Eine Strahlentherapie zerstört nicht nur Tumorzellen, sie kann auch die darüber liegende Haut schädigen. Um das Ausmaß der Hautschäden möglichst klein zu halten, ist eine intensive und gut abgestimmte Hautpflege vor und während der Therapie wichtig.
Hautschäden sind die häufigsten Nebenwirkungen einer Strahlentherapie und betreffen fast jede/n Patientin/Patienten. Oft ähneln die Beschwerden denen eines Sonnenbrandes mit Spannungsgefühlen, Juckreiz, Rötung, Erwärmung oder Schuppung. Hautschäden können aber auch intensiver ausfallen. In diesem Fall bilden sich zusätzlich Ödeme, die Haut kann nässen oder sich ablösen.
Leider lässt sich vor Therapiebeginn kaum vorhersagen, in welchem Ausmaß die Haut von Nebenwirkungen betroffen sein wird. Es gibt einige Komponenten, die das Auftreten von schweren Hautschäden wahrscheinlicher machen. Dazu zählen die Gesamtstrahlendosis, die Fokussierung der Strahlenquelle, die Zeitabstände der Einzeldosen und der Ausgangszustand der Haut. Auch die Lage des Bestrahlungsareals spielt eine Rolle. So reagiert die Haut im Gesicht, den Achselhöhlen, Leisten und im Intimbereich oft stärker als an anderen Körperstellen. Doch auch wenn ein geringes Risiko für schwere Hautschäden gegeben ist, eine Strahlentherapie stellt eine starke Belastung für die Haut dar. Bekannt ist, dass diese von der Haut besser toleriert wird und Hautirritationen geringer ausfallen oder sich sogar ganz vermeiden lassen, wenn die Haut vor Therapiebeginn in einem guten Zustand ist und auch währenddessen gut gepflegt wird.
Vor Therapiebeginn starten
Bereits vor Bestrahlungsbeginn wird allen Patient:innen die Anwendung einer sogenannten Basispflege empfohlen. Sie besteht aus dünnflüssigen Lotionen oder Schäumen, die sowohl feuchtigkeitsspendende als auch rückfettende Inhaltsstoffe besitzen. Sie stabilisieren die Hautbarriere. Bewährte Inhaltsstoffe sind die Feuchtigkeitsspender Urea und Glycerin. Geeignete rückfettende Wirkstoffe sind Ceramide, Sheabutter, Nachtkerzensamenöl, Squalene oder Sterole. Wichtig ist, dass die Basispflege aus möglichst wenigen Inhaltsstoffen besteht und keine Konservierungsstoffe, Alkohol oder Duftstoffe enthält. Nicht geeignet für die Basispflege sind Gele oder stark fetthaltige Cremes. Gele besitzen keine rückfettenden Inhaltsstoffe, wodurch die Haut zusätzlich austrocknet. Cremes mit einem hohen Fettgehalt können einen Hitzestau unter der Creme verursachen, der die Haut zusätzlich schwächt.
Hautbeschwerden behandeln
Die Basispflege wird täglich mit sauberen Fingern dünn aufgestrichen. Im Bereich des Bestrahlungsfeldes sollte sie nicht einmassiert werden, sondern von selbst einziehen. Viele Radiolog:innen empfehlen, das Bestrahlungsareal am Behandlungstag nicht einzucremen. Auch die Markierungen für das Bestrahlungsfeld sollen meist ausgespart werden, um ein Verwischen zu vermeiden. Genaue Anweisungen erhalten Sie im Rahmen eines Gesprächs zur Therapievorbereitung.
Treten leichte Hautirritationen auf, kann die Basispflege weiterverwendet werden. Ein positiver Nebeneffekt der leichten Lotionen und Schäume ist ihre kühlende Wirkung. Sollte die Basispflege keine Linderung bringen, werden kühlende Umschläge empfohlen. Sie haben eine hautberuhigende Wirkung und werden von vielen Betroffenen als angenehm empfunden. Tritt starker Juckreiz auf, sollte diesem keinesfalls mit Kratzen begegnet werden. Gegen das Jucken helfen Kühlpacks, die in ein Tuch eingeschlagen werden und für maximal 20 Minuten auf die Haut aufgelegt werden. Ebenfalls bewährt haben sich Cremes mit den Wirkstoffen Niacinamid oder Dexpanthenol. Sie wirken hautberuhigend und juckreizstillend.
Bei stärkeren Hautirritationen und Entzündungen ist es notwendig, den/die behandelnde/n Ärztin/Arzt zu kontaktieren. Sie können eine kortisonhaltige Creme verschreiben, mit der die Hautbeschwerden bis zur nächsten Bestrahlung zurückgedrängt werden.
Alltag anpassen
Lange Zeit wurde geraten, das Bestrahlungsareal und den umliegenden Körperbereich während einer Strahlentherapie nicht zu waschen. Diese Empfehlung gilt inzwischen als überholt. Kurze, lauwarme Duschen verbessern die Hygiene, insbesondere im Bereich von Hautfalten, und tragen zum Wohlbefinden bei. Auch die Verwendung milder, neutraler Waschsyndets ist erlaubt. Aufmerksamkeit erfordern allerdings die Markierungen, sie dürfen nicht von der Haut gewaschen werden. Baden und Schwimmbadbesuche sollten deshalb besser verschoben werden.
Da die Haut durch die Therapie stark beansprucht wird, sollte während der Bestrahlungszeit jegliche zusätzliche Reizung vermieden werden. Dazu zählt der Verzicht auf die Nassrasur oder die Anwendung chemischer Haarentfernungscremes. Auch Pflegeprodukte wie Deodorants, Parfüm, Rasierwasser oder Desinfektionsmittel sollten im Bestrahlungsfeld nicht aufgetragen werden. Empfohlen wird, viel frische Luft an die bestrahlten Bereiche zu lassen, allerdings sollten sie bis 1 Jahr nach Abschluss der Therapie vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Hautschonend kleiden
Auf unbelasteter Haut merkt man kaum, wie stark die mechanische Reizung durch Stoffe und Materialien ausfällt. Während einer Strahlentherapie kann dies jedoch sehr unangenehm werden. Folgende Tipps können helfen, sich dennoch in der eigenen Haut wohlzufühlen:
- Auf kratzende Stoffe und enge Kleidung verzichten
- Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen bevorzugen
- Seide hat einen kühlenden Effekt auf die Haut.
- Beim Neukauf auf Nähte oder Gummibänder im Bereich des Bestrahlungsfeldes achten
- Beim Waschmittelkauf darauf achten, dass es für Allergiker geeignet ist. So wird vermieden, dass Waschpulverrückstände in der Kleidung zu weiteren Hautreizungen führen.