Größere Verletzungen und Operationen hinterlassen sichtbare Narben auf unserer Haut. Damit diese möglichst fein ausheilen, sollten Betroffene auf eine gute Wundhygiene und konsequente Narbenpflege achten. Beginnt eine Narbe sich zu verändern, juckt sie stark oder reißt wiederholt ein, können Hautärzte/Hautärztinnen helfen.

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Aufgeschürfte Knie oder ein Schnitt mit dem Gemüsemesser – kleinere Verletzungen gehören zum Alltag und heilen in der Regel folgenlos ab. Damit eine Narbe zurück bleibt, muss die Verletzung mindestens die mittlere unserer drei Hautschichten erreichen. Das zerstörte Gewebe wird nun durch Bindegewebe ersetzt. Dieses ist zunächst deutlich rötlich gefärbt, die Narbe gilt als „unreif“. Erst im Laufe der Zeit werden Narben heller und gleichen sich zunehmend dem Hautniveau an. Wie lange der Prozess der Narbenbildung dauert, hängt von der Größe und Tiefe der Wunde ab. Die Spanne reicht von einigen Tagen bis hin zu ein, mitunter auch zwei Jahren.

Das Endergebnis ist individuell verschieden und wird vom Alter der Betroffenen, der Hautstruktur und genetischen Veranlagung sowie der Verletzungsart und Lokalisation der Wunde beeinflusst. Gemeinsam ist allen Narben, dass sie weniger elastisch als die umliegende Haut sind, keine Schweiß- und Talgdrüsen besitzen und die Haarfollikel fehlen. In behaarten Körperregionen bleiben vernarbte Bereiche deshalb in der Regel haarfrei.

5 Fakten über unsere Haut

  • Mit etwa 1,8 m2 Fläche und etwa 3,5–10 kg ist die Haut das größte und schwerste Organ des Menschen.
  • Die Haut ist aus drei Schichten aufgebaut: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Dermis) und Unterhaut (Subcutis).
  • Die Oberhaut schützt uns vor Umwelteinflüssen, Verletzungen und Infektionen.
  • In der Lederhaut liegen Haarfollikel, Talg- und Schweißdrüsen, Blut- und Lymphgefäße. Sie ermöglicht auch die Tastwahrnehmung.
  • Die Unterhaut besteht aus Binde- und Fettgewebe. Sie dient als Energiespeicher und Kälteschutz.

Mehrere Monate cremen

Damit eine Wunde gut abheilt und eine möglichst feine Narbe entsteht, können Betroffene den Heilungsprozess unterstützen. So sollten Zug, Reibung und Dehnung auf und an der Narbe vermieden werden. Ein konsequenter Schutz vor UV-Strahlung verhindert Pigmentstörungen. Sobald die Wunde schorffrei ist oder die Fäden gezogen wurden, kann mit der Narbenpflege begonnen werden. Ist dieser Zeitpunkt bereits verstrichen, ist das kein Problem. In Ihrer Apotheke sind viele Präparate erhältlich, die sich auch für die Behandlung älterer Narben eignen. Wichtig zu wissen ist, dass unabhängig vom Narbenalter die Anwendung täglich und über mehrere Monate hinweg erfolgen muss.

Cremes für die Narbenpflege enthalten verschiedene Wirkstoffe, die sich positiv auf die Narbe auswirken. Der Wirkstoff Heparin hat entzündungshemmende Eigenschaften, lockert das Bindegewebe der Narbe auf und sorgt für eine bessere Wasserbindung im Narbenbereich. Cremes mit dem Wirkstoff Allantoin fördern die Wundheilung, wirken reizmildernd und erhöhen die Wasserbindekapazität der Narbe. Der Wirkstoff Dexpanthenol ist gut geeignet, wenn eine Narbe stark juckt. Neben seiner juckreizlindernden Eigenschaft wirkt er entzündungshemmend und fördert die Wundheilung. Cremes mit Zwiebelextrakt besitzen eine antibakterielle Wirkung, wirken entzündungshemmend und sollen einem übermäßigen Wachstum des Bindegewebes entgegenwirken.

Wussten Sie,...

… dass Narben bei älteren Menschen schöner und zarter abheilen als bei jungen Menschen? Das liegt daran, dass junge Menschen mehr Wachstumsfaktoren aufweisen als ältere Menschen. Narben heilen dadurch schneller, aber oft auch problematischer. Bei älteren Menschen dauert der Heilungsprozess zwar länger, dafür ist die Vernarbung aber schöner.

Physikalische Narbenpflege

Gut erprobt, allerdings in ihrer Wirkung nicht vollständig verstanden, sind Präparate zur Narbenpflege auf Silikonbasis. Wissenschafter:innen vermuten, dass der abdichtende Effekt der Silikone zu einer verstärkten Durchfeuchtung der Haut führt. Dies wiederum beeinflusst spezielle Wachstumsfaktoren, die sich positiv auf die Ausbildung des Narbengewebes auswirken. Als gesichert gilt, dass der Effekt von Silikonen rein physikalisch ist. Nach einer Operation wird die frische Wunde häufig direkt mit einem Silikon-Pflaster abgedeckt. Für die Selbstbehandlung eignen sich später Gele, die auf die Haut aufgetragen werden und die Narbe wie einen unsichtbaren, wasser-undurchlässigen Film überziehen. Ist die Narbe noch sehr berührungsempfindlich, kann auch ein Spray verwendet werden.

Apotheker-Tipp

Narben-Massage: Etwa vier Wochen nach dem Wundverschluss kann zusätzlich mit einer regelmäßigen Massage des Narbengewebes begonnen werden. Diese sog. Narbenmobilisation kann dazu beitragen, das optische Ergebnis weiter zu verbessern. Narbenmassagen können mit dem Auftragen der Narbencreme kombiniert oder unabhängig davon mit einem milden Hautöl durchgeführt werden.

Ein Fall für die Hautarztordination

Trotz regelmäßiger Narbenpflege kann es vorkommen, dass eine Narbe Probleme bereitet. Bei Veränderungen im Narbenbereich kann Ihnen Ihr Hautarzt/Ihre Hautärztin helfen. Sie unterscheiden vier verschiedene Formen der Narbenveränderungen:

1. Keloid: rötlich bis rot gefärbte, wulstige Gewebewucherung, die die Grenze der Wundränder überschreitet; Keloide können jucken, schmerzen und druckempfindlich sein; anfällig für eine Keloidbildung sind die Schultern, der obere Rücken und das Dekolleté.

2. hypertrophe Narbe: vergrößerte, rötlich gefärbte Narbe, die jedoch nicht über die ursprüngliche Wundgrenze hinauswächst

3. atrophe Narbe: Der Narbenbereich zieht sich nach der Wundheilung zusammen.

4. instabile Narbe: Hier kommt es meist in Bereichen mit starker Hautspannung zu wiederkehrenden Einrissen und Geschwüren.

Für die Behandlung veränderter Narben stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Dazu gehören Injektionen mit Steroiden, Kryotherapie, Laserbehandlung sowie operative Korrekturen.