Die Lebenserwartung und -qualität HIV-positiver Menschen steigt. Trotzdem ist eine lebenslange Therapie notwendig.
Durch die stetige Optimierung und Weiterentwicklung der Therapie hat sich die HIV-Infektion von einer tödlichen in eine chronische und gut behandelbare Krankheit gewandelt. Doch selbst, wenn die Lebenserwartung und Lebensqualität HIV-positiver Menschen kontinuierlich steigt, so bleibt es doch eine lebenslange Therapie. Eine tatsächliche Heilung oder prophylaktische Impfung ist auch nach fast drei Jahrzehnten Forschung nach wie vor nicht in Sicht.
„Waren es in den 90er Jahren noch eine ganze Handvoll Medikamente, die man nach genauen Einnahmeschemata über den Tag verteilt schlucken musste, nimmt man heute oft nur mehr ein bis zwei Tabletten am Tag“, erklärt Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien und ergänzt: „Alle drei Monate braucht es einen medizinischen Check-up in einer Schwerpunktpraxis oder -klinik.“
Über HIV / AIDS
Das Thema HIV / AIDS kam Anfang der 80er Jahre auf, als erste Berichte von untypischen und tödlichen Krankheiten auftraten. Schnell wurde erkannt, dass es sich um eine erworbene Immunschwäche handelte und das Erscheinungsbild erhielt den Namen AIDS (engl. Aquired Immune Deficiency Syndrome). Nur kurze Zeit später wurde das Virus entdeckt, welches AIDS hervorrufen kann: HIV (engl. Human Immunodeficiency Virus).
HIV kommt nur bei Menschen vor und kann durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, über Blut und über Muttermilch übertragen werden. Allerdings ist HIV dank wirksamer Medikamente sehr gut behandelbar. Denn die Therapie senkt die Virusmenge im Körper (= Viruslast) auf ein derartiges Minimum, dass sie kaum noch nachweisbar ist.
Das bringt massive Vorteile mit sich: Einerseits können dadurch HIV-positive Menschen bei guter Gesundheit (und ohne das AIDS ausbricht) ein normales Leben mit hoher Lebenserwartung führen. Andererseits können unter einer effektiven HIV-Therapie die HI-Viren (auch auf sexuellem Wege) nicht übertragen werden.
Schutz vor HIV
Obwohl HIV heute gut behandelbar ist, sollte eine Infektion keinesfalls unterschätzt werden. Deshalb ist es stets wichtig, auf ausreichenden Schutz zu achten. Wilhelm dazu: „Anders als in den 1980er Jahren, als es Safer Sex nur mit Kondomen gab, steht uns heute eine Palette an wirksamen Präventionsstrategien zur Verfügung: Wir wissen, dass HIV-positive Menschen, die gut therapiert sind, nur sehr, sehr wenige Viren in ihren Körperflüssigkeiten haben und das Virus beim Sex auch ohne Kondom nicht weitergeben können. Das nennen wir 'Therapie als Prävention' und das ist gerade für diskordante Paare, wo also nur ein Partner HIV-infiziert ist, eine tolle Sache. Weiters haben wir die PräExpositionsProphylaxe (PrEP), bei der die tägliche Einnahme eines HIV-Medikamentes durch einen HIV-negativen Menschen diesen genauso sicher vor der Ansteckung schützt wie das Kondom. Und natürlich gibt es das Kondom, das ein wahrer Alleskönner ist, denn es ist effektiv, schützt beide Partner vor HIV und vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, ist billig und nebenwirkungsfrei.“
Zahlen & Fakten
Momentan leben weltweit ca. 38 Millionen Menschen mit dem HI-Virus. Die Zahl der Neuinfektionen ist rückläufig; dennoch waren es im Jahr 2018 immer noch 1,7 Millionen. Während vor 10 Jahren ca. 5 Millionen Menschen die lebensrettenden Medikamente erhielten, sind es jetzt etwa 23,3 Millionen. In Österreich leben ungefähr 8.000 bis 9.000 Menschen mit HIV / AIDS. Hierzulande gibt es 1 bis 2 Neudiagnosen pro Tag; im Jahr 2018 wurden in Österreich 397 Neudiagnosen registriert.
Der HIV-Test
Wer in einer monogamen Beziehung lebt, sollte den eigenen HIV-Status beziehungsweise den des Partners kennen. Menschen mit häufig wechselnden Beziehungen und / oder mehreren Sexualpartnern wird ein regelmäßiger HIV-Test empfohlen.
Der Test ist bei allen Ärzten für Allgemeinmedizin oder Labors möglich sowie in allen Zweigstellen der österreichischen AIDS-Hilfe, wo auch ein Beratungsgespräch vereinbart werden kann. Seit 2018 ist außerdem ein Selbsttest in den eigenen vier Wänden möglich.
Derzeit gibt es zwei solcher HIV-Selbsttests, die in Österreich in Apotheken erhältlich sind. Der Test kann rasch und unkompliziert durchgeführt werden. Durch einen Stich in die Fingerkuppe wird ein Bluttropfen für den Test entnommen. Je nach Test wird in wenigen Minuten ein Testergebnis angezeigt.
Wichtig: Der Selbsttest kann erst zwölf Wochen nach dem letzten Risikokontakt einen Hinweis auf eine HIV-Infektion liefern bzw. ausschließen. Eine Infektionsgefahr vom „letzten Wochenende“ kann mit dem Selbsttest nicht nachgewiesen werden.
Fällt das Ergebnis negativ aus, kann man beruhigt sein. Das negative Ergebnis stimmt zu 99,9 %, sofern die zwölf-Wochen-Regel beachtet wurde.
Ein positiver HIV-Test bedeutet jedoch noch keine HIV-Diagnose. Da der Test sehr empfindlich reagiert, kann es unter Umständen zu einem positiven Ergebnis kommen, obwohl keine Infektion vorliegt. Daher sollte dieses Testergebnis bei einer Aids Hilfe, in einem medizinisch-diagnostischen Labor oder von Ärzten bestätigt werden. Dann erst kann gesagt werden, ob tatsächlich eine Infektion vorliegt.
Gut zu wissen:
- Der HIV-Test ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
- Ein Tropfen Blut reicht für den Test aus.
- Es dauert 15 Minuten, bis das Ergebnis da ist.
- Der HIV-Test kann erst zwölf Wochen nach einem Risiko einen Hinweis auf eine Infektion liefern.
- Für eine gesicherte Diagnose muss das zum Beispiel ärztlich bestätigt werden.