Eine Krebstherapie ist körperlich und emotional oft sehr belastend. Aber es gibt Strategien, die helfen können, die Behandlung besser zu bewältigen. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt.

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Zytostatika sind Medikamente, die das Wachstum und die Teilung von Zellen hemmen. Sie werden in der Chemotherapie zur Behandlung von Krebs eingesetzt. Zytostatika greifen in verschiedene Prozesse der Zellteilung ein – auch bei gesunden Zellen. Nebenwirkungen können, müssen aber nicht auftreten und sind auch in ihrer Stärke individuell unterschiedlich ausgeprägt.

Übelkeit und Erbrechen gehören zu den belastendsten Nebenwirkungen einer medikamentösen Tumortherapie. Während Erbrechen durch eine optimale Prophylaxe bei ca. 70 bis 80 % der Patient:innen verhindert werden kann, betrifft Übelkeit zwischen 40 und 50 % der Patient:innen. Intensität und Dauer sind abhängig von der Art der eingesetzten Substanz bzw. Strahlentherapie, Dosis, Kombination mit anderen Medikamenten und patientenindividuellen Risikofaktoren.

So ist das brechreizauslösende Risiko z. B. bei jüngeren Frauen und bei Personen, die an Reisekrankheit leiden, höher – bei Personen mit chronischem und erhöhtem Alkoholkonsum hingegen niedriger. Übelkeit und Erbrechen können akut (innerhalb 24 Stunden nach Therapiebeginn), verzögert (bis zu fünf Tage nach Therapiebeginn) und auch psychisch bedingt/erlernt nach negativen Erfahrungen auftreten.

Vorbeugende Maßnahmen gegen das Erbrechen müssen frühzeitig erfolgen, da eine spätere symptomorientierte Behandlung kaum wirksam ist. Bei einer intensiven intravenösen Krebstherapie, die sehr stark Übelkeit auslösen kann, wird eine spezielle Medikamentenkombination eingesetzt, um diese Nebenwirkung zu bekämpfen. Insbesondere in der ersten Phase von Übelkeitssymptomen kann Ingwer helfen.

Leben mit der Diagnose Krebs

Krebshilfe_Mockup_Cover_DiagnoseKrebs - © Österreichische Krebshilfe
© Österreichische Krebshilfe

In den letzten Jahren haben Krebstherapien unglaubliche Erweiterungen erfahren. Diese Broschüre soll einen Überblick über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bei Krebs geben und über mögliche oder zu erwartende Nebenwirkungen ausführlich informieren. Besonders beleuchtet wird das umfangreiche Hilfsangebot der Österreichischen Krebshilfe.

Niemand soll das Gefühl haben, mit der Diagnose und allen damit verbundenen Ängsten, Sorgen, Fragen und Herausforderungen allein fertig werden zu müssen. In ganz Österreich stehen Betroffenen einfühlsame und erfahrene Krebshilfe-Berater:innen zur Verfügung, die sich Zeit nehmen, zuhören und helfen.

Durchfall

Durch Zytostatika bzw. Strahlentherapie kann es zu einer Entzündung der Darmschleimhaut kommen, was oft zu Durchfall führt. Bisher gibt es keine Empfehlung, standardmäßig Medikamente vorbeugend gegen diesen Durchfall zu geben, weil der Nutzen dafür nicht eindeutig nachgewiesen ist. Bei gesunden Menschen könnte man aber sogenannte Synbiotika in Erwägung ziehen, die das Darmmilieu unterstützen.

Bei Patient:innen, deren Immunsystem unterdrückt wird, werden Probiotika nicht eingesetzt. Leichter und mittelstarker Durchfall kann mit dem Wirkstoff Loperamid sowie Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich behandelt werden.

Stomatitis

Die Stomatitis ist eine Schädigung der Schleimhaut im Mund- und Rachenbereich, die zu Gewebeschäden bzw. offenen Wunden führt. Sie hat ein erhöhtes Infektionsrisiko zur Folge. Darüber hinaus kommt es zu Veränderungen im Speichelfluss und der oralen Keimbesiedlung. Die Erkrankung verläuft meist phasenhaft und beginnt etwa fünf bis sieben Tage nach Beginn der Chemotherapie. Schmerzen führen zu einer eingeschränkten Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme.

Schlechte Mundgesundheit und -hygiene, genetische Faktoren, eingeschränkte Nieren-/Leberfunktion und vorausgegangene Tumortherapie im Kopf-Hals-Bereich erhöhen Inzidenz und Ausprägung der Symptome. Zur Vorbeugung sollte eine umfassende Mundpflege erfolgen.

