Völlegefühl, Magenschmerzen, Druck im Oberbauch, Übelkeit. Das sind nur einige der Beschwerden, die auf eine Gastritis hinweisen können. Welche Ursache die Beschwerden haben und wie Sie sie lindern können, lesen Sie hier.
Unser Magen leistet Tag für Tag wertvolle Dienste. Die Nahrung, die wir von früh bis spät zu uns nehmen, wird im Magen durchmengt, weiter zerkleinert und in Magensaft eingeweicht. Zwei bis drei Liter dieses Magensaftes, der u. a. auch Magensäure enthält, werden täglich in der Magenschleimhaut produziert. Die ätzende Magensäure hilft dabei, den Nahrungsbrei zu zersetzen und mögliche krankmachende Keime und Bakterien unschädlich zu machen. Damit die Magensäure den Magen nicht angreift und er sich sozusagen „selbst verdaut“, stellen spezielle Zellen in der Magenschleimhaut einen zähflüssigen Schleim her, der sich wie ein Schutzschild über die Magenschleimhaut legt. Wird diese schützende Schleimschicht beschädigt oder kommt es zu einer Überproduktion an Magensäure, kann sich die Magenschleimhaut entzünden. Eine Magenschleimhautentzündung kann plötzlich auftreten (akute Gastritis) oder schleichend verlaufen (chronische Gastritis).
Woran erkennt man eine akute Gastritis?
Eine plötzlich auftretende, akute Gastritis geht mit typischen Symptomen wie Brennen oder Druckgefühl in der Magengegend, Magenschmerzen, Aufstoßen, Völlegefühl oder Übelkeit einher. Zu den möglichen Auslösern zählen ein Übermaß an Nikotin, Alkohol oder Kaffee, zu scharfes Essen, Lebensmittelvergiftungen sowie Stress. Auch Infektionen mit Bakterien, Viren oder Schimmelpilzen können den Magen aus der Balance bringen. Bestimmte Medikamente, allen voran Schmerzmittel wie Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen, sowie eine Strahlentherapie können die Magenschleimhaut ebenfalls schädigen.
Eine akute Gastritis verschwindet meist rasch, sofern die Auslöser ausgebremst bzw. die Ernährungsgewohnheiten entsprechend angepasst werden. Alles, was den Magen zu sehr belastet und die Magensäure-Produktion ankurbelt, sollte gemieden werden. Dazu zählen zu süße, zu fette, zu scharfe oder geräucherte Speisen, hochverarbeitete Fertigprodukte sowie Kaffee, Limonaden und Alkohol.
Magen: Zahlen & Fakten
Der Magen ist 20–30 cm lang und kann 1,2–1,6 Liter Inhalt fassen.
Die Strecke Speiseröhre zu Magen beträgt ca. 25 Zentimenter. Der Speisebrei braucht etwa 7 Sekunden, um unten anzukommen.
Leicht Verdauliches, wie z. B. Gemüse, bleibt etwa 1–2 Stunden, schwer Verdauliches etwa 5–8 Stunden im Magen.
Magenschonend essen, Beschwerden lindern
Es gibt eine Vielzahl an Lebensmitteln, die dem gereizten Magen bei einer akuten Gastritis guttun und ihn dabei unterstützen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wichtig ist es, sich fürs Essen Zeit zu nehmen und nicht zu viel auf einmal zu essen. Mehrere kleine Portionen belasten den Magen weniger als drei große Hauptmahlzeiten. In der Akutphase sollten Speisen bevorzugt werden, die fettarm, kohlenhydratreich, schonend gegart und wenig gewürzt sind. Zu den Klassikern unter den „Magenfreunden“ zählen Haferschleim (Porridge), Kartoffelpüree, Reis und Zwieback. Gut vertragen werden in der Regel auch sanft gegarte Gemüsesorten wie Karotten, Fenchel, Rote Bete, Zucchini oder Artischocken. Obst sollte nicht roh, sondern als Kompott oder Mus verzehrt werden. Bekömmliche Obstsorten sind etwa Äpfel, Birnen, Marillen, Pfirsiche, Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren. Hochwertige Öle wie Olivenöl, Raps-, Hanf- oder Leinöl wirken entzündungshemmend und können zum Verfeinern der Speisen verwendet werden.
Als Getränk eignen sich stilles, nicht zu kaltes Wasser und lauwarme, ungesüßte Kräutertees. Besonders magenfreundlich sind Kamillen-, Melissen-, Fenchel-, Salbei-, Schafgarben- und Löwenzahntee. Heilerde aus der Apotheke, die mit Flüssigkeit verrührt und schluckweise getrunken wird, kann die Beschwerden ebenfalls lindern. Bewährt hat sich auch die Einnahme von bitteren Kräutertropfen, die verschiedene Heilkräuterextrakte kombinieren und den Magen beruhigen. Ergänzend können entspannende Rituale wie Wärmebehandlungen, Autogenes Training oder Meditationen die Heilung fördern. Reichen Schonkost und Stressreduktion nicht aus, um den Magen zu beruhigen, und halten die Beschwerden über längere Zeit an, sollte der Weg zum Arzt führen. Nach genauer Abklärung der Symptome kann der Arzt bei Bedarf Medikamente verschreiben, welche die Magensäureproduktion gezielt hemmen, damit sich die entzündete Magenschleimhaut erholen kann.
