlaub. Durchfall birgt aber noch ganz andere Gefahren: Manche Arzneimittel wie die „Pille“ verlieren ihre Wirkung.
Erkältet in warmen Gefilden
Damit nicht genug. Selbst in heißen Gefilden sind Sie vor Erkältungen nicht gefeit. Temperaturwechsel, Zugluft, Klimaanlagen oder nasse Badesachen fordern ihren Tribut. Doch erfahrene Reisende sind vorbereitet. Sie haben ein abschwellendes Nasenspray, Ohrentropfen, ein Schmerzmittel und einen Hustenstiller bzw. Hustenlöser eingepackt. Auch gegen Halsschmerzen sind wirksame Präparate mit dabei.
Sommer, Sonne, Sonnenbrand
In mediterranen Gegenden oder auf Bergen erreicht die Sonne eine ungeahnte Kraft, und schnell kommt es zum Sonnenbrand. Das muss nicht sein. Denken Sie schon beim Packen an Sonnenschutzprodukte aus Ihrer Apotheke – idealerweise mit hohem Lichtschutzfaktor (siehe Tabelle).
Hauttyp | Beschreibung | Eigenschutz | LSF |
Hauttyp 1 (sehr hell) | helle Haut, rötliches bzw. rotblondes Haar, oft blaue Augen | 10–15 Minuten; sehr schnell ein Sonnenbrand | 30, 50, 50+ |
Hauttyp 2 (hell) | helle Haut, blonde Haare, blaue, grüne oder graue Augen | 20 Minuten; schnell ein Sonnenbrand | 20, 30 oder mehr |
Hauttyp 3 (hellbraun) | hellbraune Haut, dunkelblonde Haare, braune oder graue Augen | 30 Minuten; eher selten ein Sonnenbrand | 15, 20 oder mehr |
Hauttyp 4 (dunkelbraun) | dunkelbraune Haut, dunkle Haare, braune Augen | 40 Minuten; selten ein Sonnenbrand | 10, 15 oder mehr |
Damit die Präparate auch richtig wirken, sollten Sie mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad oder vor der Tour ausreichend viel Sonnenkosmetik auftragen. Erwachsene benötigen bei Cremes oder Lotionen mindestens drei Esslöffel. Die Nase, die Ohren und gegebenenfalls auch der Kopf bei Menschen mit wenig Haaren oder Glatze sollten nicht vergessen werden. Ob man sich lieber für ein Spray, eine Creme oder ein Öl entscheidet, ist Geschmackssache. Bei fettiger Haut sind leichte Formulierungen angenehmer; bei trockener Haut bevorzugen viele Anwender:innen eher Cremes oder Öle. Leiden Sie an der Mallorca-Akne, eignen sich Produkte ohne Emulgatoren, Fette und Duftstoffe besonders gut.
Trotz der besten Sonnenkosmetik kann es zu einem leichten Sonnenbrand kommen. Rasche Hilfe versprechen kühlende, wasserhaltige Gele aus Ihrer Apotheke. Ein schwerer Sonnenbrand muss immer ärztlich begutachtet werden.
Mücken ausgestochen
Doch in wärmeren Ländern lauern noch ganz andere Gefahren: Mücken oder Zecken warten auf eine günstige Gelegenheit für ihre Blutmahlzeit. Lange Hosen, langärmlige Hemden und in der Nacht sogar ein Moskitonetz machen den Plagegeistern das Leben schwer. Zusätzlich sollten Sie Repellentien einsetzen, also Stoffe, die Insekten vertreiben. Besonders gut eignet sich der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid), ein chemisches Insektenabwehrmittel. Natürliche Repellentien enthalten ätherische Öle aus Eukalyptus, Teebaum, Citronella, Lavendel, Salbei und vielen anderen. Sie wirken schwächer und kürzer als DEET. Stechen die Plagegeister dennoch zu, lindern Dimetinden, Dexpanthenol oder Hydrocortison als Gele schnell den Juckreiz. Achtung: In Malaria-Gebieten benötigen Sie darüber hinaus spezielle, verschreibungspflichtige Medikamente zur Vorbeugung.
Apotheker-Tipp
von Mag. pharm. René Gerstbauer
Planung ist alles
Zur richtigen Reisevorbereitung gehört auch die Informierung über erforderliche Schutzimpfungen für das Urlaubsland. Sollte es in die Tropen oder Subtropen gehen, so sollte auch eine entsprechende Malariaprophylaxe in der Reiseapotheke immer dabei sein. Aber auch in Mittelmeergebieten gibt es Situationen, die eine Reiseapotheke abdecken sollte: der Kontakt zu Nesseltieren wie beispielsweise einer Qualle. Es empfiehlt sich zur Erstversorgung ein Wärmepack (für die sportlichen Urlauber:innen auch gerne eine Kombination aus Wärme- und Coolpack für den Fall der Fälle). Aber auch auf die richtige Aufbewahrung von Dauermedikamenten in heißen Gegenden sollte ein Augenmerk gelegt werden – Stichwort Insulin. Ihr/e Apotheker:in Ihres Vertrauens berät Sie hier gerne.
Kein PECH bei Unfällen
Sportlich Aktive sollten für den Urlaub Kompressionsbinden, Kältepacks und äußerlich aufzutragende Schmerzmittel unbedingt mit einpacken. Denn bei Sportverletzungen hat sich die sogenannte PECH-Regel bewährt. Wofür diese Regel steht und welche pflanzlichen Helfer bei Sportblessuren zum Einsatz kommen können, lesen Sie ab S. 36. Bei einer Verletzung sollten Betroffene im Zweifelsfall unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Ihre Medikamente reisen mit
Noch ein Tipp: Sie benötigen verschreibungspflichtige Medikamente? Sprechen sie rechtzeitig vor dem geplanten Urlaub mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, um sich eine neue Verordnung ausstellen zu lassen. Bei manchen Präparaten benötigt auch Ihre Apotheke etwas Zeit, um diese zu besorgen. Medikamente dürfen – und sollten – Sie im Handgepäck transportieren. Kommt Ihr aufgegebener Koffer nicht an, ist das ärgerlich, aber Ihre Behandlung ist trotzdem sichergestellt.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Urlaub – bleiben Sie gesund!
Auf einen Blick: Das gehört in Ihre Reiseapotheke
Wichtig sind Arzneimittel gegen
- Schmerzen bzw. Fieber (zum Einnehmen bzw. als Gel oder Salbe zum Auftragen)
- Durchfall
- Verstopfung
- Erkältung/Halsschmerzen/geschwollene Nasenschleimhäute
- Ohrenschmerzen
- Allergien
- trockene Augen
- Sonnenbrand
- Hautreizungen
- Reiseübelkeit
- Lippenherpes
- Insektenstiche
Einpacken sollten Sie auch
- Fieberthermometer
- Pflaster
- Verbandsmaterial
- Schere
- Pinzette
- Zeckenkarte
- Einmalhandschuhe
- Ohrstöpsel gegen Lärm
- – FFP2-Masken oder chirurgische
- – Elektrolyte für die Zubereitung von Lösungen