Erst fand man sie vor allem in Bio-Läden, heute gibt es kaum noch einen Kosmetikkonzern, der keine festen Kosmetikprodukte im Angebot hat. Sie gelten als besonders nachhaltig und werden gern als umweltfreundliche Alternative zur flüssigen Form vermarktet. Doch wie umweltfreundlich ist feste Kosmetik wirklich und kann sie in ihrer Pflegewirkung mithalten?

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Feste und flüssige Kosmetik unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt: dem Wassergehalt. Während flüssige Duschgele bis zu 80 Prozent und Shampoos bis zu 90 Prozent Wasser enthalten, wird es der festen Variante entzogen. Anschließend wird sie gepresst und in Papier eingeschlagen.

Apotheker-Tipp

Feste Kosmetik darf ins Handgepäck: Reisen nur mit Handgepäck ist praktisch, doch bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen kann es zur bösen Überraschung kommen. Wer vergessen hat, alle flüssigen Kosmetika nur in kleinen Flaschen mitzunehmen, muss sie an das Sicherheitsperso­nal abgeben. Das ist ärgerlich und, wenn es sich um hochpreisige Produkte handelt, auch kostspielig. Eine gute Alternative ist, feste Kosmetik mitzunehmen. Sie kommt problemlos durch die Sicherheitskontrolle.

Fest oder flüssig? Die Vor- und Nachteile

Der geringere Wasserbedarf in der Produktion und das Einsparen von Plastik für die Verpackungen gelten als klare Vorteile der festen Kosmetik. Aufgrund der geringeren Größe und des Gewichts fallen zudem die Transportkosten niedriger aus, was sich auf die CO2-Bilanz auswirkt.

In den Inhalts- und Pflegewirkstoffen unterscheiden sich viele feste Produkte kaum von ihren flüssigen Varianten. Allerdings liegen sie in festen Produkten deutlich konzentrierter vor. Das macht sie ergiebiger. So kann man zum Beispiel davon ausgehen, dass 100 g festes Duschgel oder Shampoo etwa zwei bis drei Flaschen (à 250 ml) der flüssigen Variante ersetzen.

Jedoch raten Fachleute bei Duschgelen auch zur Vorsicht. Menschen mit trockener Haut vertragen die hohe Konzentration der waschaktiven Substanzen oft nicht so gut. Sie sollten die Stücke vorsichtshalber in der Hand und nicht direkt auf dem Körper aufschäumen.

In Bezug auf die Handhabung ist der Umgang mit fester Kosmetik gerade zu Beginn für viele Menschen ungewohnt. Oft braucht es ein wenig Zeit, bis man sich an die neue Konsistenz gewöhnt hat. Wir haben hier zahlreiche Tipps und Tricks für Sie zusammengestellt.

1. Shampoo und Duschgel

Die Alternative zu flüssigem Shampoo heißt Haarseife oder festes Shampoo. Während Letzteres in seiner Pflegewirkung keinen großen Unterschied zur flüssigen Variante aufweisen soll, gibt es bei den Haarseifen einiges zu beachten: Sie schäumen weniger als konventionelle Shampoos und können das Haar beschweren. Wichtig ist zudem der Verseifungsgrad. Er sollte bei pflegeleichtem und fettigem Haar zwischen 1 und 10 Prozent, bei sehr ­trockenem Haar zwischen 25 und 40 Prozent liegen.

Auch feste Duschgele stehen in ihrer Wirkung der flüssigen Variante in nichts nach. Laut einer aktuellen Untersuchung von Ökotest konnte den getesteten Produkten zudem ein gutes Zeugnis bezüglich der Inhaltsstoffe ausgestellt werden. Sie enthielten wenig oder keine ­Konservierungsmittel, aggressive Tenside oder Silikone.

Wer die Inhaltsstoffe von weiteren ­Produkten checken möchte, kann dafür Apps wie zum Beispiel „Toxfox“, „CodeCheck“ oder von „Haut.de“ nutzen.

2. Hautpflege und Cremes

Für die Herstellung von Bodylotion, Gesichts-, Hand- und Fußcremes setzen Hersteller derzeit vor allem auf Öle, Shea- und Kakaobutter oder Bienenwachs. Ihr Vorteil: Sie sind bei Zimmertemperatur fest. Um sie aufzutragen, werden die Produkte über die Haut gestrichen, der zurückbleibende Film wird anschließend einmassiert.

Ein wesentlicher Nachteil fester Cremes: Sie schmelzen bei etwa 32 bis 36 Grad. Dies muss bei der Lagerung und vor allem im Sommer berück­sichtigt werden.

Feste Gesichtspflege eignet sich derzeit nicht für alle Hauttypen. So ist es kaum möglich, feuchtigkeitsspendende Wirkstoffe in die wasserfreien Stücke zu integrieren. Auch Emulsionen oder Zwei-Phasen-Produkte zur Haut­reinigung können nur mit Wasser hergestellt werden.

3. Deodorants

Festes Deodorant_shutterstock_1893225007 - Feste Deos sind ergiebiger als Spray-Flaschen. - © Shutterstock
Feste Deos sind ergiebiger als Spray-Flaschen. © Shutterstock

Feste Deos sind in Kegelform oder als Stick in Papiertuben erhältlich. Sie enthalten häufig Sheabutter als pflegende Komponente und Kokosöl, das entzündungshemmend wirken soll. Gegen die Schweißbildung wird Natron, zur Neutralisierung von Gerüchen werden Duftstoffe eingesetzt.

Ein wesentlicher Vorteil des ­festen Deos ist die Ergiebigkeit. Ein Stick soll bis zu vier ­Deospray-Flaschen ersetzen können. Doch das feste Deo hat auch Nachteile: Es wird erst durch die ­Körperwärme, also während der Anwendung, geschmeidig. Mitunter können sich deshalb Reste auf der Haut und in den ­Hautfalten absetzen. Zudem sind feste Deos relativ empfindlich und können brechen, wenn der Druck beim Auftragen zu stark ist.

4. Feste Zahnpasta

Feste Zahnpasta_shutterstock_1436633645 - Feste Zahnpasta ist etwas gewöhnungsbedürftig, kann aber gerade unterwegs eine gute Option sein. - © Shutterstock
Feste Zahnpasta ist etwas gewöhnungsbedürftig, kann aber gerade unterwegs eine gute Option sein. © Shutterstock

Feste Zahnpasta ist in Form von Tabletten erhältlich, die im Mund zerkaut werden, bis sich eine Paste bildet. Das Putzen erfolgt anschließend wie gewohnt. Wichtig zu wissen: Zahnputztabletten bilden keinen Schaum. Die Reinigung erfolgt durch Zellulosefasern, die die Zähne polieren, sodass Plaque entfernt wird und sich weniger gut anlagern können soll.

Entscheidet man sich für einen Zahnpastablock, streicht man mit der angefeuchteten Zahnbürste mehrmals über den Block. Anschließend werden die Zähne wie gewohnt geputzt.

Der wesentliche Unterschied zwischen konventioneller Zahnpasta und fester Zahnpasta ist der Fluoridgehalt. Feste Zahnpasta enthält kein oder nur sehr geringe Mengen Fluorid. Zahnärztinnen und Zahnärzte empfehlen für die Zahnpflege jedoch ausdrücklich, eine Zahnpasta mit Fluorid zu verwenden. Es macht die Zähne widerstandsfähiger gegen Karies.