Wie zuverlässig sind die einzelnen Verhütungsmittel? Die Vor- und Nachteile von Pille, Spirale, Kondom, Dreimonatspritze, Diaphragma und Co.
Welche Methode für Sie die richtige ist, hängt von mehreren Faktoren ab Gesundheit, Alter, Familienplanung und nicht zuletzt persönliche Präferenzen. Wir haben für Sie einen Überblick mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen der entsprechenden Methoden zusammengestellt.
Grundsätzlich bieten sich drei Arten der Verhütung an:
- Hormonelle Verhütung (Antibabypille), Minipille, Dreimonatsspritze, Vaginalring, Verhütungspflaster, Hormonimplantat, Hormonspirale)
- Chemische Verhütung (Spermizide in Form von Zäpfchen, Gel, Creme, ...)
- Mechanische Verhütung (Kondom, Diaphragma)
Was ist der Pearl-Index?
Mit dem Pearl-Index wird die Zuverlässigkeit der einzelnen Verhütungsmethoden angegeben. Je niedriger er ist, desto sicherer ist die Verhütungsmethode.
Liegt der Pearl-Index zum Beispiel bei 1, bedeutet das, dass im Schnitt eine von 100 Frauen trotz dieser Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger wird. Bei einem Pearl-Index von 0,1 wird eine von 1.000 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger.
Übrigens: Wird gar nicht verhütet, liegt der Pearl-Index im Schnitt bei einem Wert von 85. In diesem Fall hängt der Wert aber auch mit dem Alter und Gesundheitsstatus der jeweiligen Frau zusammen: Bei 20-jährigen, gesunden Frauen kann der Pearl-Index durchaus bei 90 liegen, bei 35-Jährigen geht der Index in Richtung 80 und wird mit dem Alter immer niedriger, bis die Menopause einsetzt (dann sinkt der Pearl-Index auf 0).
1. Die Antibabypille („Pille“)
Die „Pille“ enthält die Hormone Östrogen und Gestagen. Die erste Einnahme erfolgt am ersten Tag der Monatsblutung. Falls eine Pille vergessen wird, sollte sie innerhalb von 12 Stunden nachträglich eingenommen werden. Es gibt viele verschiedene Antibabypillen-Präparate am Markt.
Bei der Einphasenpille ist in jeder Tablette die gleiche Menge an Östrogen und Gestagen enthalten. Die Einnahme erfolgt täglich – normalerweise 21 Tage lang. Danach wird die Einnahme für sieben Tage unterbrochen. In dieser Zeit kommt es zu einer Blutung. Nach den sieben Tagen wird mit dem nächsten Streifen begonnen. Auch während der Einnahmepause sind Sie, sofern Sie die Pille zuvor richtig eingenommen haben, geschützt.
Bei der Zwei- und Dreiphasenpille haben die Pillen für die erste und zweite Zyklushälfte eine unterschiedliche Zusammensetzung von Östrogen und Gestagen. Hier müssen die Pillen in der richtigen Reihenfolge eingenommen werden, damit sie sicher wirken.
Vorteile: Die Pille ist eine sehr sichere, einfach anzuwendende Verhütungsmethode. Sie kann Akne und Hautunreinheiten verbessern. Auch eine langjährige Einnahme hat keine Auswirkung auf die zukünftige Fruchtbarkeit.
Nachteile: Die Pille kann wie alle Medikamente Nebenwirkungen haben. Bei Durchfall oder Erbrechen kann der Wirkstoff ausgeschieden werden – der Schutz ist dann nicht mehr gegeben. Für Frauen mit Thromboserisiko oder für starke Raucherinnen ist die Pille nicht geeignet.
2. Die „Minipille“
Die Minipille enthält im Gegensatz zur „klassischen“ Antibabypille nur das Gelbkörperhormon Gestagen. In Österreich stehen zwei Präparate der Minipille zur Verfügung:
- Eine Minipille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel: Dieses Präparat bewirkt in erster Linie eine Verdickung des Gebärmutterhalsschleimes. Dadurch können die Spermien nicht in die Gebärmutter eindringen. Der Eisprung wird meistens nicht verhindert. Diese Minipille muss täglich zur selben Zeit eingenommen werden – eine Verschiebung ist nur um maximal zwei Stunden möglich!
- Eine Minipille mit Gestagen Desogestrel: Dieses Präparat verdickt den Schleim im Gebärmutterhals und unterdrückt zugleich den Eisprung. Diese Art der Minipille ist so sicher wie die „herkömmliche“ Pille. Eine weitere Gemeinsamkeit: Auch ihre Einnahme kann um max. 12 Stunden verschoben werden.
