Kennen Sie Ihr persönliches Risiko und die ersten Anzeichen? Rund 800.000 Menschen in Österreich sind von Diabetes mellitus betroffen – doch Diabetes ist nicht gleich Diabetes.
Sir Frederick Banting und sein Kollege Charles Best experimentierten jahrelang, bis es ihnen schließlich im Jahr 1921 gelang, das lebenswichtige Insulin aus der Bauchspeicheldrüse eines Hundes zu gewinnen und ab 1922 Patienten zu behandeln. Seither hat sich jedoch viel verändert. Heute weiß man nämlich, dass es den „einen“ Diabetes nicht gibt. Die wichtigsten Formen im Überblick:
Typ-1-Diabetes: Bauchspeicheldrüse im Streik
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die schon bei Kindern ausbrechen kann. Ihr Immunsystem greift so genannte Betazellen der Bauchspeicheldrüse an. Forscher erklären dies sowohl mit Besonderheiten im Erbgut als auch mit Umwelteinflüssen wie Infektionen in jungen Jahren. Doch die genauen Mechanismen sind bis heute unklar.
Mit voranschreitender Zerstörung stellen sie immer weniger des wichtigen Hormons Insulin her. Erst wenn rund 85 bis 90 Prozent dieser Zellen nicht mehr richtig arbeiten, treten Beschwerden auf. Typisch ist ein ständiges Durstgefühl. Patienten verlieren an Gewicht und berichten über vermehrten Harndrang. Ohne Behandlung kann es zur gefährlichen Ketoazidose, einer Übersäuerung des Stoffwechsels, kommen.
Typ-1-Diabetes ist derzeit nicht heilbar. Forscher versuchen jedoch zu verhindern, dass die Erkrankung ausbricht. Ihr Trick: Antikörper findet man sehr früh, also weit bevor Beschwerden auftreten. Die Betroffenen – meist Kinder – erhalten Insulin zum Schlucken. Es wird von der Mundschleimhaut aufgenommen und soll das Immunsystem regulieren. Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass diese Therapie prinzipiell funktioniert. Sie ist außerhalb von Studien aber noch nicht zugelassen.
Typ-2-Diabetes: Zellen reagieren schwächer auf Insulin
Weitaus häufiger findet man den Typ-2-Diabetes. Er wurde früher „Altersdiabetes“ genannt, was so jedoch nicht mehr stimmt. Bereits Jugendliche und junge Erwachsene erkranken an dieser Form.
Ein grundlegender Unterschied zum Typ-1-Diabetes ist, dass beim Typ 2 zu Beginn meist noch viel Insulin vorhanden ist, aber es wirkt nicht mehr ausreichend auf Zellen des Körpers. Denn auf der Zelloberfläche fehlen Bindungsstellen für dieses Hormon. Ärzte sprechen von „Insulinresistenz“. Die Glucosekonzentration im Blut erhöht sich. Unser Körper versucht von selbst, hier gegenzusteuern, indem er mehr Insulin herstellt. Die Bauchspeicheldrüse erschöpft sich, und später kommt es zu Insulinmangel.
Beeinflussbare Risikofaktoren:
Ein entscheidender Faktor bei Diabetes Typ 2 ist unser Lebensstil. Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und Fast Food gehören zu den bekanntesten Risikofaktoren. Nicht beeinflussen können wir genetische Einflüsse, die auch hier eine Rolle spielen; im höheren Alter steigt die Gefahr zu erkranken ebenfalls.
Zu Beginn eines Typ-2-Diabetes haben viele Patienten keine Beschwerden. Später stellen sich Durst, Schwäche oder Müdigkeit ein. Ärzte entdecken die Erkrankung eher zufällig bei Routineuntersuchungen. Ein rascher Behandlungsbeginn ist essenziell.
Denn Typ-2-Diabetes, erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck sind als so genanntes Metabolisches Syndrom eine große Gefahr für das Herz-Kreislauf-System.
Typ-2-Diabetes selbst kann unsere Nieren, Nerven oder Netzhaut schädigen.
Stufenweise zum Erfolg:
Ziel der Behandlung ist ein HbA1c-Wert von 6,5 bis 7,0 Prozent. Darunter versteht man den Anteil an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin, Hb) mit gebundener Glucose. Ärzte arbeiten mit einem Stufenschema:
- Stufe 1: Basistherapie Mehr Bewegung beziehungsweise Sport; falls erforderlich Programme zum Abnehmen, zum Rauchstopp und zur Verringerung des Alkoholkonsums. Außerdem lernen Patienten, regelmäßig ihren Blutzuckerwert zu bestimmen.
- Stufe 2: Monotherapie Patienten erhalten ein einziges Arzneimittel zum Einnehmen.
- Stufe 3: Kombinationstherapie Ärzte verordnen zum Medikament noch Insulin zum Spritzen.
- Stufe 4: Intensivierte Kombinationstherapie Gelingt es damit immer noch nicht, den HbA1c-Zielwert zu erreichen, kommen kurz wirksame plus lang wirksame Insuline zum Einsatz.
Leiden Patienten unter Adipositas, also an extrem starkem Übergewicht, und führen Änderungen des Lebensstils nicht zum Erfolg, so gibt es unterschiedliche Verfahren zur Verkleinerung des Magens. Der Eingriff ist aber nur als letzter Ausweg zu betrachten.
Diabetes in der Schwangerschaft: Stoffwechsel in anderen Umständen
Auch werdende Mütter haben ein erhöhtes Diabetesrisiko. Bei knapp fünf Prozent aller Schwangeren finden Ärzte einen so genannten Gestationsdiabetes. Bekannte Risikofaktoren sind Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, ein Alter über 30 Jahren, mehrere Fehlgeburten, Lebendgeburten mit Kindern, die über 4.500 Gramm schwer waren, aber auch ein Prädiabetes vor Beginn der Schwangerschaft.
Unerkannt kann ein Gestationsdiabetes das ungeborene Kind durch hohe Zuckerwerte schädigen. Deshalb erhalten Frauen im Rahmen aller Routineuntersuchungen des Mutter-Kind-Passes einen Glucosetoleranztest. Die gute Nachricht: Bei neun von zehn Patientinnen mit Gestationsdiabetes reicht es aus, sich mehr zu bewegen und die Ernährung umzustellen. Haushaltszucker und Weißmehl sollten gemieden werden. Nach der Entbindung normalisiert sich der Stoffwechsel meist wieder.
Diese Apps helfen beim Blutzuckermanagement:
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