Wer Falten, Pigmentflecken und schlaffer werdender Haut den „Kampf“ ansagen möchte, kommt an Retinoiden nicht vorbei. Sie gelten als Allround-Talent im Anti-Aging-Bereich, bringen aber auch Nebenwirkungen mit sich.
Retinol, Retinal, Retinylester – wer sich mit Retinoiden auseinandersetzt, stößt zunächst einmal auf viele verschiedene komplizierte Bezeichnungen. Das liegt daran, dass es sich bei den Retinoiden nicht um einen einzelnen Wirkstoff, sondern um eine ganze Gruppe an Verbindungen handelt. Sie alle leiten sich vom Vitamin A ab und müssen in der Haut durch Enzyme verarbeitet werden, um ihre Wirkung zu entfalten.
Effektive Wirkstoffe
Retinoide gehören zu den am besten untersuchten und effektivsten Wirkstoffen im Bereich der Anti-Aging-Pflege. Sie haben hornlösende Eigenschaften und wirken leicht abschuppend. Somit haben sie einen leichten Peelingeffekt, der dafür sorgt, dass die Haut glatter erscheint und einen gewissen Glanz („Glow“) ausstrahlt, wenn Licht auf sie trifft. Auch eine reduzierende Wirkung auf Altersflecken und eine Verfeinerung der Poren kann erreicht werden. Zudem fördern Retinoide die Zellteilung und stimulieren die Produktion von Kollagen. Gleichzeitig wird die Produktion von Enzymen, die Kollagen und Elastin abbauen, gehemmt. Dadurch werden Falten reduziert, die Haut wird elastischer und zeichnet sich durch mehr Spannkraft aus.
Der Haken: Der Effekt zeigt sich nicht innerhalb weniger Tage. Retinoide müssen langfristig über Wochen hinweg angewendet werden. Beim Wirkstoff Retinol konnte die Antifaltenwirkung zum Beispiel erst nach mindestens zwölfwöchiger Anwendung nachgewiesen werden.
Dosierung langsam steigern
Problematisch kann auch die potenziell irritierende Wirkung von Retinoiden sein. Beschwerden äußern sich in der Regel durch leichtes Prickeln, Reizungen, Rötungen, Juckreiz, Brennen und Trockenheit. Menschen mit empfindlicher und trockener Haut sind hiervon meist häufiger betroffen als Menschen mit Misch- oder fettiger Haut. Empfohlen wird, sich bei der Anwendung vorsichtig heranzutasten. Dabei gilt: Retinolester oder Retinaldehyde sind verträglicher als Retinol. Unabhängig vom verwendeten Wirkstoff sollte zu Beginn immer eine geringere Dosierung gewählt werden. Stellen sich bei der Anwendung keine Missempfindungen ein, kann die Konzentration langsam gesteigert werden.
Treten Irritationen auf, kann die Anwendung auf jeden zweiten oder dritten Tag reduziert werden. Zudem gibt es inzwischen auch Formen, die verträglicher sind und in höheren Dosierungen eingesetzt werden können. Das verkapselte Retinol wird zum Beispiel in kleine Trägermoleküle eingekapselt und entfaltet seine Wirkung dadurch langsamer und schonender.
Sonnenschutz notwendig
Ein weiterer wichtiger Punkt, der bei der Anwendung von Retinoiden beachtet werden sollte, ist die Tatsache, dass der hauteigene UV-Schutz durch das Abschuppen der obersten Hautschicht reduziert und die Photosensibilität erhöht wird. Das Auftragen von Sonnenschutzpräparaten mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50) wird deshalb empfohlen. Zudem sollte darauf geachtet werden, insbesondere hoch konzentrierte Retinoid-haltige Cremes nur am Abend aufzutragen. Auch eine Beschränkung auf das Gesicht und das Vermeiden des Auftragens auf verletzte Haut sind sinnvoll. So wird sichergestellt, dass es nicht zu einer erhöhten Aufnahme von Vitamin A über die Haut kommt, die in Kombination mit den über die Nahrung aufgenommenen Vitaminmengen zu einer Überdosierung führen könnte.
Apotheker-Tipp
Retinoid-haltige Pflegeprodukte – Anwendung in der Schwangerschaft?
Während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit wird vorsorglich empfohlen, auf Retinoid-haltige Pflegeprodukte zu verzichten. Das kommt daher, dass hochdosierte Retinoide, die in Tablettenform eingenommen werden, zu den stark fruchtschädigenden Arzneimitteln zählen. Auch wenn die Aufnahme über die Haut geringer ist, dürfen verschreibungspflichtige Cremes mit Tretinoin in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Zudem sollte unter der Anwendung keine neue Schwangerschaft eintreten. Von Retinoid-haltigen Kosmetika ist bekannt, dass sie nur in äußerst geringen Mengen über die Haut aufgenommen werden. Eine schädigende Wirkung für ungeborene Kinder oder gestillte Säuglinge ist nicht bekannt. Dennoch wird vorsorglich von der Anwendung abgeraten, da es sich um kosmetische Produkte handelt, auf die verzichtet werden kann.