Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gehören in unserer Gesellschaft nicht nur zu den häufigsten Erkrankungen, sondern sind noch vor den Krebserkrankungen die Todesursache Nummer eins. Bluthochdruck etwa gilt als „Stiller Killer“. Es ist daher wichtig, seinen Blutdruck zu kennen, um etwaige Folgeerkrankungen gar nicht erst zu bekommen.

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Es ist nur ungefähr faustgroß und wiegt im Schnitt nicht mehr als 300 Gramm. Dennoch leistet unser Herz Erstaunliches: 100.000 Schläge und 8.000 Liter Pumpleistung pro Tag, ein Leben lang. Es versorgt die Organe des Körpers mit Blut und Nährstoffen und reagiert dabei sekundengenau auf aktuelle Erfordernisse. Bei Anstrengung zum Beispiel pumpt das Herz schneller, um mehr Sauerstoff über die Lunge aufnehmen und mehr Blut zu den Organen und Muskeln transportieren zu können.

Die rechte Herzkammer pumpt das noch sauerstoffarme Blut in die Lungenarterie, wo das Blut Kohlendioxid abgibt und Sauerstoff aufnimmt. Das nun sauerstoffreiche Blut fließt zurück über die Lungenvenen in den linken Vorhof und über die Mitralklappe in die linke Herzkammer. Von hier aus pumpt das Herz das sauerstoffreiche Blut mit großem Druck in jeden Winkel unseres Körpers.

Eine Schwachstelle unseres Herzens ist jedoch, dass die meisten Bereiche des Herzmuskels nur von einem Herzkranzgefäß versorgt werden. Normalerweise ist das kein Problem, aber ein Verschluss eines solchen Gefäßes kann dramatische Auswirkungen haben.

Koronare Herzkrankheit

Die koronare Herzkrankheit zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Herzens. Veränderungen der Herzkranzgefäße mit Gefäßwandverdickungen, Verengungen, Verschlüssen und Erweiterungen führen zu dem typischen Symptom Angina pectoris. Sie macht sich durch intensive Schmerzen hinter dem Brustbein, die bei physischer Belastung oder emotionalem Stress auftreten, bemerkbar.

Die koronare Herzkrankheit ist unbehandelt potenziell lebensbedrohlich und kann zum Herzinfarkt führen. Mit modernen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden kann der koronaren Herzkrankheit heute erfolgreich entgegengewirkt werden. Sehr viel können Sie allerdings selbst tun: z. B. ein ausreichendes Maß an Bewegung, eine gesunde Ernährung und Rauchverzicht.

Herzinfarkt 

Der Herzinfarkt ist die bekannteste und am meisten gefürchtete Erkrankung des Herzens. Das verwundert nicht, denn er ist eine der häufigsten Todesursachen in den lndustrienationen. Die Ursache dafür ist fast immer dieselbe: der akute Verschluss eines Herzkranzgefäßes.

Am häufigsten versiegt der Blutstrom aufgrund eines plötzlich auftretenden Verschlusses eines Herzkranzgefäßes, ausgelöst durch den Einriss einer Gefäßwandablagerung (Plaque). Die Folge ist häufig die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus), das dann dominoeffektartig zu einem kompletten Verschluss der Gefäßstrombahn führt.
Bei einem Herzinfarkt kommt es oft zu plötzlich einsetzenden Brustschmerzen, die drücken, brennen oder auch stechen. Häufig ist damit ein Gefühl von Brustenge sowie Atemnot verbunden.

Schmerzen können auch in angrenzenden Bereichen wie Schultern, Armen, aber auch im Rücken-, Nacken- oder Kieferbereich sowie in der Magengegend bzw. im Oberbauchbereich spürbar sein. Von Mensch zu Mensch können die Symptome unterschiedlich wahrgenommen werden. Bei Männern kommt es in der Regel zu den charakteristischen, oben genannten Beschwerden. Frauen leiden teilweise auch unter atypischen Symptomen wie Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder grippeähnlichen Symptomen. Die Gefahr, dass die Symptome nicht als Herzinfarkt erkannt werden, ist somit hoch.

Achtung: Zögern Sie nicht, beim geringsten Verdacht eines Herzinfarkts – auch im Zweifel – rasch medizinische Hilfe zu verständigen. Bei einem Herzinfarkt ist jede Minute kostbar.

Herzrhythmusstörungen

Schlägt das Herz deutlich zu schnell, deutlich zu langsam oder unregelmäßig, liegt eine Herzrhythmusstörung vor. Eine solche kann harmlos, aber auch gefährlich und lebensbedrohlich sein. Eine medizinische Abklärung ist deshalb auf jeden Fall notwendig. Zur Therapie einer Herzrhythmusstörung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung: Sie reichen von einer medikamentösen Behandlung über eine Ablation bis zur Implantation eines Herzschrittmachers oder Defibrillators.

Bluthochdruck wird in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt

Systolische Diastolisch
Optimaler Blutdruck unter 120 mmHg und unter 80 mmHg
Normaler Blutdruck 120–129 mmHg und/oder 80–84 mmHg
Hochnormaler Blutdruck 130–139 mmHg und/oder 85–89 mmHg
Milde Hypertonie
(Schweregrad 2)
140–159 mmHg und/oder 90–99 mmHg
Mittelschwere Hypertonie
(Schweregrad 2)
160–179 mmHg und/oder 100–109 mmHg
Schwere Hypertonie
(Schweregrad 3)
180 mmHg oder mehr und/oder 110 mmHg oder mehr

Quelle: Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie

Risikofaktoren

Gesundheit und Gesunderhaltung des Herzens haben viel mit dem persönlichen Lebensstil zu tun.

