Während kleine Verletzungen meist selbst behandelt werden können, gehören größere akute oder auch chronische Wunden in die Hände von Profis. Durch Wundmanagement kann der Heilungsprozess verkürzt werden.

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Kleine Verletzungen wie Abschürfungen, Schnitte, Stiche, Quetschungen oder leichte Verbrennungen zählen zu den typischen Alltagswunden und gehören zum Leben dazu. Meist können solche oberflächlichen Wunden, die in kurzer Zeit von selbst verheilen, eigenständig versorgt werden. Aber: Eine zerstörte Hautbarriere macht es Krankheitserregern und Verschmutzungen leicht, einzudringen und in der Folge Infektionen auszulösen. Deshalb sollte man bei der Wundversorgung unbedingt auf Sauberkeit und Hygiene achten.

Im ersten Schritt wird die Wunde gereinigt und desinfiziert, bevor sie mit Pflastern oder Bandagen versorgt wird. Fließendes Leitungswasser ist das einfachste Mittel zur Wundreinigung. Um Schmutzpartikel zu entfernen, eignen sich Wundreinigungstücher, Verbandmull oder eine sterile Pinzette. Ungeeignet sind hingegen Watte oder Papiertücher. Es ist wichtig, dass die Wunde einschließlich der Wundränder gut desinfiziert wird. In der Regel reicht eine einmalige Desinfektion mit einem Antiseptikum, um Mikroorganismen auf der Haut abzutöten. Geeignet sind Mittel mit Octenidin, Polyhexanid oder Iod in wässrigen Zubereitungen (z. B. als Spray). Hausmittel wie Zucker, Topfen oder handels-üblicher Honig sind ungeeignet.

Ist die Wunde gesäubert, kann die Verletzung mit einem Pflasterverband oder einer Wundauflage mit Hydrogel versorgt werden. Letzteres sorgt für eine gute Feuchtigkeitsbalance auf der Wunde, wirkt kühlend und schmerzlindernd. Hydrogele zur lokalen Wundversorgung sind auch separat ohne Wundauflage in der Apotheke erhältlich. Nach Auftragen des Gels sollte die Wunde jedoch mit einem Verband abgedeckt werden. Wundauflagen mit antiseptischen oder antibiotischen Zusätzen sind bei Bagatellverletzungen nicht notwendig.

Klassische Mullkompressen werden v. a. zur Erstversorgung von Wunden verwendet. Später tauscht man sie meist durch moderne Wundauflagen aus, weil die Gefahr des Verklebens besteht.

Wund- und Heilsalben eignen sich nur für kleinere Wunden und zur Pflege intakter Haut. Sie sollten nicht bei nässenden Wunden verwendet werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass das Wundsekret nicht abfließen kann bzw. dass sich das Sekret staut.

Kontrollieren Sie die Wunde regelmäßig auf Anzeichen einer Wundinfektion wie Schwellung, Rötung, Schmerzen oder Überwärmung. Tritt nach ein paar Tagen keine Besserung ein, sollten Sie sich ärztlichen Rat holen. Mit größeren akuten Wunden sollte man ebenfalls beim Arzt/bei der Ärztin vorstellig werden – und zwar innerhalb weniger Stunden. Das gilt auch für stark blutende oder stark verschmutzte Verletzungen – und für Wunden, in denen Fremdkörper wie Nägel oder Messer stecken (bitte nicht selbst entfernen). Schnittwunden mit einer Länge über 1 cm müssen möglicherweise genäht werden. Bei akuten Verletzungen sollte außerdem der Tetanus-Impfschutz überprüft werden.

Bei größeren akuten Wunden stehen die Blutstillung, sterile Abdeckung und Ruhigstellung im Vordergrund. Bis zur ärztlichen Versorgung soll die Wunde am besten nicht ausgewaschen, gereinigt oder berührt werden.

Was ist mit moderner Wundmedizin gemeint?

Die moderne Wundmedizin hält verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bereit, die auf die jeweilige Heilungsphase und den Zustand der Wunde abgestimmt werden. Die eingesetzten Verbandsmaterialien unterstützen den natürlichen Heilungsvorgang, kleben nicht auf dem Wundbereich, minimieren das Infektionsrisiko und verringern das Risiko der Narbenbildung. Bei der professionellen Wundpflege kommen Verbände und Wundauflagen zum Einsatz, welche die Wunde feucht halten. Denn auf diese Weise wird die Neubildung von Zellen angeregt und das Infektionsrisiko gesenkt.

Trockene Wundverbände können die Wundheilung hingegen sogar behindern. So hieß es früher, man solle die Wunde an der Luft heilen lassen oder mit einem Pflaster abdecken. Das führt aber zur Krustenbildung, welche die Heilung erschwert und das Narbenrisiko erhöht. Bei der feuchten Wundbehandlung, z. B. mit einem Hydrogel, wird ein feuchtes Wundmilieu erzeugt, welches die Wundheilung fördert. Da die Krustenbildung ausbleibt, können die Zellen direkt an die beschädigten Stellen wandern und besser wachsen.