Die bei der Pille nötige Einnahmepause von sieben Tagen im Monat gibt es bei der Minipille nicht. Die meisten Packungen enthalten Streifen zu jeweils 28 Tabletten. Ist ein Streifen zu Ende, wird nahtlos mit dem nächsten begonnen.
Vorteile: Die Minipille ist einfach anzuwenden. Sie hat geringere Nebenwirkungen als die Antibabypille und ist besonders für Frauen geeignet, die Östrogene nicht vertragen.
Nachteile: Vor allem bei der levonorgestrelhaltigen Minipille ist eine uhrzeitgenaue Einnahme besonders wichtig. Bei der Minipille kommt es vor allem anfangs häufig zu Zwischenblutungen. Bei Durchfall oder Erbrechen kann der Wirkstoff der Minipille ausgeschieden werden – der Schutz ist nicht mehr gewährleistet.
3. Die Dreimonatsspritze
Die Dreimonatsspritze enthält ein hochdosiertes, lang wirkendes Gestagen. Mit der Dreimonatsspritze wird zum einen der Eisprung, zum anderen eine Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut verhindert. Die Spritze wird vom Gynäkologen in den Oberarm- oder in den Gesäßmuskel injiziert.
Vorteile: Die Dreimonatsspritze gilt als sehr sichere Verhütungsmethode und muss nur alle drei Monate verabreicht werden. Da sie vom Gynäkologen verabreicht wird, sind Anwendungsfehler nahezu ausgeschlossen.
Nachteile: Durch die Dreimonatsspritze können Monatsblutungen unregelmäßig auftreten. Nach der letzten Verabreichung dauert es, bis sich der Zyklus wieder einpendelt. Die Spritze ist bei erhöhtem Osteoporoserisiko nicht geeignet.
4. Der Vaginalring
Der Vaginalring ist ein weicher Kunststoffring und enthält ebenfalls Östrogen und Gestagen. Die Dosierung der Hormone ist jedoch niedriger als in der Pille. Die Hormone werden durch die Scheide aufgenommen und verhindern den monatlichen Eisprung. Der Vaginalring ist biegsam und wird von der Frau selbst in die Scheide eingeführt, dort bleibt er für drei Wochen, anschließend wird er entfernt. Es folgt eine einwöchige Pause, in der die Monatsblutung eintritt. Nach einer Woche setzt die Frau einen neuen Ring ein. Der Ring ist im Normalfall beim Geschlechtsverkehr nicht zu spüren, kann aber auch für maximal drei Stunden entfernt werden.
Vorteile: Muss nur einmal im Monat eingesetzt werden. Erbrechen und Durchfall haben keinen Einfluss auf die Wirksamkeit. Schwächere und kürzere Monatsblutungen sind möglich.
Nachteile: Die enthaltenen Hormone können Nebenwirkungen wie verstärkten Ausfluss hervorrufen.
5. Das Verhütungspflaster
Das Verhütungspflaster ist ein dünnes, kleines und selbstklebendes Hautpflaster. Es ist 4,5 x 4,5 cm groß und enthält wie die Pille Östrogen und Gestagen. Das Pflaster verhindert den monatlichen Eisprung. Es wird am ersten Tag der Menstruation für sieben Tage auf die Haut geklebt.
Nach einer Woche wird das Pflaster durch ein neues ersetzt. Dieser Wechsel sollte immer am selben Wochentag erfolgen. Nach drei Wochen wird eine Pause von sieben Tagen eingelegt, in der es zur Monatsblutung kommt. Beim Wechsel des Pflasters sollte nicht die gleiche Körperstelle verwendet werden.
Das Pflaster wird am besten auf den Bauch, das Gesäß, den Rücken und die Außenseite der Oberarme geklebt.
Vorteile: Sie müssen nur einmal wöchentlich an Verhütung denken. Erbrechen und Durchfall haben keine Auswirkungen auf die Wirksamkeit.
Nachteile: Das Verhütungspflaster kann wie alle Medikamente Nebenwirkungen haben. Unregelmäßige Blutungen und Hautirritationen an den Klebestellen sind möglich.
6. Das Hormonimplantat
Das Hormonimplantat ist ein weiches, 4 cm langes und 2 mm dünnes Kunststoffstäbchen. Es wird an der Innenseite des Oberarms eingesetzt und enthält Gestagen, das in kleinen Mengen an den Körper abgegeben wird. Das Hormonimplantat schützt über einen Zeitraum von drei Jahren vor einer Schwangerschaft, danach lässt die Wirksamkeit langsam nach und das Implantat muss vom Frauenarzt entfernt werden.