Außerdem kann bei einer HNO-Bestrahlung in Rücksprache mit dem Arzt/der Ärztin ein Tee mit Thymian, Majoran, Salbei & Co. eingesetzt werden. Auch Eibischtee (kalt angesetzt, 30 Minuten Ziehzeit) oder Eibischteig zum Lutschen kann Linderung bringen.

Haarausfall

Der Chemotherapie-induzierte Haarausfall ist eine der häufigsten und emotional stark beeinträchtigenden Nebenwirkungen der Chemotherapie. Dabei fallen die sich gerade in der Wachstumsphase befindenden Haare aus, weswegen der Haarausfall am Kopf meist wenige Wochen nach Therapiebeginn auftritt. Nach Beendigung der Therapie kommt es zumeist innerhalb weniger Wochen zum Nachwachsen der Haare, wobei sich das neue Haar in Farbe und Struktur gegenüber dem Haar vor der Chemotherapie unterscheiden kann.

Eine medikamentöse Prophylaxe und eine Therapie existieren bisher nicht. Patient:innen können für den Haarersatz auf Perücken aus Echt- oder Kunsthaar zurückgreifen. Die Kosten für Perücken werden zum Teil von der Österreichischen Gesundheitskasse übernommen, ein Selbstbehalt von 10 % ist jedoch von den Patient:innen zu tragen. Bei schütterem Haar lassen Streuhaare die Haare optisch dichter erscheinen. Sie bestehen aus Mikrofasern, die sich durch statische Aufladung mit den verbliebenen Haaren verbinden, und können auch zum Kaschieren von Narben auf der Kopfhaut verwendet werden.

Haut und Nägel

Bereits vor Beginn der Chemotherapie sollte eine ausreichende Basispflege der Haut und Nägel (mindestens 2 x täglich) mit harnstoffhaltigen Salben und Cremes (5 und 10 %) erfolgen. Nägel sollten nicht zu kurz, und gerade geschnitten werden und die Nagelhaut gut eingecremt werden. Die Einnahme von Biotin kann versucht werden, bisher liegen allerdings noch nicht genug Daten vor, um eine Empfehlung auszusprechen.

Zum Duschen und Baden können pH-5-neutrale Produkte verwendet werden. Durch gute Pflege kann Juckreiz, der durch Hauttrockenheit ausgelöst wird, oft verhindert werden. Um die Haut nicht zu strapazieren, ist es zudem ratsam, chemische und mechanische Reize wie Hitze, Nassrasur, heißes Wasser, UV-Strahlung und das Tragen von engem Schuhwerk/Kleidung zu vermeiden.

Ernährung

Durch Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Stomatitis, Übelkeit/Erbrechen und Durchfall kann es innerhalb kurzer Zeit zu starkem Gewichtsverlust und in weiterer Folge zu Muskelschwund kommen. Dies verschlechtert nicht nur die Prognose, sondern vermindert auch die Lebensqualität. Tumorpatient:innen wird eine ausreichende Eiweiß-Zufuhr empfohlen.

Generell ist eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung eine gute Basis für eine Chemotherapie; vor allem deren Qualität spielt eine Rolle, denn auch übergewichtige Personen können mangelernährt sein. Um den Nährstoffbedarf zu decken, steht eine Vielzahl hochkalorischer voll- und teilbilanzierter Trinknahrungen und Pulver unterschiedlichster Zusammensetzung zur Verfügung. Sie sind mitunter sehr süß und schmecken gekühlt meist besser. Die Nahrung kann auch mit geschmacksneutralen Produkten ergänzt werden.

Zytostatika Handhabung

Tipps für zu Hause

  • Packungen kindersicher und lichtgeschützt aufbewahren
  • Am Einnahmetag engen Hautkontakt vermeiden
  • Nach Einnahme Hände waschen
  • Bei Vorbereitung durch Angehörige/Pflegedienst: Handschuhe tragen, Tablette aus dem Blister direkt in kleinen Becher drücken
  • Einmalutensilien in verschlossenem Plastikbeutel entsorgen
  • Ausscheidung hauptsächlich mit Urin und Fäzes, daher Toilette sauber halten, mit geschlossenem Deckel zwei Mal spülen
  • Achtung bei Erbrechen innerhalb von zwei Stunden nach Einnahme: hohe Konzentration des Zytostatikums im Erbrochenen!
  • Kontaminierte Kleidung separat und wenn möglich sofort waschen, bis zum Waschen dicht verschlossen lagern, normales
  • Waschprogramm ausreichend