Bluthochdruck

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Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) gehört zu den häufigsten Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Betroffenen weisen bei dieser Erkrankung lange Zeit keine Krankheitszeichen auf. Ein nicht behandelter Bluthochdruck führt zu Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Schlaganfall oder Herzinfarkt Mittlerweile gibt es viele Medikamente, die zu einer Senkung des Blutdrucks führen und in der Folge auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit reduzieren. Zudem sind Lebensstiländerungen wichtig.

  • Verringerung des Alkoholkonsums,
  • kochsalzarme Ernährung,
  • regelmäßige körperliche Aktivität und
  • Gewichtsreduktion.

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie definiert den Bluthochdruck als systolische Blutdruckwerte ab 140 mmHg und diastolische Blutdruckwerte 90 mmHg (siehe Tabelle links). Ziel der medikamentösen Therapie ist es, beide Blutdruckwerte (systolisch und diastolisch) unterhalb der Grenzwerte zu stabilisieren.

Blutfette

Der direkte ursächliche Zusammenhang zwischen erhöhten Blutfetten und der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist umfassend belegt. Die Ablagerung von Blutfetten in der Gefäßwand löst entzündliche Prozesse aus, die schlussendlich insbesondere in Kombination mit anderen Risikofaktoren zu einer Verkalkung der Gefäße (Atherosklerose) führen.

Blutfette werden besonders über tierische Fette aufgenommen, der Körper bildet sie jedoch auch selbst. Sie sind wesentlicher Bestandteil vieler Prozesse im Körper. Neben Cholesterin sind Triglyceride die wichtigsten Blutfette. Auftreten können erhöhte Blutfettspiegelwerte durch Veranlagung oder eine ungesunde Lebensweise, wobei unter anderem Übergewicht, zu häufiger Verzehr tierischer Nahrungsfette, übermäßige Cholesterinzufuhr, ungünstige Fettsäurezusammensetzung und Bewegungsmangel das Auftreten hoher Blutfette begünstigt.

Rauchen

Tabakrauch beinhaltet über 4.000 verschiedene Inhaltsstoffe, die in Summe das Leben von Raucher:innen um zehn Jahre verkürzen und etwa ein Drittel aller Herzinfarkte und Krebstodesfälle verursachen. Nikotin hat unmittelbare Effekte auf den Blutdruck, die Herzfrequenz und die Blutgefäße. Es ist in reiner Form zwar deutlich weniger schädlich als die restlichen Inhaltsstoffe des Tabakrauchs, verstärkt aber deren Wirkung.

Stress

Stress ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Forschungslage dazu ist eindeutig: Sie weist auf das erhöhte Risiko für koronare Herzerkrankungen und Herzinfarkte in Zusammenhang mit (psychosozialem) Stress hin. Werden Herzinfarkt-Patient:innen gefragt, was ihrer Meinung nach zu ihrer Erkrankung geführt hat, gibt fast die Hälfte der Betroffenen Stress als Ursache an.

Diabetes

Diabetes betrifft weltweit mehr als 460 Millionen Menschen und stellt einen wichtigen Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems dar. So entwickeln Menschen mit Diabetes zwei- bis viermal häufiger eine Herz-Kreislauf-Erkrankung als Menschen ohne Diabetes. Daher sind die konsequente Behandlung der Risikofaktoren und die Vorbeugung von kardiovaskulären Komplikationen bei dieser Hochrisikogruppe von großer Bedeutung.

Bereits mit kleinen Verhaltensänderungen im Alltag können Sie sehr viel zu einem langen und erfüllten, herzgesunden Leben beisteuern. Aktuelle Richtlinien empfehlen zumindest 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche.

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Individualisierte Therapie

In der Herz-Kreislauf-Forschung wird aufgrund der vorliegenden Daten zur Genetik und zur allgemeinen Risikoeinschätzung daran gearbeitet, das individuelle Risiko abzuschätzen und so eine möglichst personalisierte Therapie anzuwenden. Dazu gehört auch, dass bei erhöhtem Risiko eine intensivere Einstellung der Risikofaktoren, häufigere Arztbesuche und frühzeitige diagnostische Schritte notwendig sind.

Tipp von Ihrer Apothekerin

Was können Sie sonst noch tun?

„Gesunde Ernährung schmeckt nicht nur gut, sondern schützt Herz und Gefäße. Fisch sollte zumindest zweimal pro Woche auf den Teller, Gemüse jeden Tag und trinken Sie wenig bis keinen Alkohol. Ungesalzene Nüsse, Vollkornprodukte und Obst runden eine gesunde, mediterrane Ernährung ab. Gezuckerte Getränke und industriell verarbeitete Lebensmittel haben keinen Platz in einer herzgesunden Ernährung. Regelmäßige Blutdruck-Selbstmessungen mit einem Messgerät für den Oberarm sind ein wichtiger Faktor, um Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen vorzubeugen. Bei Werten, die über 140/90 mmHg liegen, sollten Sie unbedingt Ihre/n Arzt/Ärztin aufsuchen.“

von Mag. pharm. Irene Senn, PHD