Vorteile: Das Hormonimplantat ist eine sehr sichere Methode. Diese Methode eignet sich gut zur Langzeitverhütung und ist für Frauen geeignet, die kein Östrogen vertragen. Anwendungsfehler sind ausgeschlossen.
Nachteile: Verlängerte Blutungen oder Zwischenblutungen sowie das Ausbleiben von Blutungen sind möglich. Das Implantat darf nicht von Frauen mit einem erhöhten Thromboserisiko, schweren Lebererkrankungen oder Diabetes verwendet werden.
7. Die Hormonspirale
Die Hormonspirale ist ein elastischer, T-förmiger Kunststoffträger. Sie gibt kontinuierlich eine geringe Menge an Gestagen direkt in die Gebärmutterhöhle ab. Daher ist auch die Hormonabgabe der Spirale wesentlich geringer als bei allen anderen hormonellen Verhütungsmitteln.
Die Hormonspirale wirkt, indem sie den Schleim im Gebärmutterhalskanal verdickt. Dadurch können die Spermien nicht in die Gebärmutter eindringen.
Vorteile: Die Hormonspirale wirkt fünf Jahre lang. Blutungsstärke und -dauer nehmen meist ab. Die Hormonabgabe ist geringer als bei den herkömmlichen hormonellen Verhütungsmitteln.
Nachteile: Durch die Hormonspirale können Schmier- und Zwischenblutungen auftreten. Selten kann es zu Entzündungen im Beckenbereich kommen.
8. Spermizide in Form von Zäpfchen, Gel, Creme ...
Chemische Verhütungsmittel sind als Cremes, Gele, Schaumsprays, Tabletten, Zäpfchen oder Schaumzäpfchen erhältlich. Alle chemischen Verhütungsmittel bestehen aus einer wachs- oder gelartigen Substanz, die sich durch die Körperwärme in der Scheide auflöst. Chemische Verhütungsmittel müssen mindestens 10 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt werden.
Vorteile: Greifen nicht in den Hormonhaushalt ein. Müssen nur bei Bedarf angewendet werden.
Nachteile: Geringe Zuverlässigkeit, Verwendung wird nur in Kombination mit einem Diaphragma empfohlen. Die Wirkung der chemischen Verhütungsmittel hält nur für einen Samenerguss an. Spermizide können ein Brennen beziehungsweise Wärmegefühl in der Scheide hervorrufen.
9. Das Kondom
Das Kondom besteht aus Latexgummi und wird vor dem Geschlechtsverkehr über das erigierte Glied gerollt. Dadurch wird die Samenflüssigkeit aufgefangen und gelangt nicht in die Scheide. Verpackte Kondome sind circa vier bis fünf Jahre haltbar. Personen mit einer Latexallergie können auf Kunststoffkondome zurückgreifen.
Vorteile: Das Kondom ist nach wie vor das einzige Verhütungsmittel, das gleichzeitig vor der Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten (Chlamydien, HPV-Infektionen, Tripper, HIV etc.) und vor einer ungewollten Schwangerschaft schützt. Das Kondom ist günstig und leicht erhältlich. Es muss nur bei Bedarf angewendet werden.
Nachteile: Sie müssen bei jedem Geschlechtsverkehr an ein Kondom denken. Die Sicherheit des Kondoms ist stark von der fehlerfreien Anwendung abhängig, da es reißen und platzen kann.
10. Das Diaphragma
Das Diaphragma besteht aus einer mit Gummi kuppelartig überzogenen runden Spirale. Es ist sowohl aus Latex als auch aus Silikon erhältlich. Es hat einen Durchmesser zwischen 6 und 8 cm und wird individuell vom Frauenarzt angepasst. Das Diaphragma versperrt den Weg zur Gebärmutter und verhindert so ein Zusammentreffen von Ei- und Samenzelle. Dazu muss das Diaphragma vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt werden. Nach dem Verkehr darf das Diaphragma erst nach acht bis 24 Stunden entfernt werden. Das Diaphragma hält ca. ein bis zwei Jahre. Es sollte immer gemeinsam mit einer samenabtötenden Creme benutzt werden (siehe chemische Verhütung).
Vorteile: Greift nicht in den Organismus ein. Muss nur bei Bedarf angewandt werden.
Nachteile: Bei jedem Gebrauch sollte eine samenabtötende Creme auf das Diaphragma aufgetragen werden. Wichtig ist auch der richtige Sitz – das erfordert Übung. Damit das Diaphragma lange einen zuverlässigen Schutz bietet, muss es gründlich gereinigt und gepflegt werden.