Chronische Gastritis oft lange unentdeckt
Im Gegensatz zur akuten Gastritis, die sich durch eindeutige Symptome bemerkbar macht, verläuft die chronische Variante der Magenschleimhautentzündung oft schleichend und macht schwächere oder gar keine Beschwerden. Oft wird eine chronische Gastritis eher zufällig im Rahmen der Abklärung anderer Erkrankungen entdeckt. Je nachdem, wodurch die chronische Gastritis ausgelöst wurde, unterscheiden Mediziner drei verschiedene Formen: Gastritis Typ A, B und C. Bei der eher selten vorkommenden Typ-A-Gastritis handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, im Zuge derer der Körper Abwehrstoffe gegen jene Zellen der Magenschleimhaut bildet, die für die Produktion der Magensäure zuständig sind. Da diese „Belegzellen“ auch bei der Aufnahme von Vitamin B12 eine Rolle spielen, kommt es im Rahmen einer Typ-A-Gastritis zu einer Blutarmut, die auf einem Mangel von Vitamin B12 beruht. Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Schwäche können auf eine mögliche Blutarmut hindeuten. Nachgewiesen werden kann diese Form der Gastritis durch spezielle Antikörper im Blut. Bestätigt sich der Verdacht, ist es wichtig, die Vitaminversorgung zu gewährleisten und Vitamin B12 unter ärztlicher Kontrolle zu ergänzen.
Gastroskopie: Magenspiegelung gibt Aufschluss
Bei länger anhaltenden Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sollte der Weg immer zum Arzt führen, um die Ursachen abzuklären. In einer ausführlichen Befragung wird der Arzt die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, mögliche Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahmen erheben. Ein Oberbauchultraschall hilft dabei, Organe wie Leber, Milz, Nieren, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse zu beurteilen und so z.B. Gallensteine auszuschließen. Zur Diagnosesicherung wird meist eine Magenspiegelung beim Facharzt angeordnet. Mit Hilfe eines dünnen, flexiblen Schlauches, der durch die Speiseröhre in den Magen eingeführt wird, kann bei der Gastroskopie das Innere des Magens betrachtet und untersucht werden. Routinemäßig werden dabei an mehreren Stellen des Magens Gewebeproben entnommen und anschließend feingeweblich untersucht. Eine Magenschleimhautentzündung kann durch die Magenspiegelung ebenso festgestellt werden wie eine Infektion mit Helicobacter pylori, Veränderungen der Schleimhaut, Aussackungen (Divertikel) oder Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und wird häufig mit „Dämmerschlaf“ durchgeführt, wodurch die Patient:innen die Gastroskopie quasi verschlafen. Je nach Diagnose kann dann die passende Therapie eingeleitet werden.
Bakterium als Hauptursache
Für den Großteil der chronischen Magenschleimhautentzündungen (Typ-B-Gastritis) ist das Bakterium Helicobacter pylori verantwortlich. Das Bakterium hat sich an die unwirtlichen Lebensverhältnisse im Magen perfekt angepasst und gelangt vermutlich über mit Fäkalien verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel in den Körper. Schätzungen zufolge ist rund die Hälfte der Erwachsenen damit infiziert, ohne es zu wissen. In vielen Fällen verursacht eine Infektion mit Helicobacter pylori keine Beschwerden und wird oft nur zufällig im Rahmen einer Stuhlprobenuntersuchung oder einer Magenspiegelung entdeckt. Macht das Bakterium keine Beschwerden, ist eine Behandlung nicht zwingend erforderlich. Da eine Infektion mit dem Keim jedoch das Risiko für Magengeschwüre und bösartige Tumoren erhöht, wird bei Vorliegen gewisser Risikofaktoren eine Antibiotikatherapie zur vollständigen Beseitigung des Bakteriums verordnet.
Die dritte Form der chronischen Gastritis, die Typ-C-Gastritis, wird meist durch die häufige und langfristige Einnahme von Schmerzmitteln oder andere chemische Reize ausgelöst. Zu den weiteren Ursachen dieser Gastritis-Form gehören ein stark übermäßiger Alkoholkonsum und in seltenen Fällen ein sogenannter Gallereflux, bei dem Gallenflüssigkeit in den Magen gelangt. Wichtigste Therapie der Typ-C-Gastritis ist das Weglassen der auslösenden Substanzen bzw. die Behandlung eines möglichen Gallerefluxes.