Für viele Verbraucher:innen sind es oft die Preisunterschiede, die als erstes ins Auge fallen. Auch die Produktgestaltung fällt gedeckter aus, auffällige Duftrichtungen oder starke Parfümierungen sucht man vergeblich. Das alles soll nicht etwa besonders langweilig wirken, sondern hat einen guten Grund: Apothekenkosmetik richtet sich in erster Linie an Menschen mit bestimmten Hautproblemen (z. B. zu Akne neigende Haut, trockene Haut, empfindliche Haut) oder Hauterkrankungen.
Expert:innen sprechen bei Apothekenkosmetik auch von Dermokosmetik. Dieser Begriff setzt sich aus den Wörtern Dermatologie und Kosmetik zusammen und wird von der Gesellschaft für Dermopharmazie folgendermaßen definiert: Dermokosmetika sind Produkte zur Reinigung, zum Schutz und zur Pflege der Haut, die den rein kosmetischen Effekt übersteigen, da zusätzlich pharmazeutische oder dermatologische Ansprüche an sie gestellt werden. In ihren Leitlinien fasst die Gesellschaft den aktuellen Wissensstand der Forschung zusammen und empfiehlt Wirkstoffe und Inhaltsstoffe, die für verschiedene Hautprobleme geeignet sind. Unternehmen, die Dermokosmetika entwickeln, arbeiten unter anderem mit diesen Leitlinien.
Qualitätsanspruch: Apothekenkosmetik auf einen Blick
- Bei Apothekenkosmetik steht eine gesundheitliche Wirkung im Fokus. Die Produkte wurden speziell für bestimmte Hautprobleme oder die Pflege verschiedener Hauterkrankungen entwickelt. Sie sind deshalb reizarm, ohne Parfüms und Duftstoffe konzipiert.
- Apothekenkosmetik soll den Hautzustand stabilisieren und verbessern.
- Inzwischen stehen viele Produktlinien mit aufeinander abgestimmten Produkten zur Verfügung. Es besteht auch die Möglichkeit, Anti-Aging-Produkte und dekorative Kosmetika zu integrieren.
- Um die optimale Verträglichkeit sicherzustellen, werden Produktproben ausgegeben.
- Zielgruppen sind Menschen mit trockener und/oder empfindlicher sowie unreiner Haut, Babys und Kleinkinder, Menschen mit Hauterkrankungen wie Akne, Psoriasis, Neurodermitis oder Rosacea.
Strengere Anforderungen
Ebenso wie „herkömmliche“ Pflege- und Kosmetikprodukte unterliegen Dermokosmetika der europäischen Kosmetik-Verordnung. Die Anforderungen werden in der Regel jedoch noch etwas enger gefasst. So werden Inhaltsstoffe, die in Kritik geraten sind, laut Kosmetik-Verordnung aber noch erlaubt sind, oft bereits größtenteils vermieden und bestehende Produkte dementsprechend verändert. Der Anspruch an Qualität und Verträglichkeit ist höher, da die Produktlinien explizit auf bestimmte Hautbedürfnisse oder Erkrankungen ausgelegt sind. Aus diesem Grund kann mit der richtigen Basispflege, also der Kombination von Reinigungs- und Pflegeprodukten, der Hautzustand oft erheblich verbessert werden. Bei Neurodermitis gelingt es häufig, einen neuen Schub und den quälenden Juckreiz zu verhindern. Auch Akne lässt sich mit Dermokosmetika in den meisten Fällen so stark lindern, dass keine medikamentöse Therapie notwendig ist.
Beratung nutzen
Kund:innen mit Hautproblemen, die eine dauerhafte Spezialpflege benötigen, sind bei der Suche nach geeigneten Pflegeprodukten in der Apotheke somit gut aufgehoben. Dazu kommt ein weiterer wichtiger Vorteil: Sie haben die Möglichkeit der Beratung. Viele Dermokosmetik-Hersteller haben inzwischen sehr umfassende Produktlinien, die für Laien mitunter schwer überschaubar sind. Die Teams in den Apotheken sind in der Herstellung von Salben und Cremes geschult, wissen über Inhaltsstoffe, Wirkungsweisen und Unverträglichkeiten Bescheid. Das gilt auch, wenn die Inhaltsstoffe in fertigen Produkten wie der Apothekenkosmetik stecken.
Im Beratungsgespräch kann zudem der Hautzustand beurteilt, ein Pflegekonzept erstellt und die Anwendung individuell erklärt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Produkte mittels Proben zunächst einmal auszuprobieren. Eventuelle Unverträglichkeiten lassen sich so bereits vor dem Kauf der Originalgröße feststellen. Einige Hersteller bieten darüber hinaus eine Geld-zurück-Garantie an, die über die Apotheke in Anspruch genommen werden kann.
Mythen entlarvt: Enthält Kosmetik aus der Apotheke nicht starke Wirkstoffe und verursacht Nebenwirkungen?
Auf diese Frage gibt es eine ganz klare Antwort: Nein. Dermokosmetika werden zwar oft apothekenexklusiv vertrieben, hierbei handelt es sich aber lediglich um eine Marketingstrategie. Das Unternehmen wählt den Vertriebsweg der Apotheke aufgrund der vor Ort gegebenen Beratungsmöglichkeit. Die Produkte enthalten keine medikamentösen Wirkstoffe und sind auch nicht apothekenpflichtig.
Auffälligkeiten überdecken
Führen Hauterkrankungen zu sichtbaren Veränderungen im Gesicht, kann das für Betroffene äußerst belastend sein. In der Apotheke stehen deshalb inzwischen auch dekorative Kosmetika zur Verfügung. Spezielle Make-up-Linien helfen, die Krankheitsanzeichen bestmöglich zu kaschieren. Die Produkte sind stark deckend, gut haltbar und wasserfest. Sie arbeiten mit Komplementärfarben, die Verfärbungen optisch so ergänzen, dass sie kaum noch auffallen. Über das sogenannte Camouflage-Make-up lässt sich anschließend ein dem Hautton entsprechendes Make-up auftragen. Dieses wird ebenso wie Puder, Lippenstifte, Lidschatten und Co. nach den Vorgaben der Dermokosmetik reizarm und ohne Duftstoffe oder Parfüm konzipiert. Viele der Produkte sind deshalb auch für Menschen mit empfindlicher Haut und Allergiker:innen geeignet.