Detox: Die Idee des Entgiftens
Detox-Kuren und -Produkte sollen den Körper reinigen, entgiften und…
Bei LSD spricht man meist bei einer Dosis von etwa 10 µg von Microdosing. Das sind 0,01 mg – eine winzige Menge. Selbst bei legalen Substanzen, deren Gehalt bekannt ist, tun sich bei so kleinen Dosierungen Hürden in der Dosiergenauigkeit und Reproduzierbarkeit auf, es ist also schwierig, regelmäßig dieselbe Dosis zu konsumieren. Das Problem ist jedoch nicht auf synthetische Drogen beschränkt: Wie bei jedem Naturprodukt kann auch der Psilocybin-Gehalt von Pilzen großen Schwankungen unterworfen sein. Die tatsächlich konsumierte Dosis bleibt daher beim Microdosing immer ungewiss.
Zudem kommt es bei der Einnahme von LSD rund 24 Stunden nach der Ersteinnahme zu einem Gewöhnungseffekt, bei weiterer Einnahme bleibt also die Wirkung aus. Der Gewöhnungseffekt wird erst nach fünf konsumfreien Tagen aufgehoben.1 Üblicherweise werden die Substanzen beim Microdosing jedoch regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingenommen. Auch bei der Konsumation kleiner Dosierungen sind daher Gewöhnungseffekte denkbar.
Bisher wurden mehrere Medikamente mit ähnlichem Wirkmechanismus wie LSD, MDMA und Psilocybin mit dem Auftreten von Herzklappenerkrankungen in Verbindung gebracht.2 Für MDMA wurde bereits über einen möglichen Zusammenhang berichtet.3
Allein durch die fehlende Definition zum Microdosing wird die Vergleichbarkeit klinischer Studien erschwert. Unter der Vielzahl der Arbeiten sind wenigequalitativ hochwertige Studien zu finden, und die Teilnehmeranzahl ist häufig klein, was die Aussagekraft begrenzt. Selbst große Untersuchungen basieren oft nur auf Erfahrungsberichten der Anwender:innen. Dies verzerrt die Ergebnisse. Allein deswegen kann laut einer großen Übersichtsarbeit noch nicht abschließend beurteilt werden, ob die Effekte des Microdosing auf einem Placeboeffekt beruhen oder nicht. 4
Für die Wirkung von mikrodosiertemLSD spricht eine aktuelle hochwertige Studie unter Laborbedingungen. Wurde die Substanz nur hin und wieder genommen, veränderten sich u.a. der Blutdruck, der Schlaf, die Gehirnfunktion, die Stimmung sowie die Wahrnehmung von Schmerz und Zeit. Regelmäßig eingenommene LSD-Mikrodosen hatten jedoch keinen Effekt. 5
Für mikrodosiertes Psilocybin aus Pilzen ergibt sich ein anderes Bild: In einer großen Analyse mit Kontrollgruppe (aber ohne Placebogruppe, die wichtig für die Einordnung der Ergebnisse ist) wurden in der Psilocybin-Gruppe leichtebismittlereVerbesserungen in Stimmung und mentalerGesundheit im Vergleich zur Kontrolle festgestellt. 6 In einer kleinen Studie berichteten die Proband:innen von einer subjektivenVerbesserung von Wohlbefinden, Kreativität und Gehirnleistung. Auch EEG-Veränderungen traten auf. Die Autor:innen führen einige der behaupteten Vorteile des Microdosings bei Psilocybin auf die positive Erwartungshaltung der Proband:innen zurück.7 Bei der Einnahme standardisierter Mengen von Psilocybin-Pilzen trat im Vergleich zu Placebo keine Verbesserung hinsichtlich der Emotionsverarbeitung oder Symptomen von Angst und Depression auf.8
Und in einer Studie, in der die Teilnehmer:innen LSD oder Psilocybin-Pilze mikrodosierten, verbesserten sich der emotionale Zustand, Stimmung, Energielevel, Kreativität und Angst lediglich im gleichen Ausmaß wie in der Placebogruppe.9
1 Buchborn T et al. Tolerance to Lysergic Acid Diethylamide: Overview, Correlates, and Clinical Implications, Neuropathology of Drug Addictions and Substance Misuse, Academic Press, 2016,
Pages 846-858
2 Papoian T et al. Regulatory Forum Review*: Utility of in Vitro Secondary Pharmacology Data to Assess Risk of Drug-induced Valvular Heart Disease in Humans: Regulatory Considerations. Toxicol Pathol. 2017 Apr;45(3):381-388
3 Droogmans S et al. Possible association between 3,4-methylenedioxymethamphetamine abuse and valvular heart disease. Am J Cardiol. 2007 Nov 1;100(9):1442-5
4 Polito V et al. Is microdosing a placebo? A rapid review of low-dose LSD and psilocybin research. J Psychopharmacol. 2024 Jun 14:2698811241254831
5 Robin JM et al. Microdosing Psychedelics: Current Evidence From Controlled Studies, Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging, Volume 9, Issue 5, 2024, Pages 500-511;
6 Rootman JM et al. Psilocybin microdosers demonstrate greater observed improvements in mood and mental health at one month relative to non-microdosing controls. Sci Rep 12, 11091 (2022)
7 Cavanna F, et al. Microdosing with psilocybin mushrooms: a double-blind placebo-controlled study Transl Psychiatry 12, 307 (2022)
8 Marschall J et al. Psilocybin microdosing does not affect emotion-related symptoms and processing: A preregistered field and lab-based study. J Psychopharmacol. 2022 Jan;36(1):97-113
9 Szigeti B et al. Self-blinding citizen science to explore psychedelic microdosing. Elife. 2021 Mar 2;10:e62878