Ist doch beides dasselbe, oder? Falsch! Dieser Beitrag räumt mit gängigen Mythen auf und hilft Ihnen, eine echte Grippe von einer falschen zu unterscheiden.
Grippe und grippaler Infekt sind beides virale Atemwegserkrankungen, die ähnliche Beschwerden hervorrufen können. Die auslösenden Viren unterscheiden sich jedoch. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie eine echte Grippe erkennen und welche wirksamen Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Grippaler Infekt, Verkühlung und Erkältung
… sind alle nicht näher definierte Alltagsbegriffe für einen unspezifischen Atemwegsinfekt. Es existieren hunderte Arten von Viren, die als Auslöser infrage kommen. In Mitteleuropa sind es in der Regel Rhino- und Adenoviren. Grippale Infekte treten bevorzugt in der kühleren Jahreszeit auf, da die Luftfeuchtigkeit bei kaltem Wetter geringer ist. Viren können sich dann besser vermehren und unsere Schleimhäute sind trockener und somit anfälliger für Infektionen. Typisch ist ein schleichender Krankheitsbeginn mit laufender Nase und Halsschmerzen. Eine alte Bauernregel besagt: „Die Erkältung kommt eine Woche, bleibt eine Woche und geht eine Woche.“ Nach 7 bis 10 Tagen sind die Beschwerden meist verschwunden. Grippale Infekte treten bei Säuglingen und Kleinkindern durchschnittlich 6- bis 8-mal pro Jahr, bei Schulkindern 3- bis 5-mal pro Jahr und bei Erwachsenen dann nur noch 1- bis 2-mal pro Jahr auf. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch und hat keine Auswirkung auf die Krankheitsdauer. Im Gegensatz zur echten Grippe ist für einen grippalen Infekt keine Impfung verfügbar.
„Echte Grippe“ – Influenza
Die Grippe oder „echte Grippe“ nennt man medizinisch korrekt Influenza, weil sie allein durch Influenzaviren verursacht wird. Die Grippesaison, in der Influenzaviren hauptsächlich zirkulieren, dauert auf der nördlichen Halbkugel von Anfang Oktober bis Mitte Mai. Besonders viele Infektionen werden zwischen Dezember und April registriert. Kennzeichnend sind ein plötzlicher Krankheitsbeginn, starke Gliederschmerzen, hohes Fieber und Schüttelfrost. Vermutlich fragen Sie sich jetzt, wie es sein kann, dass man grippale Infekte und Influenza überhaupt miteinander verwechselt. Das liegt daran, dass nur etwa ein Drittel der infizierten Personen die typischen Influenza-Beschwerden entwickelt. Ein weiteres Drittel hat lediglich leichte Erkältungssymptome ohne Fieber und ein Drittel bleibt beschwerdefrei. Wie eine Influenzainfektion verläuft, hängt unter anderem vom Immunsystem, dem Alter, etwaigen Begleiterkrankungen und dem Virustyp ab.
Unterscheidung leicht gemacht
Symptome
Die einfachste Möglichkeit, eine Influenzainfektion festzustellen, ist es, auf die Art und Schwere der Beschwerden zu achten (vgl. Tabelle). Aufgrund variabler Symptome funktioniert das nicht immer, da leichte Krankheitsverläufe einem grippalen Infekt ähneln. Was diese Methode allerdings gut kann, ist es, Alarmsymptome zu erkennen, die einen Arztbesuch erfordern.
Beschwerden | Grippaler Infekt | Influenza |
Krankheitsbeginn | Schleichend | Plötzlich |
Fieber | Leicht (< 38 °C) oder gar nicht Dauer: weniger als 2 Tage | Oft über 38,5° C Dauer: 3–4 Tage |
Kopfschmerzen | Teilweise, leicht | Häufig, stark |
Halsschmerzen | Häufig | Manchmal |
Gliederschmerzen | Manchmal | Häufig |
Husten | Im Verlauf möglich, meist durch zähen Schleim | Bereits zu Beginn trockener Reizhusten |
Abgeschlagenheit | Mild | Stark, kann bis zu 2–3 Wochen andauern |
Schnupfen | Typisch („rinnende Nase“) | Manchmal |
Krankheitsdauer | Ø 7–10 Tage | Ø 5–7 Tage, manche Symptome deutlich länger |
Behandlung | Symptomatisch | Impfung und antivirale Medikamente verfügbar |
Erregernachweis
Wirklich sicher lässt sich eine Influenzainfektion nur mit einem direkten Erregernachweis diagnostizieren. Das kann entweder labordiagnostisch über einen PCR-Nachweis bei Ärztin/Arzt oder über einen in Apotheken erhältlichen Nasenabstrichtest geschehen. Derartige Schnelltests gibt es mittlerweile als 4-in-1-Antigentests für Influenza A/B, Covid-19 und RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus).
