Ob bei der Arbeit oder in der Freizeit, die meisten von uns verbringen viel Zeit vor dem Bildschirm. Dass das blaue Licht, das uns dabei entgegenstrahlt, auch Auswirkungen auf die Haut haben könnte, ist eine Vermutung, die in den letzten Jahren immer wieder aufgekommen ist. Doch gibt es das „Screen Face“ wirklich?

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Blaues Licht ist allgegenwärtig. Es gehört zum natürlichen Sonnenlichtspektrum, findet sich im künstlichen Licht der Innenraumbeleuchtung und den LEDs von Bildschirmen. Mit einem Wellenlängenbereich von 400 bis 460 Nanometer grenzt der blaue Bereich des Sonnenlichts direkt an den unsichtbaren UV-Bereich. Blaulicht bildet damit den kurzwelligsten und energiereichsten Anteil des sichtbaren Spektrums, weshalb Expert:innen häufig auch von hochenergetisch sichtbarem Licht (kurz: HEVIS-Licht) sprechen.

Während die schädigende Wirkung von UV-Licht bereits umfangreich untersucht und den meisten Menschen gut bekannt ist, ist das HEVIS-Licht erst vor einigen Jahren in den Mittelpunkt von Forschungsinteressen gerückt. Gezeigt hat sich dabei, dass auch HEVIS-Licht nicht spurlos an der Haut vorübergeht. Es kann bis in tiefe Hautschichten vordringen, regt dort die Bildung freier Radikale an und ruft oxidativen Stress hervor. Damit beschleunigt HEVIS-Licht nicht nur die Hautalterung, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Pigmentstörungen sowie bei der Verstärkung dieser.

Analoges Leben: Kennen Sie schon „Digital Detox“?

Als „Digital Detox“ wird der Trend bezeichnet, für einen gewissen Zeitraum teilweise oder vollständig auf digitale Medien zu verzichten. Durch die Einschränkung der digitalen Vernetzung und ständi­gen Erreichbarkeit soll Stress reduziert und die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Dinge der realen Welt gelenkt werden.

Entwarnung für Kunstlicht?

Doch wie sieht es nun mit dem blauen Licht der Displays und Monitore aus, die uns täglich umgeben? Hier kann die Wissenschaft Entwarnung geben. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass das künstliche blaue Licht von elektronischen Geräten keine schädigende Wirkung auf die Haut hat. So konnte ein Forschungsteam um Dr. Ludger Kolbe, Chief Scientist Photobiology bei Beiersdorf, bereits vor knapp zwei Jahren nachweisen, dass die Strahlendosis des künstlichen Blaulichts bei normaler Verwendung elektronischer Geräte bei Weitem nicht ausreicht, um einen schädlichen Effekt auf die Haut zu bewirken. Laut den Wissenschafter:innen müsse man eine ganze Woche lang ununterbrochen und mit einem Abstand von 30 cm vor einem Monitor sitzen, um dieselbe Blaulichtdosis aufzunehmen, die man innerhalb einer einzigen Minute an einem sonnigen Sommertag zur Mittagszeit in Hamburg aufnehmen würde. Die Emissionen von künstlichem Blaulicht seien im Vergleich zu denen des natürlichen Blaulichts der Sonnenstrahlung praktisch nicht zu erkennen, lautet das Fazit der Expert:innen. Selbst bei unmittelbarer Nähe zum Bildschirm ändere sich das Ergebnis nicht wesentlich. Zwar nähme die HEVIS-Intensität um das 17-fache zu, allerdings entspräche ein 10-Stunden-Telefonat am Smartphone nur einer Minute Sonnenlichteinstrahlung an einem sonnigen Tag in Hamburg.

Phototherapie: Blaulicht als Therapie

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Wie so häufig im Leben gilt auch für blaues Licht: Entscheidend für den Effekt sind die Intensität, die Einwirkzeit und die genaue Wellenlänge des Blaulichts. Und so ist es nicht verwunderlich, dass neben der schädigenden Wirkung des Sonnenlichts und der neutralen Wirkung des Kunstlichts auch eine positive Wirkung bekannt ist. In der Aknebehandlung wird blaues Licht gezielt für therapeutische Zwecke eingesetzt. Die regelmäßige Bestrahlung hemmt Entzündungen, reguliert die Talgproduktion, wirkt beruhigend und desinfizierend.

Schutzmaßnahmen anpassen

Doch auch wenn Handys und Co. nach derzeitigem Kenntnisstand keine Auswirkung auf die Hautalterung haben, haben sie doch Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. So hemmt das blaue Licht die Produktion des Schlafhormons Melatonin, wodurch das Einschlafen erschwert werden kann. Schlafmangel wiederum wirkt sich auf die Hautgesundheit aus und kann wichtige Regenerationsprozesse hemmen. Um den Schlaf nicht zu stören, sollte deshalb die Bildschirmzeit am Abend rechtzeitig beendet oder der Nachtmodus am Gerät eingeschaltet werden. Letztere aktivieren einen Blaufilter, wodurch das Licht rötlicher wird. Ein Nebeneffekt des roten Lichts: Es macht müde.

Ausdrücklich empfohlen wird, die Haut vor dem Blaulichtanteil des Sonnenlichts zu schützen. Am effektivsten ist hier, die direkte Sonneneinstrahlung in den Mittagsstunden zu vermeiden. Zusätzlich können Sonnenschutzprodukte mit blaulichtneutralisierenden Wirkstoffen verwendet werden. Die in Sonnenschutzprodukten eingesetzten chemischen UV-Filter hingegen haben gegenüber blauem Licht nur eine geringe Wirkung. Physikalische Filter schneiden zwar etwas besser ab, bieten aber ebenfalls keinen umfassenden Schutz.

Gesund am Bildschirm: 4 praktische Alltagstipps

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  • Zwischen großen und kleinen Bildschirmen wechseln: Wer am Abend über längere Zeit Serien und Filme anschauen möchte, sollte statt zum Smartphone besser zu einem Gerät mit großem Bildschirm greifen. Die Augenmuskulatur wird dadurch weniger gefordert, wodurch kleinen Augenfalten vorgebeugt werden kann.
  • Blaulichtfilter verwenden: Sie sorgen dafür, dass der Blauanteil reduziert wird. Auch wenn das Umstellen zunächst ungewohnt ist, kann es vor allem in den Abendstunden für einen erholsameren Schlaf sorgen, der für die Regeneration der Haut von Bedeutung ist.
  • Bildschirmpausen einplanen: Bildschirmarbeit und -licht strapazieren die Augen. Pausen, in denen der Blick bewusst in die Ferne gelenkt wird, helfen, die Augen wieder zu entspannen.
  • Brillen mit Blaufiltern: Sie verstärken den Kontrast und sorgen damit für ein ermüdungsfreies Sehen.