Es wird von einer milden Saison ausgegangen. Jedoch wirkt sich die Klimakrise auch auf Menschen mit einer Pollenallergie und Asthma aus. Außerdem: In der Pollen-App gibt es die neuen Services Asthmawetter und Gewitterwarnung.
In diesem Jahr startete der Pollenflug rund einen Monat früher als im langjährigen Schnitt. Trotzdem können Allergiker:innen mit einer eher milden Saison rechnen, wobei die Intensität der Belastung noch nicht vorausgesagt werden kann.
Grund für dieses „Auf und Ab“ ist die Klimakrise, welche die Pflanzen verwirrt und auch Auswirkungen auf Menschen mit einer Pollenallergie und Asthma hat. Denn: Die Klimaerwärmung bringt veränderte Wetterbelastungen wie mildere Winter und mehr Extremwetter-Ereignisse mit sich.
Darauf wiesen Expert:innen des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien und der Informationsplattform IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung) am 21. März im Rahmen einer Pressekonferenz hin. Außerdem wurden die neuen Services „Asthmawetter“ und „Gewitterwarnung“ in der Pollen-App vorgestellt.
Die Klimaerwärmung macht Pollenallergiker:innen zunehmend zu schaffen
„Der letzte Winter reiht sich in die deutlich zu milden der letzten Jahrzehnte ein“, sagt Harald Seidl von GeoSphere Austria (ehem. ZAMG). „Im Tiefland wurde dieser Winter als der sechstwärmste der 256-jährigen Messgeschichte verzeichnet.“ Und das hatte Einfluss auf die Blüte von Pflanzen. Das warme Wetter war ideal für Pflanzen, besonders früh ihre Pollen an den Wind abzugeben. „Bereits im Jänner, also rund ein Monat eher als im langjährigen Mittel, begannen heuer im Osten Hasel und Erle mit ihrer Blüte“, informiert Uwe E. Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien. Das hatte viele Allergiker:innen unvorbereitet getroffen. „Aber nicht nur das frühe Auftreten der ersten Symptome war bemerkenswert, auch deren Intensität. Allergiker:innen reagierten überdurchschnittlich stark auf geringe Mengen Pollen in der Luft“, so Berger.
Birke und Esche haben sich hingegen heuer mehr Zeit gelassen. Das kühle und wechselhafte Wetter der letzten Wochen hat den Start der Saison verzögert. Die Birke braucht konstant über 10 Grad, um zu blühen. Berger: „Diese Bedingung ist nun erreicht, damit ist der beliebte Alleebaum – wie auch die Esche – österreichweit blühbereit. Ob trotz der geringeren Pollenbelastung auch die Symptomstärke geringer ausfällt, kann aber zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vorausgesagt werden.“
Fest steht hingegen, dass zahlreiche Allergene „vermehrt produziert werden, wenn die Pflanzen unter Stress stehen“, betont Barbara Bohle, Leiterin des Instituts für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien. „Das ist etwa bei Hitze, Trockenheit, Nahrungskonkurrenz sowie bei erhöhter Belastung durch Umweltschadstoffe wie Ozon, Schwefel- und Stickoxide der Fall.“ So haben mehrere Studien gezeigt, dass gestresste Birken höhere Mengen ihres Hauptallergens produzieren und dass Birkenpollen von Bäumen, die höheren Stickoxid- und Ozonkonzentrationen ausgesetzt waren, stärkere allergische Symptome bei Allergiker:innen auslösen.
„Ein zusätzlicher Faktor ist, dass Luftschadstoffe auch einen direkten schädlichen Einfluss auf die Atemwege von Allergiker:innen haben und somit zur Verstärkung der allergischen Symptome beitragen“, ergänzt Barbara Bohle.
Gewitter kann Asthma-Anfall auslösen
Bei Menschen mit Pollenallergie und Asthma ist der Einfluss des Wetters in vielerlei Hinsicht ein Thema. Vor allem sehr hohe Temperaturen können für sie zum Problem werden. In Zeiten anhaltender Hitze ist – vor allem in Großstädten –die Atemluft durch Ozon und Feinstaub belastet, was Asthmaanfälle auslösen kann. Fehlt dazu die Nachtabkühlung, verschlechtert sich die Schlafqualität, der Organismus kann sich nicht ausreichend erholen und wird vulnerabler gegenüber Pollen.
Geht schließlich ein – vermeintlich erlösendes – Sommergewitter nieder, quellen Pollen auf und platzen, wobei eine große Menge Allergene freigesetzt werden, die wiederum ein hohes Risiko für Asthma-Attacken bedeuten. Noch ist das sogenannte „Gewitter-Asthma“ (Thunderstorm-Asthma) selten. Aufgrund des Klimawandels werden zukünftige Ereignisse wahrscheinlich häufiger und unvorhersehbarer.
Neu in der Pollen-App: Asthmawetter und Gewitterwarnung
Basierend auf dem Wissen, dass Gewitter asthmatische Beschwerden auslösen und drastisch verschlimmern können, wurde die Pollen-App des Österreichischen Pollenwarndienstes um neue Services ergänzt:
- Beim „Asthmawetter“ bekommen die Nutzer:Innen in fünf Abstufungen Auskunft, ob die Wetterlage des Tages zu vermehrten oder verminderten Asthmasymptomen führen kann.
- Die „Gewitterwarnung“ zeigt an, wann im Umkreis Unwetter zu erwarten sind und ob die Ozonwerte steigen werden. Dazu gibt es die Empfehlung im Innenraum zu bleiben und rechtzeitig Medikamente zu besorgen.
Die App steht für iOS und Android zum kostenlosen Download auf www.pollenwarndienst.at sowie den App-Stores zur Verfügung und funktioniert auch über die österreichischen Landesgrenzen hinaus.