Apotheker-Tipp
von Mag. pharm. Nina Fuchs, Apothekerin in Wien
Immunsystem stärken
„Ich empfehle gerade in der Übergangszeit Vitamin D3, denn es unterstützt die Zellgesundheit und stärkt nachhaltig Ihre Abwehrkräfte. Wirkt in der Kombination mit Zink 15 mg und Vitamin C als starker Immunbooster. Die beste Vorsorge: Bewegung draußen an der frischen Luft. Das tut der Seele gut und stärkt Ihre Abwehrkräfte. Auch Lachen kann Ihre körpereigene Abwehr steigern (Stichwort: Lachyoga).“
Grippalen Infekt behandeln
Die symptomatische Therapie orientiert sich an den vorherrschenden Beschwerden. Sehr breit wirken Grippemittel, die gleich mehrere Wirkstoffe enthalten. Üblicherweise werden Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen mit husten- bzw. schnupfenlindernden Substanzen kombiniert. Hier ist es wichtig zu prüfen, ob jeder einzelne Bestandteil auch wirklich sinnvoll ist. Zudem muss die Dosierung für den/die jeweilige/n Patient:in passen. Ältere Menschen mit Begleiterkrankungen haben beispielsweise ganz andere Anforderungen als gesunde Erwachsene oder Kinder. Generell ist es besser, für jedes Symptom ein einzelnes Medikament zu verwenden. Auf diese Weise lassen sich Nebenwirkungen verringern und bestenfalls komplett vermeiden.
Influenza behandeln
Fieber, Gliederschmerzen und Husten werden bei Influenza genauso behandelt wie bei einem grippalen Infekt. Wurde eine Influenzainfektion hingegen mittels Erregernachweis bestätigt, können Ärzt:innen spezifische Medikamente verordnen. Am bekanntesten sind sogenannte Neuraminidase-Hemmer. Sie unterdrücken den Vermehrungszyklus des Influenzavirus, mildern dadurch die Symptome und verkürzen die Krankheitsdauer. Es gibt sie als Tablette oder Pulver zur Inhalation. Darüber hinaus ist seit 2021 der Wirkstoff Baloxavir zur Einmaleinnahme zugelassen. Der Wirkstoff hemmt die Virenvermehrung. Baloxavir scheint auch die Ansteckungsgefahr zu reduzieren und in der Postexpositionsprophylaxe wirksam zu sein.
Wussten Sie, dass …
… Influenza das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht?
Tatsächlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache bei schwerem Krankheitsverlauf. Eine Influenza-Impfung senkt die kardiovaskuläre Sterblichkeit ähnlich effektiv wie Blutdrucksenker, Statine, ASS und Betablocker. Fachgesellschaften empfehlen Risikopatient:innen deshalb ausdrücklich, sich jährlich gegen das Influenzavirus impfen zu lassen.
Influenza-Impfung: Für wen, wann und wie oft?
Die Influenza-Impfung wird für alle, die sich schützen wollen, empfohlen, ganz besonders aber für Personengruppen mit Risikofaktoren. Dazu zählen Personen ab dem 60. Lebensjahr, mit chronischen Erkrankungen, starkem Übergewicht, eingeschränktem Immunsystem, Schwangere (s. Seite 23) und Frauen, die während der Influenzasaison schwanger werden wollen, Stillende und Personen im Umfeld von Neugeborenen sowie im Krankenhaus, Alten- und Pflegeeinrichtungen tätigen Menschen. Je nach Impfstoff beträgt der Impfschutz bis zu 95 %. Sollte man trotzdem erkranken, verläuft der Infekt milder und kürzer, es gibt deutlich weniger Influenza-bedingte Krankheitsfolgen und man benötigt seltener einen Krankenhausaufenthalt. Eines kann die Influenza-Impfung aber nicht: Vor einem grippalen Infekt schützen. Bleiben Sie in der Wintersaison daher aufmerksam, vermeiden Sie zu engen Kontakt mit Ihren Mitmenschen und waschen Sie sich regelmäßig die Hände.