Im Überblick: Ziele der Wundpflege

Mit Wundpflege sind alle Maßnahmen gemeint, um offene Wunden zu behandeln. Die Wundversorgung ist erst abgeschlossen, wenn die Verletzung vollständig ausgeheilt ist.

Ziel ist es, …
… den Heilungsprozess zu fördern,
… Infektionen der Wunde zu verhindern und
… eine möglichst vollständige Wiederherstellung ohne Narbenbildung zu erreichen.

Wann ist eine professionelle Wundpflege nötig?

wundpflege_shutterstock_685184773 - Bei chronischen Wunden oder Vorerkrankungen wie z. B. beim diabetischen Fußsyndrom ist eine professionelle Wundpflege notwendig.
Bei chronischen Wunden oder Vorerkrankungen wie z. B. beim diabetischen Fußsyndrom ist eine professionelle Wundpflege notwendig.

Bei chronischen Wunden oder Vorerkrankungen ist eine professionelle Wundpflege erforderlich. Von einer chronischen Wunde spricht man, wenn sie trotz fachgerechter Behandlung nach vier bis zwölf Wochen noch keine Anzeichen einer Abheilung aufweist. Menschen jeden Alters können davon betroffen sein. Zu den häufigsten Arten von chronischen Wunden zählen Operationswunden, das diabetische Fußsyndrom, das offene Bein (gefäßbedingtes Ulcus cruris), das Druckgeschwür („Wundliegen“, Dekubitus) oder Abszesse. Auch eine akute Wunde kann chronisch werden, wenn sie nicht fachgerecht behandelt wird.

Für gewöhnlich setzt der Körper den Heilungsprozess zwar selbst in Gang, aber nicht immer reicht der natürliche Vorgang für eine erfolgreiche Heilung aus. Für solche schlecht heilenden Wunden wird ebenfalls fachgerechtes Wundmanagement benötigt. Mögliche Anzeichen für Wundheilungsstörungen sind – wie bereits erwähnt – Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und Überwärmung.

Betroffene leiden häufig schon länger unter ihrer Wunde, bevor sie sich in professionelle Hände begeben. Man kann sich viel Zeit und auch Belastung ersparen, wenn man frühestmöglich diesen Weg einschlägt. Schlecht heilende Wunden sind nicht nur schmerzhaft, sondern können auch gefährlich werden.

Je nach Art und Größe der Wunde muss man für das Wundmanagement nicht unbedingt ins Krankenhaus gehen, sondern kann zu Hause eine ambulante Wundversorgung erhalten. Die Therapie wird auf den Patienten/die Patientin individuell abgestimmt. Außerdem kann der Heilungsprozess regelmäßig kontrolliert
werden.

Fragen und Antworten zum Wundmanagement

Fragen Sie Ihre Apothekerin bzw. Ihren Apotheker

  • Darf der Verband nass werden?
  • Wie kann ich selbst zur Wundheilung beitragen?
  • Wie oft muss mein Verband gewechselt werden?
  • Was muss ich beim Verbandswechsel beachten?
  • Wer führt den Verbandswechsel durch?

Was kann die Wundheilung verzögern?

  • bestimmte Grunderkrankungen (z. B. Diabetes mellitus oder chronische Infektionskrankheiten)
  • Mangelernährung
  • starkes Übergewicht (Adipositas)
  • bestimmte Medikamente (z. B. Immunsuppressiva)
  • hohes Lebensalter (Immunsystem wird schwächer und Haut wird schlechter durchblutet)
  • Verunreinigung der Wunde
  • Wundinfektion
  • Rauchen

Wie kann man die Heilung unterstützen?

  • die betroffene Körperstelle ruhig halten
  • vorübergehend auf Sport verzichten
  • die Wunde nicht aufkratzen
  • auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung achten
  • auf Nikotin verzichten
  • ausreichend trinken
  • die Wunde vor UV-Strahlung schützen

Hilfe aus der Natur

Auch die Naturheilkunde hat im Bereich der Wundpflege einiges zu bieten. Eingesetzt werden besonders Zubereitungen mit den Arzneipflanzen Arnika, Kamille, Ringelblume, Johanniskraut und Eichenrinde. Bei offenen Wunden sollten jedoch nur wässrige Umschläge zum Einsatz kommen. Verwenden Sie entsprechende Salben nur bei bereits verschlossenen Wunden. Beachten Sie außerdem das allergene Potenzial von Arnika und Kamille, das zu Rötungen, Reizungen und kleinen Bläschen führen kann. Außerdem sollten Arnika und Kamille nicht bei einer bestehenden Korbblütlerallergie verwendet werden.