Wie man jemanden im Notfall aus akuter Gefahr rettet. Wir erklären Ihnen Schritt für Schritt die richtigen Handgriffe und was Sie dabei beachten sollten. Rautek-Rettungsgriff, Helm-Abnahme und mehr:
Füreinander da sein und im Notfall helfen!
Erste-Hilfe-Maßnahmen können über Leben und Tod entscheiden. In Österreich ist grundsätzlich jeder Mensch dazu verpflichtet, im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten – daher sollte man an einem Erste-Hilfe-Kurs teilnehmen und auch regelmäßig sein Wissen auffrischen. Diese Serie soll einen Beitrag dazu leisten.
Was ist die Gefahrenzone?
Mit der Gefahrenzone ist der Bereich gemeint, in dem sich der Verletzte in akuter Gefahr befindet. Meist handelt es sich dabei um eine Unfallstelle. Als Ersthelfer soll man die Gefahrenzone absichern, damit es nicht zu weiteren Verletzungen kommt bzw. um andere Menschen davor zu warnen. Die Sicherung dient aber auch dazu, sich selbst zu schützen, während man den Verletzten aus der Gefahrenzone rettet.
Bei einem Verkehrsunfall ist es zum Beispiel wichtig, die anderen Verkehrsteilnehmer zu warnen, um weitere Unfälle zu vermeiden. Das wird bewerkstelligt, indem man die Warnblinkanlange einschaltet, eine Warnweste anzieht und ein Pannendreieck aufstellt.
Die sogenannte GAMS-Regel beschreibt, wie man sich in einer Gefahrensituation verhalten soll:
- Gefahr erkennen
- Absichern oder Abstand halten (falls keine Absicherung möglich)
- Menschen retten (wenn gefahrlos möglich)
- Spezialkräfte mittels Notruf informieren und anfordern
Selbstschutz geht vor Fremdschutz
Der Helfer darf sich bei der Bergung nicht selbst in Gefahr bringen. Wenn der Eigenschutz nicht gewährleistet werden kann oder der Verletzte eingeklemmt ist, kann der Ersthelfer nur die Rettung bzw. weitere Spezialkräfte mittels Notruf verständigen und muss auf deren Eintreffen warten.
Wenn der Verletzte bei Bewusstsein ist, sollten Sie ihm erklären, welche Schritte Sie unternehmen und diese nach Möglichkeit auch mit ihm absprechen.
Ist die Unfallstelle gesichert, geht es darum, das Unfallopfer aus der Gefahrenzone zu bringen. Mit den folgenden Techniken ist es möglich, Verunglückte schnell, schonend und ohne weitere Hilfsmittel aus akuten Gefahrenzonen zu retten:
Den Verletzten an den Armen aus der Gefahrenzone wegziehen:
Wenn der Verletzte auf dem Boden liegt, ist es relativ einfach, ihn aus der Gefahrenzone wegzuziehen. Diese Art des Wegziehens funktioniert sowohl in der Rücken- als auch in der Bauchlage.
- Führen Sie die Arme des Betroffenen am Boden entlang nach oben und überkreuzen Sie sie unter dem Kopf des Verletzten.
- Vergewissern Sie sich, dass der Kopf auf den überkreuzten Armen liegt und nicht am Boden schleift.
- Dann umfassen Sie beide Handgelenke und ziehen ihn aus der Gefahrenzone.
Den Verletzten auf den Rücken drehen
Liegt der Verletzte auf dem Bauch, kann man weder seine Atmung kontrollieren, noch seinen Helm abnehmen und auch keine Herzdruckmassage oder Beatmung durchführen. Sie müssen Ihn also auf den Rücken drehen.
Das geht mit ein paar einfachen Handgriffen:
Strecken Sie den Arm beim Hinterkopf des Verletzen aus. Fassen Sie ihn am Becken und der Schulter und drehen Sie ihn zu sich hin, bis er am Rücken liegt. Dabei soll der Kopf vorsichtig zu Boden gleiten.
Der Rautek-Rettungsgriff
Mit dem Rautekgriff kann man Menschen rasch aus Autos, Badewannen oder aus dem Bett ziehen. Nehmen wir an, es handelt sich um einen Autounfall:
- Kontrollieren Sie, ob der Verletzte bei Bewusstsein ist. Rütteln Sie sanft an seiner Schulter.
- Wenn es sich um einen Autounfall handelt: Motor abstellen, Handbremse anziehen, Schlüssel stecken lassen.
- Kontrollieren Sie, ob die Arme und Beine des Verunglückten frei und nicht eingeklemmt sind (Die Befreiung eingeklemmter Personen ist Aufgabe der Feuerwehr).
- Öffnen Sie den Sicherheitsgurt und stützen Sie den Verletzten, damit er nicht nach vorne kippt.
- Legen Sie einen Unterarm des Verletzten quer vor dessen Oberkörper und greifen Sie dann von hinten unter seinen Achseln durch, um den Unterarm zu ergreifen.
- Achten Sie darauf, dass alle fünf Finger von Ihnen nach vorne schauen.
- Drehen Sie den Betroffenen leicht und ziehen Sie ihn mit Schwung auf Ihren gebeugten Oberschenkel.
- Bringen Sie ihn rasch aus der Gefahrenzone und legen Sie ihn an einem sicheren Ort ab.
- Falls ein zweiter Helfer vor Ort ist, kann dieser die Beine Umfassen und so beim Tragen helfen.
Motorradunfall: Den Helm sicher abnehmen
Der Kopf des Motorradfahrers wird bei einem Unfall durch einen Helm geschützt. Beim Aufprallen können aber schwere Verletzungen an der Halswirbelsäule entstehen. Deshalb ist hier Vorsicht geboten.
Wenn der Verletzte bewusstlos ist, muss die Atmung kontrolliert werden. Und dafür muss der Helm ab.
- Prüfen Sie, ob der Verunfallte bei Bewusstsein ist, indem Sie ihn ansprechen und sanft an der Schulter rütteln.
- Knien Sie sich hinter den Verletzten, richten Sie seinen Kopf vorsichtig gerade und fixieren Sie diesen mit den Knien.
- Öffnen Sie das Visier und versuchen Sie mit dem Verletzten zu sprechen. Nehmen Sie ihm ggf. die Brille ab.
- Öffnen Sie den Kinnriemen.
- Umfassen Sie den Helm seitlich, ziehen Sie ihn auseinander und kippen Sie ihn nach hinten, bis die Nasenspitze sichtbar wird.
- Greifen Sie mit einer Hand nach dem oberen Rand des Helms und stützen Sie mit der anderen Hand den Nacken.
- Ziehen oder schieben Sie den Helm gleichmäßig vom Kopf herunter; stützen Sie dabei den Hinterkopf.
- Legen Sie den Kopf des Verletzten vorsichtig mit beiden Händen am Boden ab.
- Überprüfen Sie nun die Atmung.
Bei normaler Atmung: Bringen Sie den Motorradfahrer in eine stabile Seitenlage.
Bei keiner normalen Atmung: Verdacht auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen und führen Sie diese fort, bis die Rettung eintrifft.