Klar, jeder tut es. Atmen ist eine lebenswichtige Tätigkeit, die der Körper selbstständig ausführt. Allerdings wissen die wenigsten Menschen, dass gezielte Atemübungen viele positive Effekte für unsere Gesundheit haben können. Doch welchen Nutzen hat das bewusste Atmen konkret und wie funktioniert es?
1. Richtig atmen
Die einfachste Maßnahme, um neue Energie zu tanken, können Sie in jeder Sekunde des Lebens in jedem Winkel der Welt direkt anwenden: Ihre Atmung! Am Tag atmen Sie im Durchschnitt bis zu 28.800-mal. Etwa 841 Mio. Atemzüge kommen also in einem 80-jährigen Leben potenziell zusammen. Der Atem schenkt uns Sauerstoff und kontrolliert alle Organfunktionen und den Energiestoffwechsel des Körpers. Viele von uns atmen zu „flach“ in einer oberflächlichen Brustatmung und nutzen im Durchschnitt nur jedes zwanzigste der etwa 750 Mio. Lungenbläschen!
2. Drei Stufen: Atemkapazität erhöhen
Diese wirksame Übung hilft bei flacher Atmung, die durch Stress und schlechte Haltung verursacht wird. Sie kann die Atemzentren in Bauch, Zwerchfellbereich und Brust öffnen.
- Augen schließen, Gesicht und Körper entspannen, dabei im natürlichen Rhythmus durch die Nase atmen. Konzentrieren Sie sich bewusst darauf, wie der Atem sanft und langsam kommt und geht. Spüren Sie beim Einatmen, wie sich der Bauch hebt und der Brustkorb weitet und beim Ausatmen, wie sich der Brustkorb zusammenzieht und der Bauch senkt.
- Rechte Hand unterhalb der Schlüsselbeine in die Mitte des Brustkorbs legen. Lange und tief einatmen, bis sich erst der Bauch, dann der Brustkorb und dann die obere Brust hebt. Achten Sie dabei auf das Auf und Ab Ihrer Hände. Atmen Sie im eigenen Rhythmus weiter und beobachten Sie die drei Stufen (Bauch hebt sich, Brustkorb weitet sich, obere Brust hebt sich). Dann atmen Sie in diesen drei Stufen aus. Keine Pausen zwischen Ein- und Ausatmen.
- Nach 20 Drei-Stufen-Atemzügen zurück zum normalen Atemrhythmus.
3. Relax: Nervöse Anspannung lösen
Diese Übung ist ausgesprochen hilfreich, um das emotionale und körperliche Gleichgewicht wiederzufinden, z. B. bei Prüfungsangst oder bei Angst vor dem Zahnarzt oder der Zahnärztin.
- Atmen Sie durch den Mund aus, leeren Sie die Lunge möglichst ganz. Dann durch die Nase einatmen und langsam bis vier zählen. Füllen Sie erst die Brust und dann den Bauch.
- Nach dem Einatmen halten Sie inne und zählen langsam bis vier. Dann durch die Nase ausatmen und wieder bis vier zählen. Spüren Sie bewusst, wie die Luft aus der Lunge strömt. Die Luft anhalten und langsam bis vier zählen.
- Nach insgesamt vier kompletten Zyklen beenden Sie die Übung bewusst (z. B. mit einer Handgeste).
4. Kaltwasser-Atmung
Kaltwasserbehandlungen haben in vielen Kulturen eine Tradition. Sie wirken sehr belebend, vor allem in Kombination mit bewusster Atmung.
- Nach dem normalen Duschen drehen Sie die Wassertemperatur so weit wie möglich herunter. Atmen Sie dabei bewusst durch den Mund.
- Bleiben Sie so lange unter dem kalten Wasser, wie Sie es aushalten, atmen Sie dabei durch den Mund. Es ist okay, wenn Sie anfangs nur eine Minute oder kürzer durchhalten.
- Lassen Sie das kalte Wasser über Kopf und Körper fließen, ohne Widerstand zu leisten oder sich anzuspannen. Nach etwa 20 Sekunden lässt das Gefühl der Gegenwehr nach, weil sich die Haut an die Kälte gewöhnt.
- Erhöhen Sie die Dauer allmählich. Konzentrieren Sie sich darauf, lange, tiefe Atemzüge zu nehmen.
5. Farben: Übelkeit lindern
Auch Übelkeit kann man mit der richtigen Atmung in den Griff bekommen. Sie tritt vor allem in der frühen Schwangerschaft, bei einem Mageninfekt oder bei Reisekrankheit auf, aber auch psychische Faktoren können eine Rolle spielen.
- Liegen oder sitzen Sie ruhig und bequem. Schließen Sie die Augen, dabei liegt eine Hand locker auf dem Bauch, die andere auf der Brust.
- Atmen Sie einmal normal durch die Nase ein und aus, anschließend etwas tiefer und länger. Spüren Sie, wie sich Ihre Hände mit der Atmung heben und senken. Atmen Sie im Wechsel einmal normal, einmal tiefer.
- Stellen Sie sich vor, wie beim Ausatmen die Übelkeit aus Ihnen entweicht. Geben Sie dem Zentrum der Übelkeit in Ihrem Körper eine Farbe. Lassen Sie diese beim tiefen Ausatmen aus dem Körper strömen. Stellen Sie sich nun eine angenehme Farbe vor, die beim Einatmen statt der Übelkeit in Ihren Körper strömt. Fahren Sie fort, bis Sie sich besser fühlen.
6. Achtung!
Einige der dynamischen Atemübungen eignen sich nicht für jeden, etwa wenn Sie an einer Krankheit leiden oder schwanger sind. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Einwände gegen Atemübungen bestehen.
- Hören Sie auf Ihren Körper und respektieren Sie seine Grenzen.
- Beginnen Sie mit kurzen Übungen, steigern Sie die Dauer allmählich.
- Wenden Sie sich an eine/n qualifizierte/n Atemtherapeut:in, wenn Sie Anleitung benötigen.